Weser-Kurier: Kommentar von Ralf Michel zu Klagen über das Jobcenter
Geschrieben am 05-06-2014 |
Bremen (ots) - Klagen über Mitarbeiter des Jobcenters, die ihre
Kunden mies behandeln? Klar, kennt man doch. Von oben herab,
gönnerhaft, uneinsichtig. Da ist das Urteil schnell gefällt. Doch die
Geschichte funktioniert auch andersherum. Und dies in erschreckender
Häufigkeit, wie jetzt eine Befragung im Jobcenter Bremen ergeben hat.
Jeder zweite Mitarbeiter wurde mindestens einmal die Woche beschimpft
oder beleidigt, mehr als jeder vierte wurde im vergangenen Jahr Opfer
von körperlicher Gewalt oder eindeutiger Bedrohungen. Nein, dass ist
kein Berufsrisiko, das gehört nicht mit zum Job. Und nein, es ist
nicht selbstverständlich, einen Alarmknopf am Schreibtisch zu haben
und eine Fluchttür im Rücken. Von den Hartz-IV-Gesetzen mag man
halten, was man will, aber eines ist klar - die Mitarbeiter im
Jobcenter haben diese Gesetze nicht zu verantworten, sie führen sie
nur aus. Sie erfüllen eine überaus undankbare Aufgabe: Wie vermittelt
man Menschen, denen es ohnehin schlecht geht, dass sie einen Wust von
Vorschriften beachten müssen? Dass man sie immer wieder aufs Neue
überprüfen und kontrollieren muss? Und dass jede Abweichung zu
Sanktionen führt? All das sollte man im Hinterkopf haben, wenn es mal
wieder ein Urteil zu fällen gilt über die Mitarbeiter des Jobcenters.
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Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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