WAZ: Rassismus im Alltag. Kommentar von Lutz Heuken
Geschrieben am 09-06-2014 |
Essen (ots) - Die kraftvollen, friedlichen und auch anrührenden
Bilder des Birlikte-Festivals in Köln zeigen: Deutschland ist nicht
ausländerfeindlich. Gegen rechts, da stehen wir doch zusammen.
Wirklich? Wer hat denn vor zehn Jahren aufgeschrien, als in der
Kölner Keupstraße die Nagelbombe hochging? Wer hat denn protestiert,
als die Fahnder die zumeist türkischen Opfer als Täter verdächtigten?
Diejenigen, die damals aufbegehrten, gehörten zu einer Minderheit,
die denn auch sofort des Linksradikalismus' oder des Gutmenschentums
bezichtigt wurde. Den rechten Terror der NSU-Mörder sehen die
allermeisten Deutschen mit Abscheu. Das ist gut so. Doch Rassismus
und Ausgrenzung beginnen nicht mit Bomben und Morden. Rassismus
beginnt in Unternehmen, wo der Personalchef die Bewerbungen von Ali
und Murat ungesehen in den Papierkorb wirft - und lieber die von
Benjamin und Jonas prüft. Wo die Frau mit dem Kopftuch vom Nachbarn
im Hausflur geschnitten wird. Wo Flüchtlinge in der Politik und am
Stammtisch als Sozialtouristen tituliert werden. Feste wie das in
Köln verleihen Kraft. Kraft, die man dringend braucht, um auch gegen
diesen alltäglichen Rassismus einzuschreiten.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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