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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Fifa und ihrem Chef

Geschrieben am 12-06-2014

Bielefeld (ots) - Wenn es denn bei Josef Blatter eines Tages so
weit sein sollte, macht das gar nichts. Dort oben, im großen
Unbekannten, wird schließlich auch Fußball gespielt. Echt jetzt? Es
mag dem Präsidenten des Weltverbandes einigermaßen rätselhaft
vorkommen, aber er hat sich wohl entschieden. »Wir fragen uns, ob
unser Spiel auch auf anderen Planeten gespielt wird. Wir werden nicht
nur eine WM haben, sondern interplanetarische Wettbewerbe«, sagte der
Schweizer beim Fifa-Kongress. Spacige Sätze, die den Fußball und
seine weltumspannende Bedeutung nun auch in die Umlaufbahn geschossen
haben. Weil Gegenspieler Michel Platini vom europäischen Verband sein
größtes Turnier in sechs Jahren schon kontinentweit ausufern lassen
wird, kontert Blatter mit Mars, Saturn, Venus und Pluto. Die WM in
der Star-Wars-Variante. Auch wenn er seine Visionen lustig meint, ist
der Mann schon auf Erden ein Entrückter. Warum er sich dazu als
verbaler Raumfahrer gefiel, ist leicht erklärt. Wer All mit Macht
kombiniert, kommt auf Allmacht. Blatter ist so eine Art Berlusconi
des Fußballs - dieser Mit-allen Wassern-gewaschen-Typ. Schon 1998,
als er die Nummer 1 wurde, bezichtigte ihn DFB-Chef Egidius Braun des
Stimmenkaufs. Damals wurde Blatter relativ knapp ins Amt gehoben,
seitdem zementierte er seine Position so, dass es eines
Staatsaufstandes bedarf, um ihn loszuwerden. Die Europäer nahmen es
sich gerade vor und handelten sich eine Abfuhr ein. Weil Blatter alle
anderen verlässlich auf seiner Seite weiß. Strippenziehen auf
höchstem Niveau: Seinen Laden hat der Eidgenosse in Sachen
Mehrheitsbeschaffung im Griff. Bis zum August will sich sein Feind
Platini nun überlegen, ob er als Gegenkandidat antritt. Nur ist der
Franzose auch aus diesem fragwürdigen Funktionärsholz geschnitzt. Er
votierte für Katar, es gibt Hinweise auf innerfamiliäre
Querverbindungen mit einträglichen Geschäftsbeziehungen. Es kann auch
kein Trost sein, dass der Wähler Franz Beckenbauer sein
Kaiser-Kreuzchen im ersten Wahlgang hinter Australien und im zweiten
Durchlauf hinter die USA gesetzt hatte. Die Scheich-Spezis in Arabien
kennt er allerdings auch alle. Nun ist erst Brasilien angesagt. Sogar
dort haben die Menschen klar gemacht, dass ihnen die Kugel nicht über
alles geht. Und wenn die Alles-Regulierer von der Fifa weg sind, ist
das Land wieder allein mit seinen Sorgen. An Blatter muss es sich
nicht wenden. Der schwebt schon in anderen Sphären und muss sich um
die Zukunft des Fußballs kümmern. So einer kann auch nicht von bösen
Tricks wie Amtszeitbeschränkung und Altersbegrenzung ausgebremst
werden. Beides hat Blatter verhindert.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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