Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Cameron/Merkel/Juncker
Geschrieben am 13-06-2014 |
Stuttgart (ots) - Ausgerechnet mit Angela Merkel, von der er sich
Reform-Beistand verspricht, ist David Cameron über die Personalie
Jean-Claude Juncker fatal aneinandergeraten. Und viele Verbündete hat
der Brite ja nicht gerade. Jedenfalls nicht, seit er seine
Konservative Partei 2009 aus der großen Fraktion der Europäischen
Volkspartei in eine parlamentarische Randgruppe geführt hat, die nun,
zum Ärger Merkels, um die Alternative für Deutschland aufgestockt
wird. Vor diesem Hintergrund erscheinen Camerons Referendum und seine
kategorische Ablehnung Junckers eine riskante Taktik.
Antieuropäischer Stimmung nachzugeben schafft nur immer mehr
antieuropäisches Sentiment auf der Insel. Selbst wenn man sich in der
EU auf eine Alternative zu Juncker verständigte und noch mit anderen
Kompromissen für London käme, wäre das für Camerons Hinterbänkler
nicht genug, um sich für die EU zu erwärmen. Was will Cameron also?
Will er wirklich, wie er beteuert, sein Land in der EU halten? Bis
jetzt kommt er nur als ein weiterer britischer Politiker herüber, der
permanent im Clinch mit seinen europäischen Partnern liegt. Im Clinch
aber lassen sich keine Kompromisse erzielen. Stattdessen gehen
Allianzen zu Bruch, beginnen sich Fronten unnötig zu verschärfen.
Cameron führt sein Land auf eine gefährlich abschüssige Bahn. Sich
später noch als Freund der EU neu zu erfinden, wenn es ans Referendum
geht, dürfte ihm nicht so leichtfallen, wie er sich das wohl einmal
dachte.
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