Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zum Streit über Kampfdrohnen
Geschrieben am 30-06-2014 |
Bremen (ots) - Achilles, der Schwertkämpfer, taugte in der antiken
Mythologie noch zum Helden - der Bogenschütze Paris hingegen, der ihn
am Ende durch einen Schuss in die Ferse tötete, galt als Feigling.
Anno 1139 ächtete Papst Innozenz II. die weitreichende und
durchschlagskräftige Armbrust als ehrlose Waffe. Es ist eine zutiefst
archaische Debatte, die aktuell um die Anschaffung von bewaffneten
Drohnen für die Bundeswehr geführt wird. "Kampfdrohnen entgrenzen den
Einsatz militärischer Gewalt", barmt die Grünen-Abgeordnete Agnieszka
Brugger - als ob die asymmetrischen Kriege unserer Zeit noch mit
aufgepflanztem Bajonett Mann gegen Mann geführt würden. Die Bedenken
und Argumente der Kampfdrohnen-Gegner sprechen allen in Afghanistan
gemachten Erfahrungen Hohn. Es gebe keine Fähigkeitslücke bei der
Bundeswehr, behauptet etwa SPD-Wehrexperte Rainer Arnold. Dabei
sollte der Abgeordnete bei seinen unzähligen Truppenbesuchen bemerkt
haben, dass die Bundeswehr in Afghanistan selbst Aufklärungsdrohnen
in Israel leasen muss. Sein Fraktionskollege Hans-Peter Bartels
verweist auf Jagdbomber und Kampfhubschrauber der Bundeswehr zur
Unterstützung der Bodentruppen. Nichts davon stand in Afghanistan zur
Verfügung, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Dafür waren deutsche
Soldaten auf Patrouille froh, wenn sie wenigstens US-Kampfdrohnen in
ihrer Nähe wussten. Man darf auch überlegen, ob die Zahl der zivilen
Opfer bei dem verheerenden Bombardement von Kundus 2009 geringer
ausgefallen wäre, wenn die Deutschen sofort in der Lage gewesen
wären, präzise eigene Kampfdrohnen einzusetzen. Die schrille Debatte
um "Killerautomaten" ignoriert, dass Kampfdrohnen im Vergleich zu
einfacheren Waffen die Distanz eher verkürzen: Eine Granate, aus 30
Kilometer Entfernung abgefeuert, lenkt niemand mehr um. Die Drohne
ist näher dran, auch wenn ihr Pilot Hunderte oder gar Tausende
Kilometer entfernt sitzt. Wer wann und unter welchen Umständen auf
den Knopf drücken darf, das freilich haben bei einer Parlamentsarmee
wie der Bundeswehr nicht zuletzt die Abgeordneten zu entscheiden.
Aber man wird das Gefühl nicht los, dass viele von ihnen sich genau
vor dieser - zugegeben schwierigen - Entscheidung drücken wollen. Wie
schön, dass man dabei wenigstens auf die bösen Amis zeigen kann.
Dabei muss niemand deren umstrittene Drohnen-Einsätze gegen
mutmaßliche Terroristen kopieren. Es sollte in der deutschen
Diskussion vielmehr darum gehen, die eigenen Soldaten bestmöglich zu
schützen. Das ist man ihnen nämlich schuldig, wenn man sie in einen
Einsatz geschickt hat. Das Spiel auf Zeit hingegen ist
verantwortungslos.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
535206
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Ein Ventil für den Frust
Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - Der Streit um die Mietpreisbremse ist so
überflüssig wie der berühmte Kropf und ließe sich mit etwas gutem
Willen schnell aus der Welt schaffen. Die federführende SPD und ihr
Justizminister haben es in ihrem Reformeifer versäumt (oder versäumen
wollen), den Koalitionspartner so zu beteiligen, wie es sich gehört -
und die Union ist von eben jenem Reformeifer inzwischen so genervt,
dass sich der Frust nun ein Ventil gesucht hat. Deshalb geht es in
diesem Konflikt auch nicht so sehr um die Frage, ob die
Mietpreisbremse mehr...
- Rheinische Post: Mütterrente wird ab August rückwirkend ausgezahlt / Rentenpräsident: "Erhebliche Programmierarbeiten" Düsseldorf (ots) - Die ab dem 1. Juli geltende höhere Mütterrente
für Frauen, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben, kann nicht vor
August ausgezahlt werden. "Bei den 9,5 Millionen Müttern, die
bereits eine Rente erhalten, brauchen wir wegen der hohen Zahl der
Betroffenen Zeit, um die Reform umzusetzen", sagte der Präsident der
Deutschen Rentenversicherung, Axel Reimann, der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Insgesamt
erfordere die Umsetzung der Regelungen "erhebliche
Programmierarbeiten" und führe mehr...
- Rheinische Post: Union weist bei Pkw-Maut Einwände der EU zurück Düsseldorf (ots) - Der stellvertretende Chef der Unionsfraktion im
Bundestag, Arnold Vaatz (CDU), hat die Einwände der EU-Kommission
gegen die geplante Pkw-Maut in Deutschland, die mit einer Absenkung
der Kfz-Steuer einhergehen soll, zurückgewiesen. "Es ist ein
nationales Recht, die Höhe der Kraftfahrzeugsteuer festzulegen",
sagte Vaatz der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post"
(Dienstagausgabe). Dies könne jeder europäische Staat intern regeln.
Das sei keine Aufgabe der Europäischen Union. Vaatz stärkte
Verkehrsminister mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Rentenpaket
Bisher 650 Anträge auf Rente mit 63 bei Rentenversicherung Mitteldeutschland Halle (ots) - 650 Sachsen-Anhalter, die bei der Deutschen
Rentenversicherung Mitteldeutschland versichert sind, haben bis Ende
Juni einen Antrag auf die Rente mit 63 gestellt. Insgesamt gingen in
dem Haus bisher etwa 3000 derartige Anträge ein (Sachsen: 1700;
Thüringen: 590). Ob damit auf Mitteldeutschland eine Welle der
Frühverrentung zurollt, sei noch unklar, sagte Wolfgang Kohl,
Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland
der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung"
(Dienstag-Ausgabe). "Wir wissen mehr...
- Neue OZ: Neue OZ - Gespräch mit Katrin Göring-Eckardt, Grünen-Fraktionschefin Osnabrück (ots) - Grüne: Mindestlohn-Streit ein Signal für Ende
der Gemeinsamkeiten bei Schwarz-Rot
Fraktionschefin Göring-Eckardt kritisiert "Bündnis der
Verschwendung und Mutlosigkeit"
Osnabrück. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sieht den
anhaltenden Mindestlohn-Streit in der Regierungskoalition als Signal,
dass zwischen Union und SPD "der letzte Rest an Gemeinsamkeiten
flöten geht". In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Dienstag) erklärte Göring-Eckardt , Schwarz-Rot bekämpfe sich, statt
gemeinsam mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|