Weltpremiere für den Fernverkehr der Zukunft: Auf der
A 14 bei Magdeburg ist erstmals ein autonom fahrender Lkw unterwegs
Daimler Trucks-Vorstand Dr. Wolfgang Bernhard im Interview
INTERVIEW (AUDIO)
Geschrieben am 03-07-2014 |
Magdeburg (ots) -
Anmoderation:
So also sieht der Güterverkehr der Zukunft aus: Ein
Mercedes-Benz-Actros auf der A 14 bei Magdeburg, Tempo 80 -
eigentlich nichts Besonderes -, aber niemand sitzt am Steuer. Was
Mercedes-Benz heute in Sachsen-Anhalt der Weltöffentlichkeit gezeigt
hat, ist ein faszinierender und realistischer Ausblick auf den
Fernverkehrs-Lkw von morgen. Und die Zukunft ist greifbar nahe: In
zehn Jahren können Lkw auf den Autobahnen und Fernstraßen Europas
autonom fahren. Das hat heute der Nutzfahrzeug-Vorstand der Daimler
AG, Dr. Wolfgang Bernhard, bei der Weltpremiere des "Mercedes-Benz
Future Truck 2025" versprochen. Möglich macht das autonome Fahren
eine Vielzahl von Assistenzsystemen, Kameras und Sensoren an den
Rädern. Bei der heutigen Fahrdemonstration in Magdeburg haben wir uns
mit Dr. Wolfgang Bernhard unterhalten:
1. Herr Dr. Bernhard, beim "Shaping Future Transportation"-Event
in Magdeburg setzt Mercedes-Benz Trucks Maßstäbe für die Zukunft des
Transportverkehrs. Wie sieht aus Ihrer Sicht das
Nutzfahrzeug-Verkehrssystem von morgen aus? Mercedes-Benz Future
Trucks 2025 zeigt, wie wir uns im Jahr 2025 Transport- und
Fernverkehr vorstellen. Wir zeigen als Weltpremiere im Kern einen
Truck, der autonom fahren kann. Das heißt, er kann bei voller
Geschwindigkeit, bei 80 km/h, ohne dass der Fahrer am Lenkrad sitzt,
sich selbst steuern. Er kann selber Gas geben, er kann selber bremsen
und er kann sich sauber in der Spur halten. Und das bei super, super
Sicherheit. (0:25)
2. Welche Vorteile bringt die Technologie des autonomen Fahrens?
Das hat Auswirkungen auf eine ganze Reihe von Menschen, die daran
beteiligt sind. Zunächst einmal ist es etwas Wichtiges für Fahrer.
Wir glauben, dass damit der Arbeitsplatz des Fahrers sehr viel
attraktiver gestaltet werden kann. Es hat Auswirkungen auf
Unternehmen, weil die damit - speziell im Fernverkehr - den perfekten
Autopiloten haben. Den Highway-Pilot, der ihnen immer ein top
Verbrauchsergebnis bringt und absolut sicher fährt. Und letztlich
auch der Gesellschaft, weil wir damit weniger Unfälle haben werden
und besseren Verbrauch. Wir haben weniger CO2-Ausstoß. Und damit
kommen wir auch unserer Vision vom unfallfreien Fahren nochmal einen
ganz, ganz großen Schritt näher. (0:36)
3. Noch ist das hier gezeigte Fahrzeug ein Future Truck. Wie
realitätsnah ist dieses Fahrzeug schon heute? Die Komponenten, die
wir in diesem Truck verbauen, sind relativ seriennah. Das heißt, wir
reden jetzt nicht von einem visionären Truck, der so überhaupt nicht
in die Realität kommen kann. Wir glauben, dass wir in den nächsten
zehn Jahren so was auf die Straße bringen können. Und wir zeigen
damit auf, welche Diskussionserfordernisse wir noch haben, in unserer
Gesellschaft und in der Politik, um dieses auch zu ermöglichen.
(0:25)
4. Welche Rahmenbedingungen braucht es, um dieses System auf die
Straße zu bringen? Heute ist es ja so, dass der Fahrer zu jedem
Zeitpunkt in voller Kontrolle sein muss über sein Fahrzeug. Das
heißt, er darf das Lenkrad eigentlich nicht loslassen. Auf
internationalem Recht wurde das jetzt bereits schon geändert. Das
heißt, es ist hier bereits schon möglich, dass der Fahrer die
Kontrolle an ein geeignetes Assistenzsystem übergibt, dass er aber
Stand-by sein muss, dass er wie beim Flugzeug ständig die Möglichkeit
hat, einzugreifen. Dies ist international jetzt schon geändert, da
muss jetzt national nachgezogen werden. Auch auf der nationalen Ebene
der Straßenverkehrsordnung brauchen wir entsprechende Anpassungen und
wir glauben, dass das bis zum Ende dieses Jahrzehnts möglich sein
sollte. (0:33)
5. Und was muss in Punkto Datenschutz unternommen werden? Unser
Truck ist natürlich super vernetzt. Der kommuniziert mit allen
möglichen anderen Partnern. Mit dem Unternehmen, mit dem Fahrer, mit
anderen Fahrzeugen kommuniziert er. Und da geht es nun um die Frage:
Wer hat Zugriff auf diese Daten, die dort entstehen? Es geht nicht
darum, den Fahrer zu überwachen, es geht darum, den Fahrer zu
unterstützen. Und es geht darum, eine bessere Routenplanung zu
machen. Wer hat Zugriff auf diese Daten? Das ganze Thema
Datensicherheit und Datenschutz ist für uns ganz wichtig. Und dann
geht es letztens noch einmal um Fragen gesellschaftlicher Natur. Wir
brauchen natürlich auch entsprechende Infrastruktur. Das heißt, gute
Autobahnen, die auch gute Seitenbegrenzungssignale haben - die Spuren
und die gestrichelte Linie in der Mitte müssen natürlich sauber sein.
Wenn das da ist, dann ist für unseren Future Truck die Zukunft
geebnet. (0:48)
6. Ich bin mir sicher, Sie als Nutzfahrzeug-Vorstand sind den
Future Truck schon gefahren. Was ist es für ein Gefühl, am Steuer zu
sitzen und nichts zu machen? Der erste Kilometer, wenn man nicht am
Steuer sitzt, und der Truck schnurrt dahin, das ist am Anfang schon
etwas befremdlich. Auf dem zweiten Kilometer merkt man, er reagiert
dann schon aufs Verkehrsgeschehen und macht das vollkommen autonom,
und nach fünf Kilometer fühlt man sich sicher wie in Abrahams Schoß.
(0:17)
Abmoderation:
Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstand Nutzfahrzeuge der Daimler AG, im
Interview. Er hat heute den Mercedes-Benz Future Truck 2025
vorgestellt, den ersten Fernverkehrslastwagen, der autonom fährt,
also ohne Fahrer am Steuer. Die Weltpremiere des "Highway
Pilot"-Systems fand auf der A 14 bei Magdeburg statt.
ACHTUNG REDAKTIONEN:
Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio@newsaktuell.de.
Pressekontakt:
Ansprechpartner:
Daimler AG, Florian Martens 0711 1741525
all4radio, Hermann Orgeldinger 0711 3277759 0
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