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Von der Ausnahme zum bewussten Doping? / Sportmediziner kritisiert FIFA / Umstrittenes Medikament "Actovegin" darf weiter verabreicht werden

Geschrieben am 11-07-2014

Mainz (ots) - Der Fußball-Weltverband FIFA wird für sein Verhalten
im Zusammenhang mit dem umstrittenen Medikament "Actovegin"
kritisiert. Nach Informationen der ARD-Recherche-Redaktion Sport hat
die FIFA die Substanz aus Kälberblut in Form von Spritzen in den
Muskel erlaubt, obwohl die Gefahr starker Nebenwirkungen unter
Sportmedizinern bekannt ist und das Mittel bis Ende 2013 in
Österreich auf der Dopingliste geführt wurde. FIFA-Chefarzt Jiri
Dvorak bestätigt in einem Interview der ARD-Recherche-Redaktion
Sport, dass es "vor zwei oder drei Jahren Anfragen an die FIFA
gegeben habe, ob das Mittel 'Actovegin' intramuskulär in Form von
Injektionen angewendet werden dürfe." Die FIFA habe das Medikament
aber grundsätzlich nicht verboten, "weil es nicht auf der Dopingliste
stand".

"Actovegin" wird für eine schnellere Heilung bei
Muskelverletzungen eingesetzt und um die Regeneration auch nach
Ausdauerbelastungen zu verbessern. Unter Anti-Doping-Experten ist die
Anwendung umstritten. Nach den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur
WADA ist "Actovegin" lediglich in intravenöser Form, als Infusionen
in die Blutbahn, im Spitzensport verboten.

Nach Informationen der ARD-Recherche-Redaktion Sport verzichten
die Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 und 1. FC Nürnberg bei der
Behandlung ihrer Spieler wegen des Risikos von Nebenwirkungen
inzwischen komplett auf "Actovegin". Laut Sportmediziner Dr. Helge
Riepenhof, Mannschaftsarzt des Radsportteams Omega Pharma-Quick-Step,
können sich durch den Einsatz von 'Actovegin' "im Muskel Zysten
bilden, die dann viel schwerer zu behandeln sind als die
Muskelverletzung, wegen der es genutzt wird".

Riepenhof weiß, dass es für die Anwendung von "Actovegin"
Ausnahmegenehmigungen vom Fußball-Weltverband gegeben hat, und er
kritisiert das Verhalten der FIFA. Dr. Helge Riepenhof: "Ich glaube,
solche Ausnahmeregelungen sind nicht sinnvoll. Denn wenn man Regeln
dadurch schwächt, dann glaube ich, ist auch die Gefahr groß, dass es
auch eine Nutzung des Produkts gibt, nicht nur bei Verletzungen,
sondern auch zum bewussten Doping."

Zitate gegen Quellenangabe "ARD-Recherche-Redaktion Sport" frei.
Pressekontakt: Wolf-Günther Gerlach, Tel.: 06131 929-33293,
wolf-guenther.gerlach@swr.de


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