Westdeutsche Zeitung: Protest ja, aber friedlich =
von Hagen Strauß
Geschrieben am 25-07-2014 |
Düsseldorf (ots) - Die Bilder des Krieges sind entsetzlich. Und
das Vorgehen des israelischen Militärs im Gaza-Streifen muss
kritisiert werden. Denn es scheint immer unverhältnismäßiger und
grausamer zu werden, wenn man allein an die toten Kinder in einer
UN-Schule denkt. Es gibt jedoch nicht "die" Israelis und "die" Juden,
genauso wenig, wie es "die" Muslime gibt. Wer die schrecklichen
Bilder aus dem Gaza-Streifen aber für Antisemitismus und Judenhetze
nutzt, der verlässt nicht nur hierzulande den Boden der Verfassung.
Der hat auch ein wichtiges Prinzip des menschlichen Zusammenlebens
nicht begriffen - es besagt: Nicht alle Menschen sind gleich, nicht
alle Menschen denken gleich. Das ist das Fundament von Toleranz. Es
gibt genügend Israelis, die mit der Politik ihrer Regierung nicht
einverstanden sind und sich nichts sehnlicher wünschen als Frieden in
einer seit Jahrzehnten von Krieg und Gewalt gebeutelten Region.
Gestern war also der sogenannte Al-Kuds-Tag, der in vielen deutschen
Städten zu heftigen Protesten gegen Israel geführt hat. Vergessen
werden darf nicht: Dieser Tag ist eine perfide iranische Erfindung.
Er wurde 1979 von Ajatollah Khomeini ins Leben gerufen, um weltweit
Muslime gegen Israel zu mobilisieren. Seitdem ziehen jedes Jahr
Menschen durch die Städte, was bislang jedoch ein übersichtliches
Problem war. Doch nun eskaliert alles, mischt sich in die friedliche
Kritik am erbarmungslosen Krieg Israels gegen den Terror der Hamas
gewaltbereiter Juden-Hass. Das ist staatlich wie gesellschaftlich
nicht hinnehmbar. Und die Polizei war gestern zum Glück deutlich
besser vorbereitet als noch bei Protesten vor ein paar Tagen. Gerade
in Deutschland darf die unsägliche Agitation nicht um sich greifen -
aus historischen Gründen nicht, aber auch aus Gründen der
Selbstachtung einer Gesellschaft nicht, die sich seit Jahren einer
neuen Weltoffenheit rühmt, die aus ihrer Geschichte gelernt hat. Das
sollten die beachten, die das Leid unschuldiger Zivilisten in Gaza zu
Recht bestürzt und die dagegen auf die Straße gehen. Sie sollten sich
auch künftig nicht hinter jenen versammeln, die nur neuen religiösen
Hass verbreiten.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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