DER STANDARD-Kommentar: "Kinderpornos als Vorwand" von Conrad Seidl
Geschrieben am 05-08-2014 |
Die Tür zur totalen Überwachung steht weit offen, gebilligt
von der Mehrheit (Ausgabe 6.8.2014)
Wien (ots) - Das liest man doch mal gern! In Houston, Texas, ist
wieder mal so ein Schweinskerl erwischt worden, der sich an Bildern
von Kindern in sexuellem Kontext aufgegeilt hat. Google sei Dank! Die
freundliche Suchmaschine hat routinemäßig die Mails seines Dienstes
Gmail durchwühlt und in einer Mail eines 41-jährigen Kochs ein Bild
entdeckt, das ein auffallend ähnliches Muster hatte wie ein in einer
Datenbank hinterlegtes Kinderporno-Bild. Der Koch ist einschlägig
vorbestraft, die Polizei hat bei ihm noch weitere Bilder von Kindern
gefunden, das dürfte für eine Verurteilung reichen.
Moralisch ist diese Verurteilung des mutmaßlichen
Sexualstraftäters ohnehin schon erfolgt. Kindesmissbrauch gilt als
besonders verabscheuungswürdiges Verbrechen - und seit einigen Jahren
hat man sich international darauf verständigt, nicht nur die
eigentliche Missbrauchshandlung, sondern auch den Besitz von Fotos
und Videos, die den Missbrauch zum Vergnügen Perverser dokumentieren,
unter Strafe zu stellen.
Rechtspolitisch ist das bedenklich: Delikte, die allein im Besitz
gewisser Gegenstände bestehen, wurden typischerweise nur in äußerst
repressiven Systemen verfolgt. Diktatoren mögen es nicht, wenn jemand
Radios hat, mit denen man Feindsender hören kann. Zensoren haben ihre
Freude daran, wenn Besitzer von aufrührerischen Schriften hinter
Schloss und Riegel landen. Auf Waffen und Kopiergeräte, in jüngerer
Zeit auch auf offene Internetzugänge, halten solche Regime ihre
repressive Faust - und stellen den Besitz sicherheitshalber unter
Strafe.
Für die im gesunden Rechtsempfinden geächteten Kinderpornos macht
man aber auch in liberalen Rechtsstaaten gern eine Ausnahme von der
reinen Lehre. Da kann sich die Politik einer breiten Zustimmung zu
Zensurmaßnahmen sicher sein - und Internetanbieter kooperieren ohne
erkennbare Bedenken mit den Behörden, denen sie jene Kunden
ausliefern, die im Verdacht des Besitzes oder gar der Verbreitung von
Kinderpornos stehen. Die entsprechenden Suchalgorithmen wenden die
hauseigenen Schnüffler vorbeugend an. Es ist ja Zensur für einen
guten Zweck.
Aber Zensur bleibt es dennoch, die Verletzung des
Briefgeheimnisses, das E-Mail-Nutzer (fälschlicherweise) auch bei der
elektronischen Post voraussetzen, bleibt.
Dabei ist die beifällig abgenickte Kontrolle der Datenströme auf
Kinderpornos aber nur eine der möglichen Anwendungen der
Internet-Schnüffelei. Klarerweise kann man verdächtige Formulierungen
viel leichter als verdächtige Fotos aus großen_Datenmengen
herausfiltern.
Geheimdienste tun das längst. Und versichern, dass das ja auch nur
zu unserem Besten wäre: Sind nicht geplante Terroranschläge
mindestens so übel wie Kinderpornos? Und gilt das nicht sinngemäß
auch für islamistische Unterwanderung? Wollen wir uns nicht auch
gegen Nazi-Netzwerke in den dunkelbraunen Winkeln des Internets
schützen? Oder gegen kommunistische Umtriebe in den dunkelroten? Und
wo zieht man die Linie?
Google & Co versichern, diese Linie längst gezogen zu haben, sie
suchten angeblich ausschließlich nach Kinderpornos.
Aber die Tür zur totalen Überwachung steht sperrangelweit offen,
mit einer durch inszenierte Kinderporno-Jagd wohlorchestrierten
moralischen Zustimmung der ganz nebenbei mitüberwachten Mehrheit.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
540681
weitere Artikel:
- N24 LIVE am 6. August: ESA-Sonde Rosetta erreicht Zielkometen / Pressekonferenz der European Space Agency Berlin (ots) - Am Mittwochmorgen wird die Raumsonde Rosetta nach
über zehnjährigem Flug und mehr als sechs Milliarden zurückgelegten
Kilometern als erstes Raumfahrzeug einen Kometen anfliegen, um mit
der Aufklärung für ihre im November geplante Landung zu beginnen. Im
Rahmen dieses Ereignisses findet eine Pressekonferenz im Europäischen
Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt statt, während der sich
Wissenschaftler und Raumfahrtexperten den Fragen der Presse stellen.
N24 überträgt live ab ca. 13 Uhr.
Pressekontakt:
Andreas mehr...
- Revolverheld, Andreas Bourani und Mark Forster kommen zum Deutschen Radiopreis 2014 Hamburg (ots) -
Sperrfrist: 06.08.2014 04:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschen Radiokünstlern des
Jahres. Ihre Songs werden jede Woche mehrere tausend Mal im Radio
gespielt: Revolverheld, Mark Forster und Andreas Bourani treten bei
der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2014 auf, der am
Donnerstag, 4. September, zum fünften Mal im Rahmen einer feierlichen
Gala in Hamburg verliehen wird. Barbara mehr...
- Gefährliche Bisse / Bisswunden entzünden sich oft - auch die von Menschen verursachten Baierbrunn (ots) - Wer von einem Tier gebissen wurde, sollte
vorsichtshalber immer einen Arzt aufsuchen. "Bisse, meist durch
Tiere zugefügt, werden leider häufig unterschätzt", beklagt Dr.
Andreas Bohn, Leiter des Rettungsdienstes der Berufsfeuerwehr der
Stadt Münster in der "Apotheken Umschau". Weil die Zähne oft unter
großem Druck die Haut tief durchstoßen, besteht eine hohe
Infektionsgefahr. Das Risiko, sich bei Bissen von Wildtieren, unter
anderem auch bei Fledermäusen, mit Tollwut anzustecken, wurde zwar in
letzter Zeit geringer, mehr...
- So klappt es mit der Medizin / Tipps, wie auch ein krankes Kind einen Arzneisaft nimmt Baierbrunn (ots) - Antibiotika sind für Kinder häufig als Saft
zubereitet. Viel besser und genauer als die Gabe mit dem Löffel ist
es, den Saft auf eine Spritze (ohne Nadel) zu ziehen, rät das
Apothekenmagazin "Baby und Familie". Den Saft gibt man dann
portionsweise in den Mund. Eine andere Möglichkeit: Die Dosis in eine
kleine Menge Obstmus rühren und verabreichen. Auch mit Saft oder Tee
darf das Mittel gemischt werden, dann aber nur in wenige Milliliter.
Nicht geeignet zum Mischen mit Antibiotika sind Joghurt oder anderen
Milchprodukte. mehr...
- Europaweite Ford-Studie: Jeder dritte deutsche junge Autofahrer hat bereits "Selfies" während der Fahrt geknipst (FOTO) Köln (ots) -
- Eine von Ford in Auftrag gegebene europaweite Studie zum Thema
"Ablenkung im Straßenverkehr" zeigt, dass bereits ein Viertel aller
jungen Autofahrer während der Fahrt "Selfies" geknipst hat
- Mehr als ein Drittel der deutschen Studienteilnehmer gaben an,
während der Fahrt Social-Media-Seiten zu nutzen, Männer sind
diesbezüglich risikofreudiger als Frauen
- Die Befragung von 7.000 europäischen Smartphone-Besitzern im
Alter von 18 bis 24 Jahren ergab zudem, dass 25 Prozent von ihnen
sogar während der Fahrt aktiv mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|