Modellauto-Affäre / Neue Zeugen belasten Dr. Hubert und Christine Haderthauer / "Report Mainz", heute um 21.45 Uhr im Ersten
Geschrieben am 12-08-2014 |
Mainz (ots) - Erstmals äußert sich ein ehemaliger Wachmann der
Forensischen Psychiatrie am Bezirksklinikum Ansbach über die
Sonderstellung des Dreifachmörders Roland S. und der Gesellschafter
der SAPOR Modelltechnik. Darüber berichtet das ARD-Politikmagazin
"Report Mainz" am Dienstag, den 12.8.2014 um 21.45 Uhr im Ersten. Der
Mann hatte Anfang der 90er Jahre als Aufsichtsperson die Arbeiten in
der Modellbau-Therapie überwacht. Er erklärt: "Alle mussten wir
kontrollieren, nur der Roland [Verurteilter Roland S.; Anm. der Red.]
und der Franzose [Roger Ponton.; Anm. der Red.], die sollten wir
nicht kontrollieren. An den Wochenenden sind die oft in Ansbach zum
Essen gegangen. Da war dann der Dr. [Dr. Hubert Haderthauer.; Anm.
der Red.] oder der Polizist als Aufsicht dabei. Ich finde das war ein
Saustall, wie die da Geschäfte gemacht haben. Das ganze Geld hätte
doch dem Krankenhaus zugestanden und nicht diesen Leuten."
Diese Aussage wird gestützt durch ein internes Dokument aus dem
Bezirksklinikum Ansbach, welches "Report Mainz" exklusiv vorliegt.
Dabei handelt es sich um ein Gesprächsprotokoll aus dem Jahr 1999.
Der Objektleiter des Sicherheitsdienstes der Forensik beklagt darin
"ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko": Seit Bestehen des
Modellbaus hätten "Ärzte Einfluss genommen, um Kontrollen bei dem
Patienten S. zu verhindern". Dies hätte auch seine Post betroffen,
Päckchen hätten nicht kontrolliert werden dürfen. Außerdem sei der
Patient S. in den Jahren 1992 bis 1995 "des Öfteren klar ersichtlich
alkoholisiert vom Wochenendurlaub zurück" gekommen. Der ihn
begleitende Polizist hätte ebenfalls unter Alkohol gestanden. Die
Ärzte seien darüber informiert worden.
Der Redaktion liegen bisher unveröffentlichte Privatfotos vor. Sie
zeigen Roland S. in Begleitung dieses Polizeibeamten. Auf einem
weiteren Bild sieht man Roland S. beim Essen in einem Restaurant. Die
Fotos sollen Mitte der 90er Jahre entstanden sein.
Im Interview mit "Report Mainz" spricht der Verurteilte Alfons
Kettl erstmals über seine Arbeit in der Arbeitstherapie Modellbau in
der Hochsicherheitsforensik in Straubing. Er legt der Redaktion
Abrechnungen vor, die belegen, dass er von 2001 bis 2010 regelmäßig
im Modellbau tätig war. Er habe vor allem die Elektrik der
Modellautos gefertigt. Die Arbeit habe dem ehemaligen
Elektroinstallateur Spaß gemacht, doch als Therapie habe er sie nicht
empfunden: "Was soll das für eine Therapie sein, Automodelle
zusammenbauen? Es geht doch um Psychologie, wenn ich das richtig
verstehe. Wo ist die Psychotherapie?" Die Arbeit sei von
Dreifachmörder Roland S. organisiert worden. Kettl erklärt: "Der Herr
S., der war eigentlich der Organisator der ganzen Sache. Der hat
jeden Einzelnen angeleitet zu einer bestimmten Arbeit."
Heute lebt er von Grundsicherung, ernährt sich durch
Lebensmittelspenden der Tafel. 20 Jahre lang habe er regelmäßig in
der Haft gearbeitet. Sozialversicherungsbeiträge seien dafür jedoch
nicht abgeführt worden. Er kritisiert, dass durch den Staat keine
Vorkehrungen für die Zeit nach der Haft getroffen würden: "Wir hatten
mehrere Leute, die im Modellbau super Arbeit geleistet haben und die
stehen alle vor dem Nichts. Nicht nur ich, die stehen alle vor dem
Nichts, wenn sie rauskommen. Die kriegen für die Zeit keine Rente."
Der bayerische Landtagsabgeordnete Peter Bauer (Freie Wähler)
kritisiert gegenüber "Report Mainz" die Vorgänge am Bezirksklinikum
in Ansbach scharf. Der Psychiater Dr. Hubert Haderthauer habe seine
Rolle als behandelnder Arzt von Roland S. ausgenutzt: "Das ganze
Geschäftsmodell war allein auf Profit ausgerichtet, es ging nicht um
Therapie, es ging um die menschliche Tragödie dieses Straftäters. Wer
als Arzt einem anvertrauten Patienten die Therapie verweigert, der
muss sich nach seiner ärztlichen Ethik fragen lassen, der muss sich
fragen lassen, ob er überhaupt noch seinen Arztberuf ausüben darf."
Die Gründer der Firma Sapor Modellbau Fritz Sager und Roger Ponton
berichten erstmals, wie es zur Beteiligung von Christine Haderthauer
an der SAPOR Modelltechnik kam. Dr. Hubert Haderthauer habe als
behandelnder Arzt von Roland S. in der Forensik in Ansbach die
Verhandlungen über die Produktion in der Klinik geführt. Am Tag des
Vertragsabschlusses habe er dann plötzlich eine finanzielle
Beteiligung gefordert. Fritz Sager erklärt im Interview: "An dem Tag,
wo wir hoch gefahren sind, um die Verträge zu machen, ging ich
eigentlich davon aus, dass der Herr Ponton und ich die Firma
gemeinsam gründen und dann waren wir dann zu dritt auf einmal." Roger
Ponton bestätigt dies und erklärt: "Dann hat der Dr. gleich gesagt:
Ohne mich geht nix!" Auf die Frage, ob sich die Haderthauers aus
Idealismus finanziell beteiligt hätten, erklärt Fritz Sager "Es ging
nur um einen schnellen wirtschaftlichen Erfolg. Um soziales
Engagement ist zu der Zeit, wo ich da war, ist da nie drüber
gesprochen worden." Roger Ponton sagt: "Geld wollte er verdienen, er
hat gesehen, was zu verdienen ist durch den Roland S. " Sowohl
Christine Haderthauer als auch ihr Ehemann Dr. Hubert Haderthauer
wurden um ein Interview zu diesen Vorwürfen gebeten. Sie waren dazu
nicht bereit.
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.
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