Börsen-Zeitung: Noch zu viel Optimismus, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 22-08-2014 |
Frankfurt (ots) - Am Aktienmarkt ist in der gerade beendeten
Börsenwoche wieder mehr Zuversicht bei den Anlegern zu spüren
gewesen. Dies spiegelt sich auch in den Kursen wider: So hat sich der
Dax in den fünf Handelstagen per Freitag um rund 3% erholt. In den
USA sieht es sogar noch deutlich positiver aus. Der wichtigste
Benchmark-Index Standard & Poor's 500 (S & P 500) hat mit 1995
Zählern ein Allzeithoch markiert. Der Index nimmt Kurs auf die Marke
von 2000 Punkten. Das ist auch insofern bemerkenswert, als der Index
ein Kursindex ist, in den - anders als beim Dax - die Dividenden
nicht eingehen. Kursindizes sollten eigentlich eine schwächere
Entwicklung aufweisen als Performance-Indizes wie der Dax.
Dass in den vergangenen zwei Wochen viele Analysten ihre
Jahresendschätzungen für den Dax reduziert haben, widerspricht der
Beobachtung einer aktuell verbesserten Stimmung nicht. Denn bislang
handelt es sich bei vielen Häusern nur um kosmetische Anpassungen um
meist rund 500 Indexpunkte - ausgehend von bisherigen
Jahresendprognosen zwischen 10200 und 11000 Punkten. Damit
signalisieren sie ihre Einstellung, dass die Korrektur die
Perspektive einer Erholung des Dax hin zu neuen Rekordmarken nur um
einige Monate nach hinten verschoben hat.
Vorsicht angeraten
Damit stellt sich allerdings die Frage, ob die gegenwärtige
Erholung nachhaltig ist oder ob sie nicht nur ein Intermezzo
darstellt, das die Korrektur nur kurz unterbrochen hat. In der Tat
gibt es für Anleger weiterhin ernstzunehmende Argumente dafür, am
Aktienmarkt äußerst vorsichtig und zurückhaltend zu agieren Die
Gefahren könnten dabei vor allem von den USA ausgehen, wo sich der
Markt mittlerweile in noch dünnerer Luft befindet als in Europa. So
hat es, wie die Analysten der Helaba errechnet haben, beim S & P 500
gerade einmal eine Korrektur um 4% gegeben, bevor der Index zu seinem
neuesten Höhenflug gestartet ist. Die vorangegangene Korrektur um
mehr als 10% liege damit schon 27 Monate zurück - eine im
historischen Vergleich lange Zeitspanne. Gemäß dem Median sei in
Bullenmärkten seit 1928 nach neun Monaten eine ausgeprägtere
Zwischenkorrektur erfolgt.
Dabei sind die Bewertungen in den USA besonders strapaziert. Mit
einem Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen für die
kommenden zwölf Monate von 15,6 befinden sie sich am oberen Ende der
Werte der vergangenen fünf Jahre. Die Betrachtung von längeren
Zeitspannen - im Boom der neunziger Jahre lagen die Bewertungen noch
deutlich höher - erscheint wenig angebracht, da sich das Marktumfeld
durch die Finanzkrise umfassend geändert hat. Außerdem ist es im
Licht des jüngst veröffentlichten Protokolls der vorigen Zinssitzung
der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) fraglich, ob die Fed auf quasi
unbegrenzte Zeit einen für den Aktienmarkt extrem freundlichen Kurs
fährt.
Auch bei der DZ Bank rät man zu erhöhter Vorsicht. Dem
US-Aktienmarkt habe die Hoffnung vieler Anleger Auftrieb gegeben,
dass in den Krisen in der Ukraine, dem Irak und dem Gazastreifen bald
Entspannung angesagt sein könnte. Von fundamentaler Seite werde die
Kurserholung indes nicht unterstützt.
Optimistische Schätzungen
Auch für den hiesigen Aktienmarkt ist die Lage keineswegs rosig.
So waren die Gewinnschätzungen bereits vor dem Ausbruch des
Ukraine-Konflikts zu optimistisch. Sie spiegeln nicht ausreichend
wider, dass die Konjunktur der Eurozone auf absehbare Zeit schwach
bleibt und sich nur langsam erholt. Zuletzt haben sich zudem die
Frühindikatoren wieder deutlich eingetrübt. Die Unternehmen aus Dax
und Euro Stoxx 50 werden nicht in der Lage sein, sich dauerhaft von
der Misere der Realwirtschaft in der Eurozone zu lösen, zumal die
Kostensenkungspotenziale in den Konzernen bereits weit ausgeschöpft
sind. Außerdem fangen die sich gegenseitig hochschaukelnden
Sanktionen Moskaus und der Europäischen Union an Wirkung auf die
Konjunktur zu zeigen - und das längst nicht nur in Russland.
Für den Dax bedeutet dies, dass die gegenwärtige Erholung
möglicherweise nur von kurzer Dauer ist, und dass entweder eine
Seitwärtsbewegung oder gar eine weitere Korrektur folgen wird. Viele
Aktienstrategen werden ihre Prognosen voraussichtlich noch weiter
senken müssen, bevor sie in der Realität angekommen sind.
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