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Deutsche Bank täuschte Öffentlichkeit bei Nahrungsmittelspekulation - Agrar-Fonds entgegen eigenen Ankündigungen weitergeführt

Geschrieben am 28-08-2014

Berlin (ots) - Gemeinsame Pressemitteilung von Oxfam Deutschland
und foodwatch

Versprochen - gebrochen: Gleich in drei Fällen hat die Deutsche
Bank die Öffentlichkeit beim Thema Nahrungsmittelspekulation in die
Irre geführt. Das belegen Recherchen der Entwicklungsorganisation
Oxfam und der Verbraucherorganisation foodwatch. So verstieß die
Deutsche Bank gegen ihre eigene Ankündigung, vorübergehend keine
Finanzprodukte auf Basis von Agrarrohstoffen aufzulegen. Ihr
Festhalten an der Agrarspekulation begründete sie mit der Bedeutung
der Terminmärkte für die Preisabsicherung von Landwirten - um sich
dann ausgerechnet aus diesem Absicherungsgeschäft zurückzuziehen, die
kritisierte Finanzspekulation jedoch fortzuführen. Und schließlich
versprach die Deutsche Bank den Ausstieg aus besonders kritischen
Finanzprodukten, bietet ein solches Produkt aber bis heute an.

David Hachfeld, Wirtschaftsreferent von Oxfam Deutschland: "Die
Deutsche Bank muss sich endlich ihrer Verantwortung stellen und ihren
Kurs korrigieren, statt weiter zu versuchen, das Problem der
Agrarspekulation auszusitzen. Stark schwankende Preise verschärfen
das Hungerrisiko vieler armer Menschen. Die Deutsche Bank muss das
Vorsorgeprinzip ernst nehmen und jene Finanzspekulationen beenden,
die Schwankungen bei Lebensmittelpreisen verstärken können."

Lena Blanken, Volkswirtin bei foodwatch: "Der Umgang von Jürgen
Fitschen mit diesem Thema zeigt, dass sein Dialog mit Kritikern und
die vermeintlich neue Nachdenklichkeit nur plumpes Ablenkungsmanöver
sind. In Wirklichkeit trickst er und täuscht die Öffentlichkeit,
hält seine großspurigen Ankündigungen nicht ein und führt
unverändert die Finanzspekulation mit Nahrungsmitteln auf Kosten der
Ärmsten fort. Es gibt für die Deutsche Bank nur eine einzige
glaubwürdige Alternative: den konsequenten Ausstieg aus diesem
Geschäft!"

Hintergrund:

- Im ihrem Bericht zur sozialen Verantwortung (CSR) 2011,
veröffentlicht im März 2012, schreibt die Deutsche Bank: "In
diesem Jahr [d.h. 2012] werden wir keine neuen börsengehandelten
Anlageprodukte auf der Basis von Grundnahrungsmitteln auflegen."
Von Medien wurde dies als vorübergehendes "Moratorium" zur
Prüfung der Kritik an der Agrarspekulation aufgefasst, obwohl
alle vor 2012 bestehenden Finanzprodukte auf Basis von
Nahrungsmitteln weiterliefen. Doch selbst gegen die wörtliche
Ankündigung in Bezug auf die Neuauflage von Produkten verstieß
die Deutsche Bank: Im besagten Jahr 2012 führte sie fünf
börsengehandelte Fonds mit Agraranteilen ein (DB Commodity
Momentum Euro Hedged ETC, DB Platinum Commodity Mean Reversion
Fund, DB Platinum II Hermes Enhanced Beta Commodity Fund, DB
Platinum II Hermes Absolute Return Commodity Fund und Tiberius
X-Line Commodity Timing Long 0-100 Index) - z.T. sind die Fonds
inzwischen wieder geschlossen). Gegenüber Oxfam behauptete die
Deutsche Bank nachträglich, dass ihre Zusage für 2012 nur auf
neue "reine" Agrarfonds bezogen war - mit dem Wortlaut der
Ankündigung deckt sich das jedoch nicht.

Quellen: CSR-Bericht 2011, S. 28: http://bit.ly/1ruWazp, Schreiben
der Deutschen Bank an Oxfam (unveröffentlicht)

- Im Dezember 2013 kündigte die Deutsche Bank in einer
Pressemitteilung an, weite Teile des Rohstoffgeschäfts
einzustellen. In einem Brief an foodwatch präzisierte die
Deutsche Bank im Juli 2014, sie falle "damit als Anbieter von
Instrumenten für das Risikomanagement im Rohstoffsektor - und
damit auch im Agrarsektor - aus. Das heißt: Wir werden künftig
keine Absicherungsgeschäfte mehr tätigen, weder zum Beispiel mit
großen Agrarunternehmen noch mit Getreidehändlern in
Deutschland." Das ist bemerkenswert, weil sich die Deutsche Bank
damit ausgerechnet aus jenem Teil des Rohstoffgeschäfts
zurückzieht, dessen Nutzen sie stets zur Begründung ihres
Festhaltens an der Agrarspekulation herausgestellt hat - so
heißt es bis heute auf der Internetseite der Deutschen Bank:
"Agrar-Terminmärkte bieten landwirtschaftlichen Betrieben und
Verarbeitern von Nahrungsmitteln wichtige Vorteile: Sie
ermöglichen es Erzeugern und Verarbeitern, sich gegen zukünftige
Preisänderungen abzusichern." Und an anderer Stelle:
"Rohstofftermingeschäfte und Indexfonds helfen den Akteuren am
Agrarmarkt, sich gegen Preisrisiken abzusichern." Doch
Indexfonds eignen sich kaum zur Preisabsicherung - und die
tatsächlich zur Absicherung geeigneten Termingeschäfte bietet
die Deutsche Bank nicht länger an. Die in der Kritik stehende
Finanzspekulation auf Basis von Agrarrohstoffen geht also
weiter.

Quellen: Brief der Deutschen Bank an foodwatch:
http://bit.ly/YY2gvx ; Zitate von der Internetseite der Deutschen
Bank: http://bit.ly/1twnQCD und http://bit.ly/1twnVpM

- Bei ihrer Hauptversammlung am 22. Mai 2014 kündigte die Deutsche
Bank an, keine Produkte mit "Momentumstrategien" mehr
anzubieten. Dabei handelt es sich um besonders aggressive
Anlagen, bei denen im Falle steigender Preise verstärkt Kapital
in die betroffenen Rohstoffterminmärkte geleitet und so eine
zusätzliche Nachfrage erzeugt wird, die die Preisentwicklung
weiter befeuern kann. Auf ihrer Internetseite betont die
Deutsche Bank unter Berufung auf das Vorsorgeprinzip: "In diesem
Zusammenhang ist erwähnenswert, dass die Deutsche Bank
Anlagestrategien für Agrarderivate bereits ausgeschlossen hat,
die bestimmte Preistrends potentiell verstärken könnten
('Momentumstrategie'), obwohl eindeutige Belege für eine solche
Wirkung fehlen." Tatsächlich folgt der DWS Enhanced Commodity
Strategy Fund, ein Rohstoff-Fonds der Deutschen-Bank-Tochter
Deutsche Asset & Wealth, solchen Momentum-Strategien - und wird
bis heute unverändert angeboten.

Quellen: Ankündigung auf der Hauptversammlung:
http://bit.ly/1ntTRW8 (S. 16); Zitat von der Internetseite der
Deutschen Bank: http://bit.ly/1qbR9rT

Link:

- E-Mail-Aktion für den Ausstieg der Deutschen Bank aus der
Agrarspekulation: www.foodwatch.de/aktion-deutschebank



Pressekontakte:

- Oxfam Deutschland: Steffen Küßner, skuessner@oxfam.de, Tel.: +49
(0)30 / 45 30 69 - 710

- foodwatch: Martin Rücker, E-Mail: presse@foodwatch.de, Tel.: +49
(0)30 / 24 04 76 - 2 90


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