DER STANDARD-Kommentar: "Familienaufstellung" von Michael Völker
Geschrieben am 29-08-2014 |
(Ausgabe ET 30.8.2014)
Wien (ots) - Reinhold Mitterlehner zögert nicht lange. Das tat er
nicht, als am Dienstag Michael Spindelegger zurückgetreten war, da
trat er forsch nach vorne und bewies Initiative und
Führungskompetenz. Er signalisierte: "Ich will." So überzeugte er
auch den Parteivorstand. Die Entscheidung, ihn zum neuen ÖVP-Obmann
zu machen, erfolgte geschlossen, und Mitterlehner gab niemandem das
Gefühl, nur Lückenbüßer oder Übergangskandidat zu sein. Er hat Ziele
und eine Idee, wie er dort hinkommen kann. Jetzt muss er noch die
Partei mitnehmen.
Mitterlehner zögerte auch nicht lange, das Finanzministerium neu
zu besetzen und sich einen Staatssekretär ins eigene Ressort zu
holen. Am Freitag war klar: Hans-Jörg Schelling ist der Favorit für
das Finanzministerium, Harald Mahrer soll Staatssekretär im
Wirtschafts- und Wissenschaftsressort werden. Das wären ungewöhnliche
Entscheidungen, beide sind keine klassischen Politiker, wenn auch mit
dem Politikumfeld vertraut. In der Partei sorgte das umgehend für
Irritationen und Diskussionen, sofort wurde nachgeforscht, welchen
Seilschaften Schelling und Mahrer zuzuordnen sind, wo ihr Platz in
der Familie ist. Klar ist: Beide kommen aus dem Wirtschaftsbund, das
verwundert bei Mitterlehner wenig.
Schelling ist Chef des Hauptverbands der
Sozialversicherungsträger, er ist in der österreichischen Landschaft
quer durch Politik, Wirtschaft und Medien gut vernetzt.
Managementqualitäten spricht ihm niemand ab. Außerdem ist er
Schnurrbartträger, das sticht ins Auge. Mahrer ist Unternehmer,
Publizist und Präsident der Julius-Raab-Stiftung, einer Eliteschmiede
der ÖVP. Er hat einen ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung mit
schnöselhafter Anmutung. Da könnte er seinem möglichen Chef, dem
Eitelkeit selbst nicht ganz fremd ist, noch in die Quere kommen.
Während Mahrer als repräsentativer Staatssekretär in der Politik
nur eine untergeordnete Rolle spielen würde, käme Schelling als
Finanzminister eine zentrale Position in der Regierung zu: Der
verwaltet das Geld, erstellt das Budget und wird wohl auch die
Ausgestaltung der Steuerreform maßgeblich mitbestimmen. Schelling ist
jedenfalls - gemeinsam mit Mitterlehner - mehr Pragmatismus und
Flexibilität zuzutrauen, als das zuletzt unter Spindelegger der Fall
war.
Die geplante Bestellung von Schelling hat aber auch heikle
Aspekte: Schelling ist derzeit noch Aufsichtsratsvorsitzender der
Österreichischen Volksbanken-AG (ÖVAG), die sich demnächst beim
Finanzminister um eine Finanzspritze anstellen könnte, um eine
kolportierte Kapitallücke in der Größenordnung von 600 bis 800
Millionen Euro zu schließen. Eine seltsame Perspektive.
Am Sonntag will Mitterlehner vor die Öffentlichkeit treten und
seine Entscheidung offiziell bekanntgeben. Bis dahin muss er mit
seinem Personalwunsch noch die Tour durch die Länder und Bünde
machen. Da wird sich zeigen, ob er Chef der Partei ist oder an ihrem
Gängelband hängt.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
544268
weitere Artikel:
- NSA-Abhörskandal: Bundesländer ziehen Konsequenzen Hamburg (ots) - Nahezu alle Bundesländer ziehen rechtliche
Konsequenzen aus dem NSA-Abhörskandal. Recherchen von NDR, WDR und SZ
zufolge haben 15 Bundesländer ihre Vergaberichtlinien für
IT-Dienstleister verschärft oder planen dies. Ziel ist es,
Unternehmen von öffentlichen Aufträgen auszuschließen, die
vertrauliche Informationen an ausländische Nachrichtendienste
weitergeben könnten. Zahlreiche Landesverwaltungen hatten in den
vergangenen Jahren Verträge mit IT-Unternehmen geschlossen, deren
Konzerne im Verdacht stehen, mit ausländischen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Bahnknoten Halle/Saale Halle (ots) - Diese positiven Auswirkungen wiegen viel schwerer
als die Nachteile, die bei Projekten dieser Größenordnung
unvermeidbar sind. Noch ist offen, welche Lärmbelastung von dem
Rangierbahnhof für Anlieger ausgeht. Und die ICE-Strecke von
Leipzig/Halle nach Erfurt führt mit der Saaleaue durch ein
wichtiges Stück unberührter Natur. Das ändert nichts daran, dass
vor allem der ICE für die Region Halle einen Schub nach vorne
bedeutet. Wie wichtig eine ICE-Anbindung im Taktsystem ist, zeigt
ein Blick nach Magdeburg. mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Der NSU-Ausschuss in NRW startet nicht vor Herbst - Aus den Fehlern der Anderen lernen
Ein Kommentar von Olaf Steinacker Düsseldorf (ots) - Nach vielem Hin und noch mehr Her befürworten
nun alle Fraktionen im nordrhein-westfälischen Landtag einen
Untersuchungsausschuss zu den Bluttaten des NSU im Land. Mindestens
zwei Sprengstoffanschläge in Köln und ein Mord in Dortmund sollen auf
das Konto der mutmaßlichen Terroristen gehen. Besonders SPD, Grüne
und FDP hatten sich geziert und einen Ausschuss abgelehnt. Erst als
Anfang Juni die CDU-Fraktion gemeinsam mit den Piraten beschlossen
hatte, einen entsprechenden Antrag zu stellen, zogen die anderen
Parteien mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Edathy Halle (ots) - Edathy hätte also vor den zuständigen Fachgerichten
rügen müssen, dass die Durchsuchungen seiner Wohnungen und Büros
wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischer Schriften ihn
in seiner Immunität als Abgeordneter verletzten. Da er zu diesem
Zeitpunkt noch dem Bundestag angehörte, war die Durchsuchung - sagt
das Bundesverfassungsgericht ganz klar - rechtswidrig. Edathys
Beschwerde hätte also mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg gehabt -
wenn dabei die Grundregeln des Verfahrensrechts berücksichtigt
worden mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Schweizer Bankgeheimnis Stuttgart (ots) - Wenn der automatische Datenaustausch zwischen
den Schweizer Banken und den hiesigen Steuerbehörden eines Tages
funktioniert, ist mit Geheimnissen endgültig Schluss. Das Finanzamt
bekommt dann lückenlos Informationen zu den Kapitalerträgen im
Ausland. Aus Sicht der ehrlichen Steuerzahler ist das Ende des
Schweizer Bankgeheimnisses überfällig. Kapitalerträge werden ohnehin
schon bei der Steuer gegenüber dem Lohn aus Erwerbsarbeit
privilegiert, weil der Staat bei ihnen nur 25 Prozent abgreift, der
Spitzensteuersatz mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|