Studie: Viele Ziele der Energiewende in Deutschland bis 2020 kaum noch erreichbar / Energiewende-Index von McKinsey: CO2-Ausstoß und Primärenergieverbrauch gestiegen - Stromverbrauch zu wenig gesunken
Geschrieben am 02-09-2014 |
Düsseldorf (ots) - Trotz des massiven Ausbaus der erneuerbaren
Energien ist das Erreichen zentraler Ziele der Energiewende in
Deutschland bis 2020 nicht mehr realistisch. Dazu zählen die
Reduzierung der CO2-Äquivalent (CO2e)-Emissionen um 40% im Vergleich
zu 1990 ebenso wie die Ziele, den Primärenergie- und Stromverbrauch
zu senken und mehr Windanlagen vor den Küsten auszubauen. Dies
ergibt sich aus den aktuellen Daten des Energiewende-Index (EWI) von
McKinsey & Company. Anhand von 15 Indikatoren analysiert die
Unternehmensberatung mit dem EWI seit zwei Jahren alle sechs Monate
objektiv und faktenbasiert den Status der Energiewende in
Deutschland. "Ambitionierte Ziele sind notwendig, damit die
Energiewende gelingt. Sie müssen aber regelmäßiger überprüft und
angepasst werden", sagt McKinsey-Direktor Thomas Vahlenkamp, der den
Index entwickelt hat.
Nur bei sechs der 15 untersuchten Indikatoren wird derzeit ein
Erreichen der Ziele als "realistisch" eingestuft:
- Ausbau der Solar-Photovoltaik
- Eingrenzung des jährlichen Stromausfalls (in Minuten)
- Gesicherte Reservemarge (gemessen als Anteil der verfügbaren
steuerbaren Kapazität, die über die Spitzennachfrage hinausgeht)
- Ausbau der Transportnetze
- Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen sowohl in erneuerbaren
Energien als auch in stromintensiven Industrien.
Mehrheit der Etappenziele verfehlt
Der Energiewende-Index zeigt zugleich: Die anderen neun von
McKinsey untersuchten quantifizierten Ziele der Energiewende liegen
nicht im Zielkorridor:
- Kohlendioxid-Reduzierung. Um das 40%-Ziel der Bundesregierung
noch zu erreichen, müssten die CO2e-Emissionen bis 2020 jährlich
um 3,5% sinken. Seit 2000 gingen sie jedoch in Deutschland
jährlich im Schnitt nur um ca. 0,7% zurück, trotz des
erheblichen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Der jährliche
Rückgang von CO2e-Emissionen müsste sich also um den Faktor fünf
erhöhen.
- Primärenergieverbrauch. Auch beim Gesamtverbrauch von Kohle, Öl,
Gas etc. ist die Entwicklung weit entfernt vom ursprünglich
angestrebten Ziel der Bundesregierung. Grund dafür ist
Vahlenkamp zufolge die unzureichende Realisierung von
bestehenden Energieeffizienzpotenzialen. Legt man ein
Wirtschaftswachstum von 1,6% p.a. bis 2020 zu Grunde, müsste
sich die Energieproduktivität in Deutschland von derzeit
durchschnittlich 1,4% auf 4,3% jährlich verbessern, um das
2020er Ziel der Bundesregierung zu erreichen.
- Stromverbrauch. 2013 ist der Stromverbrauch zwar gesunken, liegt
aber mit 600 TWh deutlich über dem notwendigen Etappenziel von
589 TWh. Somit ist fraglich, ob das für 2020 gesetzte Ziel, den
Stromverbrauch in Bezug auf das Referenzjahr 2008 um insgesamt
10% zu senken, erreicht werden kann.
- Wind Offshore - Ausbau und Anbindung der Windparks. Der Ausbau
geht zwar voran, aber immer noch zu langsam. Auch gemessen an
den neuen, angepassten Zielen (aktuell 6,5 GW bis 2020) liegt
der Zubau deutlich unter den ursprünglich formulierten Zielen,
stellt Vahlenkamp fest. Bei elf (von derzeit 20 geplanten)
Windparks ist der Ausbau verzögert und nicht im Plan.
- EEG-Umlage. Trotz der diesjährigen Reform wird sich die
Kostenbelastung durch die Energiewende für Industrie und
Verbraucher in den nächsten Jahren nicht deutlich verringern.
Obwohl das EEG-Konto zwischen Januar und Juli 2014 von ca. -0,2
Mrd. EUR auf ca. 1,1 Mrd. EUR angestiegen ist, erwarten die
Übertragungsnetzbetreiber einen weiteren Anstieg der EEG-Umlage.
Haupttreiber hierfür seien weiterhin tiefe Börsenstrompreise und
der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Prognose
reiche je nach Szenario von 5,9 bis 6,9 Ct/kWh, sagt Vahlenkamp.
- Haushalts- und Industriestrompreise. Die hohe EEG-Umlage trägt
maßgeblich dazu bei, dass die durchschnittlichen Haushalts- und
Industriestrompreise in Deutschland 46% bzw. 18% über dem
EU-Durchschnitt liegen, Tendenz steigend. Dadurch sind auch
diese beiden Indikatoren weit von ihren Zielvorgaben entfernt.
- Kosten der Netzeingriffe. Netzeingriffe haben stark zugenommen,
da z.B. Strom aus fluktuierenden erneuerbaren Energien (Solar
und Wind) bevorzugt eingespeist wird. Entsprechend sind die
Kosten für Netzeingriffe je MWh Strom aus fluktuierenden
erneuerbaren Energien gestiegen und betrugen zuletzt rund 2
EUR/MWh oder absolut 165 Mio. EUR - eine Steigerung von mehr als
100% gegenüber 2008.
ANPASSUNG VON ZIELEN UND MAßNAHMEN ERFORDERLICH
Die aktuellen EWI-Ergebnisse sollten nach Ansicht von
McKinsey-Berater Vahlenkamp Anstoß für die Politik sein, zum einen
nach wie vor ambitionierte, aber deutlich realistischere Ziele
vorzugeben und zum anderen regelmäßig die Soll-Ist-Abweichungen zu
analysieren - ähnlich wie in einem unternehmerischen Planungsprozess.
Dadurch könnten Fehlsteuerungen vermieden werden. Erforderlich seien
ein kontinuierliches Monitoring des Umsetzungserfolgs und eine
zeitnahe entsprechende Anpassung politischer Ziele und Maßnahmen. In
der Vergangenheit seien diese oftmals erst sehr spät angepasst
worden, wie etwa im Fall der EEG-Vergütungssätze für Solar-PV-Anlagen
in Deutschland. Auch das WindOffshore-Ausbauziel sei erst angepasst
worden, als seine Unerreichbarkeit bereits offensichtlich gewesen
sei. Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich derzeit beim
Energieeffizienzziel ab, stellt Vahlenkamp fest.
HINTERGRUND UND METHODIK
Der Energiewende-Index von McKinsey bietet alle sechs Monate einen
Überblick über den Status der Energiewende in Deutschland. Feedback
und Rückmeldung dazu sind ausdrücklich erwünscht und werden bei der
Aktualisierung des Index berücksichtigt, sofern es um öffentlich
zugängliche Fakten geht. Auf der Website von McKinsey besteht die
Möglichkeit, den Autoren zum Thema Energiewende Feedback zu geben.
www.mckinsey.de/energiewendeindex
MCKINSEY IN DEUTSCHLAND
McKinsey ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 27 der 30 DAX-Konzerne
zählen derzeit zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit
mehr als 100 Büros in 52 Ländern.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
McKinsey & Company
Kirsten Best, Telefon: 0211 136-4688,
E-Mail: Kirsten_Best@mckinsey.com
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
544611
weitere Artikel:
- Erntebilanz 2014: Weltmeisterliche Ernteergebnisse für Deutschlands Bauern Berlin (ots) -
Anlässlich der Veröffentlichung der aktuellen Erntebilanz 2014
präsentiert die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL)
in ihrer neuesten Publikation aus der Veröffentlichungsreihe
Greenfacts Informationen über den nationalen Getreideanbau. Sie
liefert dabei vertiefende Hintergründe zu den erfolgreichen
Leistungen der ertragsstarken deutschen Landwirtschaft. Dr. Anton
Kraus, Geschäftsführer der FNL, erläutert: "Auch wenn in vielen
Regionen des Landes die Landwirte witterungsbedingt in diesem Jahr
großen mehr...
- Wirksame Klimapolitik: EEG abschaffen, Emissionshandel erweitern - Interview mit dem Ökonomen Achim Wambach in Fachzeitschrift "et" Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Ausgabe 9/2014 Essen (ots) - Die politischen Instrumente zur Bewältigung des
Klimawandels konkurrieren miteinander und schwächen sich gegenseitig,
insbesondere der Emissionshandel und das EEG in Deutschland. Wie im
"et"-Interview mit dem Prof. Achim Wambach, Ph. D., Vorsitzender des
Wissenschaftlichen Beirats beim BMWi und Direktor des Instituts für
Wirtschaftspolitik, Universität zu Köln, deutlich wird, sollte für
eine wirksame Klimapolitik u.a. das EEG abgeschafft und der
Emissionshandel - sektoral wie geographisch - erweitert werden.
Bezüglich mehr...
- Jan Mücke ist neuer Geschäftsführer des DZV / Jan Mücke folgt auf Dirk Pangritz / Umsetzung der Tabakprodukt-Richtlinie wird neue zentrale Herausforderung für den Verband (FOTO) Berlin (ots) -
Jan Mücke ist neuer Geschäftsführer des Deutschen
Zigarettenverbandes (DZV) in Berlin. Der ehemalige Staatssekretär im
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung trat sein Amt
bereits am 1. Juli 2014 an. Er folgt auf Dr. Dirk Pangritz, der den
Verband seit 2012 erfolgreich geführt hat.
"Wir freuen uns sehr, mit Jan Mücke eine Führungskraft gefunden zu
haben, die die politischen Prozesse sehr gut kennt und viel Erfahrung
bei der Vermittlung kontroverser Positionen mitbringt", sagt Ralf
Wittenberg, mehr...
- Posamenten 3.0: Die Traditions-Manufaktur Posamenten-Müller präsentiert sich mit einem neuen Internet-Auftritt www.posamenten-mueller.de München (ots) - Die Traditions-Manufaktur Posamenten-Müller
(Kunden u.a. Bundeskanzleramt, Semperoper Dresden, Kloster und Schloß
Salem, Schloß Schwerin) aus München präsentiert sich kurz vor ihrem
150-jährigen Jubiläum mit einer neuen Website:
www.posamenten-mueller.de. Aufgeräumt und übersichtlich gestaltet,
findet man hier alle Infos rund um das Thema Posamenten: welche gibt
es, wie werden sie hergestellt, was kann man damit alles anstellen
und wo - von der Rekonstruktion, über die Restaurierung bis hin zur
Neuanfertigung.
mehr...
- Yamaha Motor veröffentlicht unterhaltsame App "RevTranslator" in englischer Version Iwata, Japan (ots/PRNewswire) -
- App lässt Motoren mit ihren Eigentümern "sprechen" -
Yamaha Motor Co., Ltd. gab am 1. September die Veröffentlichung
der englischsprachigen Version von RevTranslator bekannt, einer
Smartphone-App, die Geräusche und Betriebsumgebung analysiert, um
Motoren mit ihren Eigentümern "sprechen" zu lassen. Die App ist jetzt
kostenlos im App Store und bei Google Play erhältlich (es können
Datengebühren anfallen).
Besuchen Sie die spezielle Website:
http://global.yamaha-motor.com/about/brand/apps mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|