Börsen-Zeitung: Ladehemmung, Kommentar zur Geldpolitik der EZB von Stephan Lorz
Geschrieben am 18-09-2014 |
Frankfurt (ots) - Dicke Bertha mit Ladehemmung: Die modernisierte
Liquiditätskanone der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung
der Kreditnachfrage in der Eurozone hat nicht die Wirkung erzielt,
die sich ihre Konstrukteure erwartet hatten. Die zur Verfügung
gestellten Finanzmittel wurden in viel geringerem Umfang nachgefragt
als prognostiziert. Zum Teil mögen technische Gründe dafür
verantwortlich gewesen sein, weil die Vorarbeiten in den Banken
offenbar mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht, und viele
Institute noch die Ergebnisse des Stresstests abwarten wollen. Da die
Bedingungen der zweiten Tranche der sogenannten
TLTRO-Refinanzierungsgeschäfte im Dezember identisch sind, besteht
zudem die Möglichkeit für einen späteren Einstieg zu denselben
Konditionen. Und weil die EZB erst vor ein paar Wochen die Zinsen
erneut leicht gesenkt hat, mag auch so manches Zinsarbitragegeschäft
nicht mehr so lukrativ erscheinen.
Wahrscheinlich sieht es bei der nächsten Tranche aber nicht viel
besser aus. Da EZB-Präsident Mario Draghi ein Volumen von 400 Mrd.
Euro für die ersten beiden Tranchen avisiert hat, wäre das ein
verheerendes Signal. Denn es zeigt, dass die Probleme in der Eurozone
mit Liquiditätsinstrumenten allein nicht behoben werden können,
sondern vielmehr wirtschaftspolitische Reformen dringlich sind. Wer
sagt denn, dass es an den Banken liegt, wenn - aus Sicht der EZB -
zuwenig Kredite vergeben werden und die Konjunktur nicht so recht in
Schwung kommt? Vielleicht fehlt es einfach an der Nachfrage, weil das
Investitionsumfeld zu wünschen übrig lässt. Auch die derzeitigen
politischen Umstände - Stichworte: Ukraine, Russland-Sanktionen -
sprechen nicht für überschwängliche Ausgabenfreude bei Unternehmen
und Konsumenten. Warum sollten sich die Banken unter diesen Umständen
übermäßige Liquidität ans Bein binden, die im Falle der TLTRO noch
dazu an die Kreditvergabe gekoppelt ist?
Aber derlei Argumente kümmern die Notenbanker offenbar nicht, weil
sie nicht in ihr Weltbild passen. In der "modernen" Geldpolitik geht
es stattdessen nach dem Motto zu: Viel hilft viel! Und so wird schon
von einem noch größeren Programm gesprochen, bei dem die Gelder auf
jeden Fall abfließen: der Kauf von Staatsanleihen nach
angelsächsischem Vorbild. Das stützt die Banken ebenfalls, senkt aber
den Reformdruck in der Eurozone weiter. Und welche Regierung kann
sich schon der Verlockung entziehen, wenn die Notenbank den
Absatzkanal für Staatsbonds offen hält?
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
547770
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Bayers riskanter Abschied von der Chemie Düsseldorf (ots) - Seinen Abschied von Bayer hat Marijn Dekkers
angekündigt. Doch bevor der Niederländer 2016 geht, baut er den
Konzern radikal um. Mit der Trennung von der Kunststoffsparte steigt
Dekkers endgültig aus der Chemie aus und kippt zugleich die
Drei-Säulen-Strategie (Pharma, Pflanzenschutz, Kunststoffe) seines
Vorgängers Werner Wenning. Wenning war da vorsichtiger Kaufmann: Wenn
es der einen Sparte schlecht ging, konnte die andere ausgleichen. Die
Börse aber mag keine Mischkonzerne. Und als Liebling der Börse baut
Dekkers mehr...
- Schnellere und genauere Identifizierung von Medikamenten, die allergische Reaktionen verursachen: eine große Erleichterung für Patienten Krakau, Polen (ots/PRNewswire) -
Die Verwendung von Medikamenten stellt ein zentrales Element bei
der Behandlung vieler Krankheiten dar. Für einige Patienten kann
diese Verwendung jedoch schädliche Auswirkungen haben, darunter
arzneimittelinduzierte Hautreaktionen (CADR), eine häufige Form
allergischer Hautkrankheiten, die ihre Lebensqualität erheblich
einschränken kann.
(Logo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20140918/706300 )
Die Diagnose von CADR könnte nun erheblich verbessert werden, dank
einer neuen Methode, mehr...
- TE Connectivity stellt bei der ECOC 2014 energieeffiziente schnelle Glasfaserkonnektivität vor Harrisburg, Pennsylvania (ots/PRNewswire) - TE Connectivity (TE),
ein Weltmarktführer im Bereich Verbindungstechnik, hat heute
bekanntgegeben, dass man bei der ECOC 2014 vom 22. bis 24. September
im französischen Cannes seine neuesten optischen Lösungen und
Innovationen zeigen wird. Das Unternehmen wird seine neue optische
Engine Coolbit präsentieren. Auf dieser Technologie stützen sich die
mit Spannung erwarteten aktiven Glasfaserprodukte 100G, 300G und 400G
von TE.
"Heute kann Sofortzugriff auf Daten über Erfolg oder Misserfolg mehr...
- Rheinische Post: RWE erwägt Zusammenlegung von Deutschland AG und Vertriebs AG Düsseldorf (ots) - Auf der Suche nach Sparpotenzial denkt RWE
über die Zusammenlegung der in Essen sitzenden RWE Deutschland AG
und der in Dortmund sitzenden RWE Vertriebs AG nach, wie die in
Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Freitagausgabe) aus
Aufsichtsrats-Kreisen erfuhr. Ein Arbeitskreis hat demnach ein
Arbeitspapier erstellt, das die Zusammenlegung der Holdings
vorschlägt. 2015 soll bereits der Chef der RWE Vertriebs AG,
Carl-Ernst Giesting, in den Vorstand der Deutschland AG wechseln und
hier Bernd Widera ersetzen, mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Ford in Köln beantragt Kurzarbeit - Fiesta-Produktion wird gedrosselt Köln (ots) - Die Kölner Ford-Werke haben die Tagesproduktion in
der Fiesta-Fertigung von 1850 auf 1550 Kleinwagen verringert.
Zugleich beantragt das Unternehmen nach Informationen des "Kölner
Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe) noch in diesem Monat bei der
Bundesanstalt für Arbeit Kurzarbeit. Die Arbeit in der Montagehalle
in Niehl soll an sechs Tagen im Oktober und fünf Tagen im November
ruhen, also an insgesamt elf Tagen. Die Reduzierung der Produktion
begründet Ford mit einer "allgemein niedrigere Nachfrage in der
zweiten Jahreshälfte". mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|