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Wo sich Staub zu Licht wandelt - das Jerusalem Friedensmal im Geopark Bergstraße-Odenwald / Beitritt von Frau Prof. Buber Agassi zur Friedensinitiative im Martin-Buber-Haus (FOTO)

Geschrieben am 25-09-2014

Bensheim (ots) -

Das Jerusalem Friedensmal in Süd-Hessen wird in diesem Jahr fertig
gestellt. Die Entwicklungs- und Bauzeit beträgt 16 Jahre. Das 26 m
weite Denkmal war von dem Künstler Thomas Zieringer entworfen worden.
Bereits im Jahr 2001 hatte dieser mit einigen Mitstreitern den Verein
Friedensmal Wendepunkt gegründet, der juristisch und finanziell für
das Projekt verantwortlich ist. Die ungewöhnliche Privatinitiative
hatte seit seiner Entstehung in der Region polarisiert, aber auch
zugleich international ein positives Echo gefunden. 

Das Martin-Buber-Haus, Sitz des internationalen Rates der Christen
und Juden, hatte den Künstler für seine September-Vortragsreihe
eingeladen. Überraschendes ereignete sich gleich zu Beginn der
Veranstaltung. Der Vortrag fand in jenem Haus im südhessischen
Heppenheim statt, in dem einst der bekannte jüdische
Religionsphilosoph Martin Buber, Großvater von Frau Buber Agassi,
wohnte. Im Jahr 1938 war er mit ihr zusammen vor den Nazis nach
Jerusalem geflohen. Karl Netzer aus dem Publikum stand auf, ergriff
das Wort und bewegte so den Referenten dazu, seine gerade begonnene
Rede gleich wieder abzubrechen. 

Dies sei das Haus in dem seine gute Freundin Judith Buber Agassi
geboren wurde, sagte er und ging dabei im Saal nach vorne. Frau
Professor Buber Agassi wolle die Arbeit des Vereins Friedensmal
Wendepunkt unterstützen, führte er weiter aus. Dann überreichte er
dem Referenten eine Beitrittserklärung von ihr. Er habe ihr das
Friedensmal vorgestellt und sie war von der Arbeit so angetan, dass
sie dem Verein beitreten wollte. Frau Professor Buber Agassi ist
Ehrenbürgerin der Stadt Heppenheim und sie arbeitete weltweit an
renommierten Universitäten im Fachbereich Soziologie.

Die Freude im Gesicht des Referenten war nicht zu übersehen. Nun
konnte der Vortrag beginnen. Es war eine spannende
zweieinhalbstündige Veranstaltung über die Entwicklungsgeschichte und
die Motivation beim Jerusalem Friedensmal. Die Idee für dieses
"Friedensmal für Deutschland" war Im Jahr 1998 entstanden. Zunächst
für Berlin geplant, sah es dann so aus, als könne es in der
katholischen Hochburg Fulda verwirklicht werden. Nach dem
Hohmann-Skandal hätte dies jedoch keine Chance mehr gehabt, führte
Thomas Zieringer aus. Schließlich wurde es im südhessischen Bensheim
von den Behörden genehmigt.

Mehrfach wäre das Projekt auf seinem 16-jährigen Weg beinahe
gescheitert. Es gab viel Widerstand, aber eben auch engagierte
Zustimmung, sagte der Referent. Eine Aktion für das Jerusalem
Friedensmal schaffte es sogar mit der Aussage "The opposite of the
Holocaust is in a sense the idea of Jerusalem" auf die Titelseiten
von international renommierten israelischen Zeitungen. 

Es gab Probleme mit Vandalismus und Antisemitismus. So wurde vor
Kurzem bei Bauarbeiten ein voll beladener Anhänger, der mit weniger
als 5 Mann gar nicht zu bewegen ist, den Berg hinuntergestoßen und
der Sachschaden war groß. Der Referent schilderte, dass auf Facebook
eine Aktion für das Friedensmal in Deutschland unmöglich war, weil
sie dort wegen eines überhandgenommenen Antisemitismus abgebrochen
werden musste. Dann wurde die Aktion mit den gleichen Aussagen auf
Facebook in den USA und Israel durchgeführt, wo sie sehr erfolgreich
war. Innerhalb von 2 Wochen konnten über 10.000 Menschen in
Diskussionen einbezogen werden.

Der Referent erläuterte den Namen des Denkmals. Der Name
"Jerusalem" sei ganz bewusst als ein Bekenntnis zu einer jüdischen
Wurzel unserer Kultur gewählt. Es müsse selbstverständlich werden,
das so auszusagen. So sei zum Beispiel "unsere" Symbolik vom Baum des
Lebens - das zentrale Element des Friedensmals - aus dem Judentum in
unsere deutsche Kultur gekommen.

Das Friedensmal sei ein Denkmal, das für das Leben stehe und auch
da passe das Bekenntnis zur jüdischen Wurzel, weil das Judentum vom
Selbstverständnis her eine Religion des Lebens sei und auch die
jüngere deutsche Geschichte daran nichts ändern könne. Würden wir uns
darüber bewusst sein, wie viel uns mit dem Judentum verbindet, würden
wir nochmals eine andere und eigene Betroffenheit über den Verlust
empfinden, den die Nazi-Herrschaft für die deutsche Kultur bedeutete,
sage Thomas Zieringer.

"Yerushalayim", hebräisch für Jerusalem, ist auf einem
(Ge)-Denkstein zu lesen. Das sei als Metapher zu verstehen. Das
"himmlische Jerusalem" sei Ausdruck einer Friedenshoffnung. Es
bezeichne nicht die Welt, wie sie heute ist, sondern es sei dem
Menschen eine Ermutigung, darauf hin zu leben und das gehe nur mit
dem Herzen. So sei auch die ganze Denkmalgestaltung darauf hin
ausgelegt, die Herzen der Menschen zu erreichen. 

Der Anspruch des Friedensmals "Erinnern alleine reicht nicht"
mache darauf aufmerksam, dass zum Gedenken an eine dunkle
Vergangenheit unbedingt auch die Zeichen der Hoffnung und neuen
Lebens gehören, soll Erinnerung nicht zum Selbstzweck werden. Es gehe
nicht um eine Entscheidung "Mahnmal oder Friedensmal", sondern um ein
Verständnis, dass sich beides in einer Gesamtheit so ergänzt, dass es
zusammen Herz und Verstand erreicht. Es soll eben auch keinen
"Schlussstrich" in den Herzen der Menschen geben, weil sie als
Schuldgefühl missverstehen, was eigentlich eine positive
Verantwortung für das Leben heute meint. 

Die Inschrift "Wo sich Staub zu Licht wandelt" auf einem
Gedenkstein des Jerusalem Friedensmals soll gerade das zeigen, sagte
der Referent. Der Satz stammt aus einem Gedicht der jüdischen
Literaturnobelpreisträgerin  Nelly Sachs. Sie hatte die Shoa überlebt
und formulierte danach in ihrem Gedicht "Chor der verlassenen Dinge"
so: Ihr Zuschauenden, die ihr keine Mörderhand erhobt, aber die ihr
den Staub nicht von eurer Sehnsucht schütteltet, die ihr
stehenbliebt, dort, wo er zu Licht verwandelt wird.



Pressekontakt:
Friedensmal Wendepunkt e. V.
Thomas Zieringer
Weiherweg 36
64625 Bensheim

http://friedensmal.de
post@friedensmal.de
Tel. 06251 860 91 77


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