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Neue Studie von Oxford Economics / Der Chemiestandort Deutschland verliert Wettbewerbsfähigkeit

Geschrieben am 26-09-2014

Frankfurt/Main (ots) - Die chemische Industrie ist eine
exportstarke Branche. 60 Prozent ihres Umsatzes erzielt sie mit
Kunden im Ausland. Die hohe Exportquote verdeckt aber ein Problem:
Globale Konkurrenz und sinkende Wettbewerbsfähigkeit setzen dem
Chemiestandort Deutschland immer stärker zu. Als besonderes
Alarmsignal ist zu werten, dass sich der Abwärtstrend seit 2008
verstärkt hat. Diese Entwicklung wird jetzt durch eine neue Studie
des Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics mit Daten und
Fakten belegt.

"Deutschland ist ein attraktiver Chemiestandort. Tatsache ist
aber, dass wir in den letzten beiden Jahrzehnten Anteile am
Weltchemiehandel und der Weltchemieproduktion verloren haben. Politik
und Öffentlichkeit müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in einer
kritischen Phase befinden, was unsere internationale
Wettbewerbsfähigkeit angeht", sagte der scheidende Präsident des
Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Karl-Ludwig Kley, bei der
Vorstellung der Studie "Die Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts
Deutschland im internationalen Vergleich - Rückblick und
Zukunftsperspektiven" in Frankfurt anlässlich der
Mitgliederversammlung des Verbandes. Die Studie, die der VCI in
Auftrag gegeben hat, füllt eine Lücke: Bislang gab es keine
wissenschaftlich vergleichenden Arbeiten zur Wettbewerbsfähigkeit
verschiedener Chemienationen.

Der Anteil des Chemiestandorts Deutschland am globalen Exportmarkt
ist trotz wachsender Außenhandelsüberschüsse in den letzten beiden
Jahrzehnten gesunken, so die Analyse von Oxford Economics. Das
Wirtschaftsforschungsinstitut konnte dabei nachweisen, dass der
Rückgang der Marktanteile vor allem auf einen Verlust an globaler
Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts zurückzuführen ist. Dies ist
einer von mehreren Faktoren, der zu einer Wachstums- und
Investitionsschwäche geführt hat: Die Chemieindustrie hat seit 2011
weder die Produktion noch die Investitionen am Standort Deutschland
ausgeweitet.

"Die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Exportmärkten
ist für den Chemiestandort Deutschland bei der anhaltenden
Wachstumsschwäche in Europa lebensnotwendig", sagte Kley. Vom
dynamischen Aufholprozess der Schwellenländer profitierte der
Chemiestandort Deutschland in der Vergangenheit durch Exporte. Der
Erfolg der vergangenen Jahre sei aber kein Garantieschein für die
Zukunft. "Wenn unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter sinkt, drohen wir
von der Weltkonjunktur abgekoppelt zu werden", so Kley.

Einflussfaktoren auf die Wettbewerbsfähigkeit

In der Studie hat Oxford Economics untersucht, welche Faktoren
einen besonders starken Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines
Chemiestandorts haben. Als Faktoren mit dem größten Einfluss hat das
Institut die Energie- und Rohstoffkosten sowie die Forschungsausgaben
der Branche identifiziert. Ferner spielen die Qualität der
Verkehrsinfrastruktur, Investitionen, Wechselkurse, Steuern,
Regulierungskosten und die Dichte des Industrienetzwerkes eine Rolle.

Die Studie belegt, dass zu hohe Energiepreise die
Wettbewerbsfähigkeit eines Chemiestandorts stark negativ beeinflussen
und zu sinkenden Exportmarktanteilen führen. Bezugnehmend auf diese
Ergebnisse richtete der VCI-Präsident eine Botschaft an diejenigen,
die in der politischen Diskussion immer wieder behaupten, dass hohe
Energiepreise zu mehr Innovationen führen und letztlich sogar gut für
den Standort seien: "Stark steigende Energiepreise ohne Verlust an
Wettbewerbsfähigkeit sind ein Mythos, von dem wir uns endlich
verabschieden müssen", betonte Kley. "Ein Blick über den Atlantik
zeigt, wie man im Gegenzug mit günstigen Energiepreisen
Wettbewerbsfähigkeit gewinnt."

Eine hohe Forschungsintensität wirkt sich langfristig positiv auf
die Wettbewerbsfähigkeit und den Anteil am globalen Chemieexportmarkt
aus, so die Studie. "Wir müssen schlicht besser sein als andere", zog
Kley als Schlussfolgerung. Daher habe die deutsche Chemieindustrie
ihre jährlichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung seit 2009
auch um gut 2,5 Milliarden auf 10,5 Milliarden Euro gesteigert. Neue
Erkenntnisse aus der Forschung müssten aber auch in innovative
Produkte umsetzbar sein. "Technologieoffenheit ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe", sagte Kley und betonte
gleichzeitig: "Auch die Industrie hat hier eine Bringschuld. Wir
müssen den Menschen besser erklären, welche Vorteile sie persönlich
und die Gesellschaft von neuen Technologien haben."

Auch Investitionen hat Oxford Economics als wichtigen
Einflussfaktor auf die Wettbewerbsfähigkeit identifiziert. "Dass am
Chemiestandort Deutschland seit Jahren kaum noch über die
Abschreibungen hinaus investiert wird, ist ein alarmierendes Signal",
erklärte Kley. Besonders, da gleichzeitig in anderen Teilen der Welt
massiv investiert werde.

Bessere politische Rahmenbedingungen nötig

Die Studie von Oxford Economics zeigt, welche Hebel die größte
Wirkung auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit eines
Chemiestandortes haben. "Deutschland braucht bezahlbare Energie und
die besseren Ideen, um dauerhaft erfolgreich zu sein", sagte Kley.
Weichen für bessere politische Rahmenbedingungen für die Unternehmen
ließen sich vor allem auf drei Feldern stellen: Durch die Senkung der
staatlich verursachten Energiekosten, den Verzicht auf eine
überambitionierte Vorreiterrolle im Klimaschutz sowie die Stärkung
der Forschungsintensität und damit der Innovationsfähigkeit der
Unternehmen am Chemiestandort Deutschland.

Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts kein Selbstzweck

"Wir stehen als Chemie im Zentrum des deutschen
Industrienetzwerkes, einem zentralen Erfolgsfaktor des
Industrielandes Deutschland", betonte Kley. "Daran hängen
Arbeitsplätze und Wohlstand." Wanderten nennenswerte Teile der
Chemieindustrie aus Deutschland ab, bestehe die Gefahr, dass
Wertschöpfungsketten reißen. Dann sei das deutsche Industrienetzwerk
insgesamt gefährdet. "Wir wollen daher den Dialog mit der Politik
über einen gemeinsamen Rahmen zur Weiterentwicklung der
Wettbewerbsfähigkeit des Industrielandes Deutschland fortsetzen - wie
es gute Tradition in unserer Industrie ist", schloss Kley.

HINWEIS: Der 24-seitige Bericht des VCI auf Basis der Studie von
Oxford Economics ist hier erhältlich:
http://bit.ly/VCI-Bericht-Oxford-Economics-Studie

Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von mehr
als 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen
Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik,
Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den
Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie.
Die Branche setzte 2013 über 190 Milliarden Euro um und beschäftigte
rund 438.000 Mitarbeiter.



Pressekontakt:
VCI-Pressestelle
Telefon: 069 2556-1496
E-Mail: presse@vci.de


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