Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zum Zustand der Bundeswehr
Geschrieben am 06-10-2014 |
Bremen (ots) - Was haben Werder Bremen und die Bundeswehr
gemeinsam? Wenn man ganz unten ist, gehen einem langsam die
Entschuldigungen für Fehlleistungen aus. Etwa dafür, warum eine
"Belastungsgrenze" erreicht ist, wenn von gut 180000 Soldatinnen
und Soldaten keine 4000 in irgendwelchen Auslandseinsätzen sind. Die
Bundeswehr ist damit ganz unten, nämlich kaum noch einsatzfähig. Das
ist sicher nicht dem Gros der Truppe anzulasten, wohl aber jenen, die
sie führen - Generälen wie Spitzenbeamten. Es ist schon bezeichnend,
wenn die Ministerin dem Mängelbericht aus dem eigenen Haus misstraut
und lieber auf externen Sachverstand baut. Die 1,5 Millionen Euro,
die sie für den 1200-seitigen Katastrophenbericht in die Hand
genommen hat, sind gut investiert - angesichts von 4,3 Milliarden
Euro Mehrausgaben bei den größten laufenden Rüstungsvorhaben. Und das
ist nur die finanzielle Seite, die nicht einmal militär-typisch ist:
siehe große öffentliche Bauvorhaben. Aber der militärische Nutzen
strebt ja auch noch entgegengesetzt Richtung Null. Der
Großtransporter A400M wird mit fünfjähriger Verspätung genau dann
geliefert, wenn das Gros der Truppe aus Afghanistan abgezogen ist.
Von den Hubschraubern kommt gerade noch jeder Fünfte hoch, beim
Eurofighter purzeln entweder die Nieten aus dem Rumpf oder der
Schleudersitz klemmt. Anderes Gerät ist dermaßen veraltet, dass es
wegen des immensen Wartungsaufwands im Ernstfall eigentlich nicht
mehr einsetzbar ist. In diesem fliegenden, fahrenden oder
schwimmenden Schrott sollen aber Menschen ihr Leben riskieren, um die
Sicherheit dieses Landes zu garantieren. Schon deshalb sollte Ursula
von der Leyen unbedingt dem Rat der Wirtschaftsprüfer folgen,
Kompensationszahlungen einzufordern. Davon kann sie ja dann in den
USA erprobtes, taugliches Material kaufen, um Einsätze in der
Ukraine, im Irak oder sonstwo zu bestreiten. Made in Germany sollte
nur noch bestellt werden, was auch international begehrt ist:
Kampfpanzer, U-Boote, Drohnen und Satelliten, Fahrzeuge wie der
Dingo. Spielt das Verteidigungsministerium endlich "juristisch auf
Augenhöhe" mit den Anbietern, wie es die Gutachter fordern, braucht
auch der Wehretat nicht erhöht zu werden. Dazu aber muss die
Ministerin erst einmal den eigenen Laden auf Vordermann bringen - ein
Job, bei dem ihre männlichen Vorgänger jämmerlich versagt haben. Denn
was hier im Argen liegt, hat schon vor genau vier Jahren die
Weise-Kommission festgestellt: eine "allgemeine
Verantwortungsdiffusion" mache eine "stringente Steuerung unmöglich".
Geschehen ist daraufhin offenbar: nichts. Wenn von der Leyen, der der
Ruf einer gewissen Gnadenlosigkeit vorauseilt, hier nun wirklich
aufräumt, kann sie vielleicht sogar eine Zielvorgabe der
Weise-Kommission erreichen: mindestens 14000 Soldaten
"durchhaltefähig" in Einsätze zu schicken. Utopisch? Auch Werder muss
sich anstrengen, um wieder international mitzuspielen.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
550728
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Jetzt wird es ernst für die Ministerin - Leitartikel von Jochim Stoltenberg Berlin (ots) - Die Bundeswehr und ihre Rüstung - das war noch nie
ein Ruhmesblatt. Wenn Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
also gleich zu Beginn ihrer Amtszeit das jetzt vorgelegte externe
Rüstungsgutachten in Auftrag gegeben hat, war das ein kluger Akt
ministerieller Selbstverteidigung. Die Mängel sowohl bei der
Industrie wie im Ministerium selbst liegen nun offen; zu verantworten
von ihren Vorgängern.
Mit der Berufung einer Seiteneinsteigerin zur Staatssekretärin für
Rüstung hat die auch gerade erst ein Jahr amtierende mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Internationale Buchmesse in Frankfurt
Wider das Monopol
Stefan Brams Bielefeld (ots) - Die internationale Buchbranche ist ab morgen zum
66. Mal zu Gast in Frankfurt. Und natürlich werden wieder jede Menge
spannende Bücher und Autoren zu entdecken sein. Aber es wird auch
wieder um das seit Jahren die Messe beherrschende Thema, die
Zusammenführung von gedruckten und elektronischen Büchern, gehen. Vor
allem jedoch dürfte sich erneut Amazon wie ein Schatten über die
Bücherschau legen, scheint sich doch Jeff Bazos weiterhin in der
Position des Jägers zu gefallen. Formuliert hat es der Chef des
Internetversandhändlers mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum geplanten Lokführer-Streik Bremen (ots) - Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es
will - das Bundeslied für den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein"
nimmt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wortwörtlich,
sie will streiken. Dabei ist der GDL-Arm ziemlich kurz: Er steht
allein für die Interessen der Lokführer. Doch die haben - wie
Flugzeugkapitäne - eine Profession, mit der sich gewaltiger Druck
ausüben lässt, weil Zehntausende Passagiere ungnädig werden.
Berufsmusiker, ebenfalls in einer Spartengewerkschaft organisiert,
können das mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zum Rüstungsbericht Frankfurt/Oder (ots) - Wenn erfahrene Juristen bei
milliardenschweren Projekten nicht um Rat gebeten werden, wenn es dem
Bund nicht gelingt, seine Ansprüche gegen die Industrie
durchzusetzen, dann heißt das vor allem eines: Der Staat lässt sich
über den Tisch ziehen. Den Steuerzahler kostet das Milliarden.
Anzulasten ist dies nicht der aktuellen Ministerin. Sie hat das Chaos
von ihren Vorgängern geerbt. Doch obwohl sie keine Schuld an den
Zuständen hat, trägt sie die Verantwortung. Ursula von der Leyen weiß
nun detailliert um die Probleme mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zu Kohl Frankfurt/Oder (ots) - In seiner Unterscheidung von Freund und
Gegner war Helmut Kohl zeit seines Lebens so wenig ein Diätkünstler
wie beim Essen. Wen wundert es angesichts seines Lebensweges: vom
allseits geschätzten jungen CDU-Modernisierer zum scheinbaren
Provinzdeppen, der neben solchen Lichtgestalten wie Willy Brandt,
Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker doch nicht bestehen konnte.
"Birne" war das Synonym für ihn, das jeder verstand. Franz Josef
Strauß urteilte über den aufstrebenden Konkurrenten: "Er ist total
unfähig. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|