dena fordert: Stromspeicher müssen zügig ausgebaut werden /
Aktuelle Debatte greift zu kurz / Kohler: "Stromspeicher sind unverzichtbar für die Energiewende"
Geschrieben am 07-10-2014 |
Berlin (ots) - Die Deutsche Energie-Agentur (dena) fordert in
einem aktuellen Positionspapier, den Ausbau von Stromspeichern zügig
voranzutreiben. Pumpspeicher und andere Speichertechnologien können
nicht nur kurzfristig Schwankungen in der Stromerzeugung ausgleichen,
sondern auch überschüssigen Strom aus Wind- und Solarkraftwerken
aufnehmen und später in das System einspeisen. Das macht
Stromspeicher zu einem strategisch wichtigen Baustein der
Energiewende. Die dena kritisiert, dass bislang vorgelegte Studien
vielfach von idealisierten Rahmenbedingungen ausgehen und Probleme
nicht berücksichtigen, die jetzt schon ersichtlich sind, wie zum
Beispiel Verzögerungen beim Netzausbau oder bei der Etablierung eines
europäischen Strombinnenmarktes. Gleichzeitig verschlechtert sich die
wirtschaftliche Lage für den Betrieb beispielsweise von Pumpspeichern
zusehends. Deshalb muss jetzt eine offensive Diskussion zwischen
Politik und Wirtschaft geführt werden, um rechtzeitig verlässliche
Rahmenbedingungen für den Ausbau von Stromspeichern zu schaffen.
"Stromspeicher sind unverzichtbar für die Energiewende", betont
Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. "Wer etwas
anderes behauptet, schadet der Energiewende und setzt letztendlich
die Versorgungssicherheit in Deutschland aufs Spiel. Was oft
ausgeblendet wird: Unsere Stromversorgung basiert derzeit zu 80
Prozent auf gespeicherten oder speicherbaren Energieträgern wie
Erdgas, Kohle und Biomasse. Wenn wir diese Energieträger weniger
nutzen, müssen wir die neuen Energiequellen Wind und Sonne mit
Speichern verbinden. Bis zum Jahr 2025 sollen Photovoltaik- und
Windkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 130.000 Megawatt in
Deutschland bereitstehen. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht,
wird die volle Leistung ins Netz gehen. Ohne zusätzliche Speicher
verscherbeln wir die mit Förderung durch deutsche Stromverbraucher
subventionierte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien zu
Niedrigstpreisen ins europäische Ausland. Wir sollten nicht denselben
Fehler machen wie beim Netzausbau. Auch hier haben wir zu lange
gewartet und hinken jetzt den Entwicklungen hinterher."
Speicher erhöhen Versorgungssicherheit
Vielfach wird die Notwendigkeit von Stromspeichern ausschließlich
im Hinblick auf die Bereitstellung von Flexibilität im Stromsystem
diskutiert, da der Flexibilitätsbedarf mit wachsenden Anteilen
fluktuierender Stromerzeugung aus Wind und Sonne zukünftig stark
steigen wird. Entsprechende Studien gehen zudem von unrealistischen
Entwicklungen aus, zum Beispiel bei der Verfügbarkeit alternativer
Flexibilitätsoptionen wie Lastmanagement, also der gezielten
Steuerung des Verbrauchs in Unternehmen. "In welchem Umfang sich in
Deutschland ein Markt für Lastmanagement entwickeln wird und zu
welchen Kosten, lässt sich im Moment kaum abschätzen", sagt Stephan
Kohler. "Außerdem dürfen wir uns nicht auf die Frage der Flexibilität
beschränken. Speicher können mehr als das und deshalb brauchen wir
sie umso mehr."
Neben Flexibilität stellen Stromspeicher auch Speicherkapazität
und kurzfristig verfügbare gesicherte Leistung bereit. Pumpspeicher
können außerdem das Netz bei Engpässen entlasten und tragen dazu bei,
die Stromversorgung nach einer Störung wieder aufzubauen, da sie auch
ohne externe Stromversorgung anfahren können. Im
Energiewirtschaftsgesetz werden bestehende Pumpspeicher trotzdem
wirtschaftlich benachteiligt, weil sie als sogenannte
Letztverbraucher eingestuft werden, obwohl sie den Strom nur temporär
entnehmen und ihn später wieder in das Netz zurückspeisen. Auch bei
der Einführung eines Kapazitätsmarkts zur Gewährleistung der
Versorgungssicherheit im Stromsystem sollte sichergestellt werden,
dass Stromspeicher daran diskriminierungsfrei teilnehmen können.
Marktintegration von Wind- und Solarstrom
Speicher können zudem die Integration von Strom aus erneuerbaren
Energien in den Markt befördern. Das aktuelle Marktprämienmodell des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes führt dazu, dass der erneuerbare Strom
über den Spotmarkthandel und damit als "Graustrom" vermarktet wird.
So verliert er seine wichtigste Qualitätseigenschaft, die
CO2-Neutralität. Werden Photovoltaik- oder Windkraftanlagen mit
Stromspeichern kombiniert, kann der Strom weiterhin als "Grünstrom"
vermarktet werden.
Weitere Speichertechnologien machen es möglich, Strom in andere
Energieträger umzuwandeln. Damit wird überschüssiger Strom aus
erneuerbaren Energien zukünftig langfristig speicherbar und kann auch
in anderen Verbrauchssektoren wie Mobilität und Wärme genutzt werden.
Vielversprechend ist die Speichertechnologie Power to Gas, also die
synthetische Erzeugung von Wasserstoff oder Methangas. Auch hier
müssen die Weichen für einen großtechnischen und wirtschaftlichen
Einsatz jetzt gestellt werden.
Eine ehrliche Kostendebatte gehört dazu
"Natürlich wird der Ausbau von Speichern auch Geld kosten, wie so
vieles in der Energiewende", betont Stephan Kohler. "Aber aus Angst
vor eine Kostendebatte dürfen wir das Thema nicht vernachlässigen.
Wir brauchen Speicher, um unsere energiepolitischen Ziele zu
erreichen. Die Investitionen dienen also dem richtigen Zweck. Das
müssen wir jetzt offen und ehrlich ansprechen, sonst gefährden wir
auf Dauer die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende."
Das dena-Positionspapier "Die Bedeutung von Stromspeichern im
Energiesystem" zum Herunterladen unter
www.dena.de/dena-Speicherpapier.
Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Stella Matsoukas,
Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 72 61 65-657, Fax: +49 (0)30 72 61 65-699,
E-Mail: presse@dena.de, Internet: www.dena.de
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