Westdeutsche Zeitung: Inlandspresse/ "Westdeutsche Zeitung" (Düsseldorf) zu: Bahngewerkschaft
Geschrieben am 07-10-2014 |
Düsseldorf (ots) - kommentar Bundesweiter Streik der Lokführer und
Zugbegleiter Gewerkschaft entmachtet sich selbst
Rolf Eckers
rolf.eckers@wz-plus.de Für viele Pendler ist das heute ein
schrecklicher Morgen. Zwar streiken Lokführer, Zugbegleiter und
anderes Bahnpersonal nur bis 6 Uhr. Aber die Folgen dürften den
Berufsverkehr weitgehend lahmlegen. Dass die Bahnmitarbeiter nicht
zur Arbeit erscheinen, ist ihr gutes Recht. Doch der Ärger über
ausgefallene S-Bahnen und Regionalzüge wäre nicht ganz so heftig,
wenn klar wäre, dass es nur um bessere Arbeitsbedingungen für die
Lokführer ginge. Doch dem ist nicht so. Claus Weselsky, Chef der
Gewerkschaft der Lokführer (GDL), will mehr. Er ringt vor allem um
seine Macht im Bahnkonzern. Weselsky möchte den Einfluss der GDL auch
auf das restliche Bahnpersonal ausdehnen. Dumm nur, dass das zumeist
schon in der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
organisiert ist. Und die Gräben zwischen beiden Gewerkschaften
innerhalb des Bahn-Konzerns scheinen tiefer denn je. Das Management
lehnt sich unterdessen ziemlich entspannt zurück. Der Vorstand hat
zwei Prozent mehr Geld geboten - wohl wissend, dass die GDL dies
angesichts ihrer Forderung von fünf Prozent mehr Geld plus verkürzter
Wochenarbeitszeit nur ablehnen kann. Die Bahnspitze sieht, dass
Weselsky mit seiner starren Haltung in die Sackgasse rennt. Denn die
Bundesregierung bastelt emsig an einem Gesetz zur sogenannten
Tarifeinheit. Vermutlich läuft es darauf hinaus, dass
Spartengewerkschaften dann nicht mehr streiken dürfen. Die größeren
mit mehr Mitgliedern in einem Unternehmen hätten dann den Vorrang.
Weselsky arbeitet also an seiner eigenen Entmachtung. Und er trifft
Piloten und Ärzte gleich mit. Dort gibt es ebenfalls
Mini-Gewerkschaften, die Gefahr laufen, ihr Streikrecht zu verlieren.
Aus Sicht der Arbeitgeber entwickelt sich die Sache bestens.
Tarifstreit lässt sich leichter austragen, wenn es auf der anderen
Seite nur noch einen ernsthaften Ansprechpartner gibt. Auch die
meisten Bahnfahrer und Lufthansa-Kunden begrüßen es, wenn winzige
Gewerkschaften nicht mehr die Macht haben, mit überzogenen
Forderungen maximalen Ärger auszulösen. Die Altersgeld-Wünsche der
Piloten sind noch bestens in unschöner Erinnerung.
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