Pflege - Hauptsache billig? / bpa-Präsident befürchtet Entprofessionalisierung der Pflege
Geschrieben am 10-10-2014 |
Berlin (ots) - In seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe des
verbandseigenen Magazins warnt Bernd Meurer, Präsident des
Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), vor
negativen Auswirkungen der Reform der Pflegeversicherung.
"Die Reform der Pflegeversicherung geht in die entscheidende
Phase. Kurz vor der Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen
Bundestages wurden erstaunliche Allianzen präsentiert. Ausgerechnet
KDA, AOK und der Sozialverband Deutschland treten mit der Botschaft
an die Öffentlichkeit, ein zweigeteilter Pflegemarkt habe überragende
Vorteile für die pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen.
Was steckt dahinter? Die Pflegereform sieht vor, mit der Hälfte
der Pflegesachleistung künftig auch nicht zugelassene
Leistungserbringer zu finanzieren. Der pflegebedürftige Mensch bekäme
eine Rechnung irgendeiner Agentur, welche als Leistung die Betreuung
oder Entlastung ausweist. Die Pflegekasse soll dann den
Rechnungsbetrag an den Pflegebedürftigen überweisen, ohne sich auch
nur im Geringsten dafür zu interessieren, wer denn hier als
Leistungserbringer aufgetreten ist. Versprochen wird mehr Leistung
für das gleiche Geld. Diese Rechnung kann aber nur dann aufgehen,
wenn deutlich weniger für die eigentliche Versorgung gezahlt wird als
bei einem zugelassenen Pflegedienst. Mehr Leistung kann daher nur
weniger Lohn bedeuten, und weniger Lohn bedeutet in diesem Fall, dass
prekäre Arbeitsverhältnisse entstehen werden.
Wer an dieser Stelle mit dem Widerstand der Politiker rechnet, die
ansonsten gerne über Qualitätsstandards, strengere Prüfungen, höhere
Mindestlöhne, bessere Arbeitsplatzbedingungen, Aufwertung der Pflege
und Tariflöhne diskutieren, wird enttäuscht. Vor diesem Hintergrund
aber in Zukunft weiter von einer Aufwertung der Pflege, besserer
Bezahlung und Imagepflege zu sprechen ist unredlich und wird so nicht
mehr möglich sein. In der jetzigen Auseinandersetzung geht es
schlicht darum, dass die meist illegale 24-Stunden-Beschäftigung im
Privathaushalt künftig aus Mitteln der Pflegeversicherung bezahlt
werden soll. Die Politiker scheinen sich sicher zu sein, dass sie
dafür den Applaus der Wähler erhalten werden. Der Schlüssel für die
Billigpflege wird den Bundesländern unmissverständlich in die Hand
gedrückt.
Ein solches Vorgehen würde in jeder anderen Branche zum Aufschrei
in der Politik führen. Wäre es nicht für den Privathaushalt auch viel
billiger und würde so manches Einkommensproblem lösen, wenn das
eigene Haus ganz legal ohne Rücksicht auf zum Beispiel einen
Mindestlohn mit aus Osteuropa vermittelten Bauarbeitern gebaut würde?
Undenkbar? Beim Hausbau vielleicht, bei der Pflege keineswegs.
Hauptsache billig!"
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)
bildet mit mehr als 8.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 260.000 Arbeitsplätze und circa
20.000 Ausbildungsplätze. Das investierte Kapital liegt bei etwa 20,6
Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Herbert Mauel, Bernd Tews,
Geschäftsführer,Tel.030-30878860
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