Bildungsdefizit in Deutschland: Schüler werden ungenügend auf Studium und Beruf vorbereitet (FOTO)
Geschrieben am 14-10-2014 |
Berlin/Frankfurt (ots) -
- Dreiviertel der deutschen Unternehmen machen künftigen Erfolg
von Bildung, Wissen und Qualifizierung abhängig.
- In der aktuellen Quadriga Debatte des Stifterverbandes für die
Deutsche Wissenschaft in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft
für Qualität stellte Deutsche Bahn-Chef Dr. Rüdiger Grube heraus: Die
Partnerschaft zwischen Unternehmen und Hochschulen sei heute so stark
wie nie. Die Schulbildung würde jedoch vernachlässigt. Unternehmen
müssten schon in der Schule Thema sein, damit sich der Nachwuchs
frühzeitig mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland auseinandersetzt.
Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für
Qualität e.V. (DGQ) ist Bildung der zentrale Baustein für den
langfristigen Erfolg der deutschen Wirtschaft. 73 Prozent der
Unternehmen sagen, dass es vor allem im Bereich Wissen, Bildung und
Qualifizierung Handlungsbedarf gibt, um "Made in Germany"
zukunftsfähig zu machen. Für die Studie befragte das Institut der
Deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) im Auftrag der DGQ 1.214
Unternehmen, repräsentativ nach Branche und Mitarbeitergröße.
Wie es um die Qualität der Bildung bestellt ist und welche
Konzepte es braucht, um den Wirtschafts- und Bildungsstandort
Deutschland nachhaltig voranzubringen, war Thema bei der Quadriga
Debatte "Bildung - Qualität 'Made in Germany'" am Donnerstagabend im
Allianz-Forum am Pariser Platz in Berlin. Dort diskutierten Dr.
Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG und
Vorsitzender des Landeskuratoriums Berlin/Brandenburg im
Stifterverband), Professor Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers
(Geschäftsführender Gesellschafter ProxiVision GmbH), Julia Merkel
(Vorsitzende des Vorstandes Wuppertaler Kreis e.V.) und Professor Dr.
Micha Teuscher (Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, HRK)
auf Einladung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und
der DGQ.
Eine zentrale Schwachstelle sah das Podium im mangelnden
Praxisbezug während der Schulausbildung: Die deutsche Wirtschaft
finde kaum Beachtung in den Klassenzimmern, Unternehmen müssten daher
schon in der Schulbildung eine aktive Rolle übernehmen, um den
Nachwuchs möglichst früh mit den Herausforderungen, Entwicklungen und
Chancen Deutschlands vertraut zu machen. Außerdem: Die Entscheidung
über Studium oder Beruf wird bereits in der Schule getroffen. In der
Regel seien die Schüler auf diese wichtige Weichenstellung im Leben
schlecht vorbereitet, da die frühe Auseinandersetzung mit
Wirtschaftsthemen fehlt. Vielversprechende Konzepte gebe es laut
Podium genug.
Kernaussagen der Diskutanten
Rüdiger Grube betonte, dass der Erfolg von "Made in Germany" kein
Selbstläufer sei. Vielmehr entstand er in den vorangehenden
Generationen. Daher laute die Aufgabe, den Erfolg in die Zukunft zu
tragen. Darauf zahle ein, dass die Partnerschaft zwischen Unternehmen
und Hochschulen heute so stark wie nie sei. Hier müsse man, laut
Grube, ansetzen. Denn es bedürfe einer engen Kooperation und aktiven
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis.
Micha Teuscher zeigte auf, dass Deutschland exzellente Hochschulen
und ausreichend Wettbewerb, auch zwischen den Hochschulen, habe. Die
Qualität der Hochschulbildung messe sich vor allem an der Vielfalt
aus Forschung, Lehre und dem Engagement der Lehrkräfte. Auch hier sei
Deutschland sehr gut aufgestellt.
Julia Merkel forderte Prävention und Zielstrebigkeit in der Aus-
und Weiterbildung. Ihr Appell an die Wirtschaft: Nur wer frühzeitig,
kontinuierlich und konsequent in die Aus- und Weiterbildung von
Mitarbeitern investiert, kann in der globalen Wirtschaft erfolgreich
sein. Sie wünscht sich Führungsnachwuchs mit internationaler
Sozialkompetenz, Veränderungs- und Lernbereitschaft.
Rolf-Jürgen Ahlers stellte heraus, dass die Industrie an der
Entstehung der Studien- und Lehrpläne beteiligt sein sollte. Das
bedeute aber nicht, dass sich die Politik zurückziehen solle, sobald
es erfolgreiche Synergien zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt.
Merkmale von Qualität in der Bildung
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft identifiziert
zwei wesentliche Ziele, die die Qualität des deutschen
Bildungssystems nachhaltig gewährleisten: Zum einen müsse der Bedarf
an Akademikern sichergestellt werden. Dies impliziert, beispielsweise
mehr Frauen oder Migranten für MINT-Berufe zu gewinnen - insbesondere
in den eher männerdominierten Ingenieurwissenschaften. Zum anderen
müsse mehr Diversität gewagt werden, um zu verhindern, dass sich
weiterhin eher Kinder von Akademikern für ein Studium entscheiden.
"Ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem erkennt aktuelle
Anforderungen aus Wirtschaft und Gesellschaft und kann darauf
reagieren", sagte Dr. Jürgen Varwig, Präsident der DGQ. "Um im
internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauchen wir kluge Köpfe, die
wir nur durch attraktive Kooperationen von Wissenschaft und
Wirtschaft für den Standort Deutschland gewinnen können."
Über die Initiative "Qualitätsleitbild für Deutschland"
Die gemeinsame Veranstaltung des Stifterverbandes und der DGQ fand
im Rahmen der Initiative "Qualitätsleitbild für Deutschland" statt.
Ziel des Leitbildes für Qualität ist es, die herausragende Bedeutung
dieses Erfolgsfaktors für Deutschland herauszustellen und im Kontext
einer sich ändernden Wirtschaft neu zu definieren. Unter der
Leitfrage "Was muss passieren, damit Qualität auch in 20 Jahren noch
zentrales Differenzierungsmerkmal und entscheidendes Erfolgsprinzip
der deutschen Wirtschaft am Weltmarkt ist?" stieß die DGQ dazu einen
breiten Diskurs in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an.
Begleitend untersuchte das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW
Köln) das Thema im Rahmen einer umfassenden Studie. Außerdem hat die
DGQ gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam im Rahmen
eines Design Thinking-Workshops vier Fokusthemen ausgearbeitet, die
zu den wichtigsten Handlungsfeldern für die Zukunftsfähigkeit von
Qualität gehören. Das Leitbild zur Zukunft von Qualität erscheint im
November 2014 und soll Wirtschaft, Gesellschaft und Politik neue
Impulse für Qualität in Deutschland liefern.
Über die DGQ
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität prägt und moderiert die
praxisnahe Plattform engagierter Fachleute aus allen
Unternehmensebenen und Leistungsbereichen zum Thema Qualität. Der
Verein mit knapp 6.500 Mitgliedern und 62 Regionalkreisen bundesweit
gestaltet Netzwerke und vergibt Zertifikate für nachgewiesene
Kompetenz in Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitssicherheitsmanagement.
Die DGQ Weiterbildung GmbH qualifiziert jährlich mehrere Tausend
Teilnehmer zu Beauftragten, Managern und Auditoren im Qualitäts- und
Umweltmanagement sowie in der Arbeitssicherheit. Die DGQ-Forschung
erarbeitet in Gemeinschaftsprojekten mit KMU neue Anwendungen für das
Qualitätsmanagement.
Pressekontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGQ
Rolf Henning
August-Schanz-Str. 21A
60433 Frankfurt am Main
Telefon: 069 95424-170
E-Mail: rh@dgq.de
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