Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bahnstreik
Geschrieben am 17-10-2014 |
Bielefeld (ots) - Jetzt läuft die GDL Amok - so schimpfte am
Freitag die Bahn, als sie erfuhr, dass die Lokführergewerkschaft ihre
Mitglieder erneut zum Streik aufgerufen hat. Und so ähnlich dürften
auch viele Bürger reagiert haben, die an diesem Wochenende mit dem
Zug verreisen wollen. Wer in diesen Tagen hierzulande ohne Auto mobil
sein möchte, hat es schwer. Erst legen die Lokführer ihre Arbeit
nieder, dann die Piloten, jetzt wieder die Lokführer. Bei allem Ärger
gilt aber auch: Das Recht auf Streik ist in Deutschland ein hohes
Gut. Nicht ohne Grund wird es von der Verfassung gedeckt. Aber gilt
das auch, wenn die Streikenden offensichtlich nicht in erster Linie
um mehr Geld kämpfen, sondern - wie bei der Gewerkschaft der
Lokomotivführer (GDL) - ihre eigenen Machtinteressen vertreten
wollen? Die GDL ist eine kleine Gewerkschaft, die der deutlich
größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Mitglieder
abwerben will. GDL-Chef Claus Weselsky hat sich zum Ziel gesetzt,
künftig auch für andere Berufsgruppen im Bahnkonzern wie etwa die
Zugbegleiter Tarifverträge auszuhandeln. Die Bahn wiederum möchte
vermeiden, mit zwei Gewerkschaften getrennt über die Löhne einer
Berufsgruppe verhandeln zu müssen. Denn das könnte darauf
hinauslaufen, dass Lokführer für die gleiche Arbeit unterschiedlich
entlohnt werden - je nachdem, von welcher Gewerkschaft sie sich
vertreten lassen. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Regelung
den Betriebsfrieden beeinträchtigen würde. Das Schlimme ist, dass
derartige Machtspielchen auf dem Rücken eines Großteils der
Bevölkerung ausgetragen werden. Hinzu kommt ein nicht abzuschätzender
volkswirtschaftlicher Schaden durch den Streik. Das gilt analog auch
für Fluglotsen und Piloten mit ihrer Luxusforderung nach einem
Ruhestand mit 55 Jahren. Auch diese relativ kleinen Berufsgruppen
können den Flugverkehr zulasten schuldloser Passagiere erheblich
beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund hat Bundesarbeitsministerin
Andrea Nahles (SPD) einen Gesetzentwurf zur Tarifeinheit erarbeitet.
Inhalt: Künftig soll pro Betrieb nur noch eine Gewerkschaft den Ton
angeben. Kleinere Arbeitnehmervertretungen müssten danach mit den
Hauptgewerkschaften kooperieren. Die Hürde für einen Arbeitskampf
wäre damit höher, Arbeitgeber dürfte das freuen. Es wäre aber auch
faktisch das Aus der Spartengewerkschaften, also auch der GDL oder
der Pilotenvereinigung Cockpit. Sie wären entmachtet. Doch Nahles'
Vorstoß ist nicht unproblematisch. Ihr Gesetz würde das Streikrecht
zumindest eindämmen. Ob das vor dem Grundgesetz besteht, ist
ungewiss. Weselsky hat bereits angekündigt, dass die GDL in einem
solchen Fall vor das Bundesverfassungsgericht ziehen würde. Klar ist
eines: Es darf nicht sein, dass Mini-Gewerkschaften auf dem Rücken
der anderen mit maßlosen Forderungen das öffentliche Leben lahm
legen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
552904
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Pflegereform Bielefeld (ots) - Pflegende Angehörige sind über Jahrzehnte
alleine gelassen worden. Ihre Leistung versickerte im Bereich der
Selbstverständlichkeit. Hier setzt die Pflegereform an. Eine bezahlte
Auszeit zur Organisation von Pflege und ein Rechtsanspruch auf
Pflegezeit sind der erste Schritt, um bisherige Defizite abzumildern.
Der jetzige Beschluss hilft einer anderen Gruppe hingegen nur
bedingt: Demenzkranke sollen zwar ohne Pflegestufe Zugang zu
ambulanten Leistungen erhalten. Doch das kann nur der Anfang sein.
Erst wenn die Politik mehr...
- Weser-Kurier: Zum Asem-Gipfel schreibt Doris Heimann: Bremen (ots) - Der Mailänder Gipfel hat keinen Durchbruch in
Sachen Ukraine-Konflikt gebracht. Zu groß sind weiterhin die
Meinungsunterschiede, die Kremlchef Wladimir Putin von den Staats-
und Regierungschefs führender westlicher Staaten trennen. Zentraler
Punkt der diversen Gespräche am Rande des Asien-Europa-Gipfels war
die Frage, ob die territoriale Einheit der Ukraine zukünftig wirklich
geachtet wird. Ein Lackmustest dafür sind die anstehenden Wahlen: Am
Sonntag nächster Woche ist in der Ukraine eine Parlamentswahl
angesetzt, mehr...
- Westfalenpost: Bahnstreik - Weselsky ist nicht der Alleinschuldige Hagen (ots) - Natürlich schlagen jetzt alle auf Claus Weselsky
ein. Wie kann der Mann nur? Ein Bahnstreik an einem Ferienwochenende!
So ein Egomane, kann denn keiner diesen Größenwahnsinnigen stoppen?
Und richtig ist: Dieser Streik ist unangemessen, auch, weil er der
Bahn als Verkehrsträger schaden dürfte. Dass GDL-Chef Weselsky sich
damit keine Freunde macht, hat der Mann voll und ganz verdient.
Aber zur Wahrheit gehört: Weselsky ist nicht allein für das
absehbare Bahn-Chaos verantwortlich. Als nicht minder Mitschuldige zu
nennen mehr...
- Weser-Kurier: Zu jungen unbegleiteten Flüchtlingen schreibt Norbert Holst: Bremen (ots) - Das Problem ist vielschichtig. Die Zahl der
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist sprunghaft gestiegen,
gerade in Stadtstaaten wie Bremen. Dort sind die zuständigen Stellen
und Hilfseinrichtungen am Rande der Belastbarkeit angekommen. Mit
Belastbarkeit sind keineswegs nur die Kosten gemeint. Die betroffenen
Kinder und Jugendlichen haben nach deutschem Recht und
internationalen Konventionen einen Anspruch auf eine vernünftige
Unterkunft, auf Betreuung und gegebenenfalls auf therapeutische
Hilfe. Das gilt übrigens mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Ruhe bitte!
= Von Jörg Isringhaus Düsseldorf (ots) - Fortschritt ist gut. Meistens. Manches ist
überflüssig, zumindest aber fragwürdig. Eine elektrische Pfeffermühle
zum Beispiel. Oder ein Sportauspuff. Erstere geht sehr gut von Hand,
letzterer macht einfach nur unnötigen Lärm. Womit wir schon beim
Laubbläser wären. Wohin nur verschwanden die Blätter zu der Zeit, als
diese Maschinen noch nicht die Trommelfelle traktierten? Im
natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen schienen diese Geräte
keine Rolle zu spielen, das Laub fand seinen Weg, ob nun gerecht,
gekehrt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|