Mittelbayerische Zeitung: Schwere Lektionen / Kommentar zu den bayerischen Grünen
Geschrieben am 19-10-2014 |
Regensburg (ots) - Die grüne Basis lässt sich nicht lenken: Das
politische Männer-Trio aus Dieter Janecek, Toni Hofreiter und Ludwig
Hartmann scheiterte beim Landesparteitag krachend mit dem zwar nicht
offen propagierten, aber offensichtlichen Versuch, Markus Büchler als
neuen Landeschef zu installieren. Die drei ehrgeizigen
Parteistrategen werden sich davon nicht lange bremsen lassen. Ihr
Ziel ist es, dass die Grünen 2017 im Bund und 2018 in Bayern in
Regierungsverantwortung kommen. Janecek will zur größeren Schlagkraft
grüne Realos mit den Parteilinken versöhnen - soeben hat er ein
Wirtschaftspapier der beiden Flügel vorgelegt. Hofreiter hat die
Rolle des stets kampfbereiten Haudraufs übernommen. Hartmann fungiert
als Spürhund für Themen, die Wähler bewegen: Zuletzt war seine
Anti-Fracking-Kampagne ein Treffer. Bemerkenswert, dass trotz
strenger Frauenquote bei den bayerischen Grünen aktuell die Männer
das Zepter in die Hand genommen haben. Ob und wie der neue Landeschef
Eike Hallitzky in diese Konstellation passt, wird sich zeigen.
Wenigstens in der Sehnsucht nach Regierungsverantwortung herrscht
Einigkeit. Keine schlechte Basis, für den Moment. Die besten
Ratschläge für Wahlerfolge kamen in Hirschaid allerdings nicht aus
der Parteispitze, sondern von den grünen Landräten Wolfgang Rzehak
und Marco Scherf: Sie verordneten eine Prise Demut, strengstes
Fernhalten von unnützen Ideologiedebatten - und eine riesige Portion
Pragmatismus. Denn was nützen die besten Konzepte, wenn es nicht
gelingt, dafür Mehrheiten zu organisieren? Klingt einfach und gut,
wird aber zum Härtetest. Krötenschlucken ist dann die
Königsdisziplin. Winfried Kretschmann, grüner Ministerpräsident in
Baden-Württemberg, lieferte dafür gerade in der Asyldebatte genügend
Lehrmaterial.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
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