Weser-Kurier: Kommentar von Hans-Ulrich Brandt zum Streit um Polizeikosten bei Fußballspielen
Geschrieben am 22-10-2014 |
Bremen (ots) - Bremen macht ernst, eine nach der hitzigen
Vorgeschichte nur konsequente Entscheidung. Die rot-grüne
Landesregierung und allen voran Innensenator Ulrich Mäurer hätten
sich sonst auch komplett blamiert, wären sie vor dem SV Werder im
Besonderen und der Deutschen Fußball Liga DFL im Allgemeinen doch
noch in die Knie gegangen. Nein, die Entscheidung der Bürgerschaft,
nun den Profi-Fußball für Polizeieinsätze bei Risikospielen in der
Bundesliga zur Kasse zu bitten, ist so richtig wie sie letztlich
erwartbar war. Und dabei spielt es auch keine Rolle, dass jetzt ein
zäher Rechtsstreit beginnen wird, der dazu führen dürfte, dass die
vom Bremer Senat der DFL in Rechnung gestellten Polizeieinsatzkosten
für Heimspiele des SV Werder gegen Hannover 96 oder den HSV
vielleicht erst in zwei Jahren in die Bremer Haushaltskasse fließen
werden. In diesem emotional aufgeladenen Streit zwischen Politik und
König Fußball, dem gerade auch in Bremen vieles willfährig zu Füßen
gelegt wurde und wird, ist jetzt Durchhaltevermögen gefragt. Von
Anfang an haben sich Werder und die Verantwortlichen der mächtigen
DFL mit ihrer überzogenen Abwehrstrategie selbst diskreditiert. Ein
fest eingeplantes EM-Qualifikationsspiel von Bremen nach Nürnberg zu
verlegen, war ganz schlechter Stil. Und Werders Vereinsbosse
Klaus-Dieter Fischer und Klaus Filbry haben nach Bekanntwerden der
Pläne mit sofortigem Liebensentzug reagiert - Fischers Austritt aus
der SPD inklusive. Das ist peinlich, zumal sich Werder nun wirklich
über mangelnde Zuneigung seitens der Bremer Politik nicht beklagen
kann. Wer die nicht immer leichten Beziehungen zwischen Stadt und
Verein Revue passieren lässt, dem fällt so manche Lex Werder ein. Und
man denke nur daran, dass die Stadt auch zu 50 Prozent an den Kosten
für das Weserstadion beteiligt ist. Im Übrigen hat Werder als
Tabellenletzter ganz andere Sorgen. Nicht eventuell zu bezahlende
Polizeieinsätze bedrohen die Zukunft des Vereins, sondern die rasante
sportliche Talfahrt. Der Verein sollte sich um sein Kerngeschäft
kümmern - ein Sieg gegen Köln am Freitag lässt dann in Bremen auch
wieder alle jubeln.
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