Westfalenpost: Was uns eine menschliche Gesellschaft wert ist / Kommentar von Stefan Hans Kläsener zum Attentat von Ottawa
Geschrieben am 23-10-2014 |
Hagen (ots) - Jens Stoltenberg hat die wohl dunkelsten Stunden
seiner politischen Karriere erlebt, als er nach dem verheerenden
Attentat eines rechtsradikalen Verwirrten auf der Insel Utoya im
Angesicht der überlebenden Opfer und der Angehörigen der Getöteten
eine Rede halten musste. Eine Aufgabe, die so schwer ist wie die Rede
am Grab eines Kindes. Der norwegische Ministerpräsident überraschte
2011 die Welt mit den trotzigen Worten: "Noch sind wir geschockt,
aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet:
mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit." Was für Sätze,
was für Worte! Sie kommen in den Sinn, wenn wir Nachrichten wie die
von dem Attentat in Ottawa oder dem hanebüchenen Vorfall am Weißen
Haus hören, wo Attentäter offenbar durch Überrumpelungstaktik die
hochgerüsteten Sicherheitssysteme überwinden und Tod und Verderben
bringen wollen. Natürlich müssen sich nicht nur der amerikanische
Secret Service, sondern auch die kanadischen Sicherheitsdienste jetzt
höchst unangenehme Fragen gefallen lassen. Und sicherlich dürfen die
Bürger zivilisierter Staaten erwarten, dass Geheimdienste und Polizei
alles tun, um Amokläufe, Attentate und feige Anschläge aller Art zu
unterbinden. Aber es lässt sich eben nicht alles verhindern, schon
gar nicht ohne einen erheblichen Preis an gesellschaftlicher
Freiheit. Das aber ist die entscheidende Frage: Wollen wir, um der
vermeintlichen Sicherheit willen, unser ganzes Leben in einen Käfig
polizeilicher Maßnahmen sperren? Die Antwort von Jens Stoltenberg
sollten auch wir geben: Eine offene Gesellschaft ist verwundbar und
kann sich manchmal nur nachträglich wehren. Aber sie ist eine
menschliche Gesellschaft, und das ist es uns wert.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
553864
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Protest unterschätzt / Kommentar von Wilfried Goebels zur Versteigerung von Warhol-Bildern Hagen (ots) - Ausverkauf, Tabubruch, Kunstfrevel? Die geplante
Versteigerung der zwei Warhol-Bilder wirft kein gutes Licht auf das
Verhältnis der Regierung Kraft zur Kultur. NRW verscherbelt sein
Tafelsilber, um die maroden Finanzen der landeseigenen Casinos zu
sanieren. Der Aufschrei der Kulturszene ist verständlich, Kunstwerke
im öffentlichen Besitz dürfen nicht verhökert werden. Allerdings hat
der "Fall Warhol" auch eine andere Seite. Längst ist der
internationale Kunstmarkt zur Spekulationsbörse mutiert: Die beiden
Warhols werden mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur Altersvorsorge Halle (ots) - Viele Deutsche bauen keinerlei Reserven auf, von
denen sie später zehren könnten. Bei jedem Zweiten in dieser Gruppe
hat dies mit Desinteresse zu tun, was sich leicht beheben ließe. Es
bleibt aber ein harter und nicht so kleiner Kern, der mit seinem
Einkommen gerade den Lebensunterhalt bestreiten kann. Dies hat viel
mit dem Arbeitsmarkt zu tun. Schlecht bezahlte Jobs, lange
Arbeitslosigkeit sind nicht vereinbar mit Vermögensaufbau. Der
Aufschwung am Arbeitsmarkt ist die beste Absicherung gegen
Altersarmut. Das allein mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu IS und Gesellschaft Halle (ots) - Aber selbst wenn die schwarzen Fahnen nicht mehr
wehen, wird die Wirkung des sozialen Giftes, das der IS verströmt,
nicht verflogen sein. Die Varianten des weltweit praktizierten
islamistischen Terrors haben ein Stigma des Verdachts verbreitet, das
den wechselseitigen Integrationsbemühungen in den multiethnischen
Gesellschaften eine schwere Last aufbürdet. Dabei sollte es doch gar
nicht so schwer sein, gegen das Machtbegehren panislamischer
Bewegungen die Vorzüge offener Demokratien herauszustreichen, in
denen die Jungen mehr...
- Südwest Presse: KOMMENTAR · TERROR Ulm (ots) - Mit Sicherheit überwacht
New York, Madrid, Boston, Ottawa. Die Orte des Grauens mögen
wechseln, die beschwörenden Phrasen der Offiziellen bleiben nach
jedem Anschlag die gleichen: Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir
bleiben eine offene Gesellschaft. Wir besorgen nicht das Geschäft der
Terroristen, indem wir unsere westlichen Werte aufgeben. Man mag es
nicht mehr hören. Täter, die ohne große Vorbereitung losschlagen wie
jener in Kanada, wird man trotz überbordender Überwachung nicht
stoppen können. Das Risiko ist mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Reformbedarf / Kommentar zu Asylverfahren Mainz (ots) - In den 90er Jahren war die Rede von
Flüchtlingsströmen. Und Flüchtlingspolitik stand unter der
Überschrift: "Das Boot ist voll". Die meisten Deutschen begegneten
Asylbewerbern mit Misstrauen. Vor ihren Quartieren, in Rostock und
Hoyerswerda, tobte der Mob: Es waren Bilder, die um die Welt gingen.
Sie dokumentierten Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Heute ist
Deutschland um Willkommenskultur bemüht. Flüchtlinge erhalten
Deutschkurse, werden integriert und mit offenen Armen aufgenommen.
Das ist gut so. Aber damit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|