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Börsen-Zeitung: Gold im freien Fall, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 31-10-2014

Frankfurt (ots) - Für Anleger, die in Gold investiert sind, ist es
fast schon ein schwarzer Freitag gewesen. Der Preis des Edelmetalls
durchbrach zwei wichtige Unterstützungszonen nach unten und büßte
zeitweise mehr als 3% ein - die Analysten der Commerzbank sprachen
bereits davon, dass sich der Goldpreis im freien Fall befindet. Erst
bei 1161 Dollar je Feinunze fing sich die Notierung wieder. Damit ist
der Goldpreis vor dem Wochenende auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen.
Er hat damit auf die starke Ausweitung der Stützungsmaßnahmen durch
die Bank of Japan reagiert sowie auf die Hinweise der US-Notenbank
Federal Reserve (Fed), die sich optimistisch zur US-Konjunktur und
zum Arbeitsmarkt geäußert hat. Marktteilnehmer haben dies dahingehend
interpretiert, dass die Fed die erste Anhebung des Leitzinses früher
vornehmen könnte, als bisher gedacht.

Unerfreuliches Intermezzo

Ist der jüngste Preisrutsch bei Gold alles nur ein kurzes, wenn
auch unerfreuliches Intermezzo, werden sich nun viele Anleger fragen,
zumal eine Reihe von Analysten zuletzt wieder optimistischer wurde?
Nach der kräftigen Korrektur im Vergangenen Jahr, der Erholung im
Frühjahr und den dann wieder einsetzenden Verlusten waren viele
Beobachter zuversichtlich, dass das Schlimmste für Goldinvestoren
überstanden ist und dass es nun wieder langsam aufwärts geht. Diese
Prognosen sind nach den Geschehnissen vom Freitag aber kritisch zu
hinterfragen.

Aktuell sieht es nämlich danach aus, dass eine ganze Reihe von
Faktoren gibt, die den Goldpreis auf kurze bis mittlere Sicht
belasten und damit für eine spürbare Erholung kaum Spielraum besteht.

Umfangreiche Stimulierung

Gegen Investments in Edelmetalle spricht derzeit, dass eines der
Hauptmotive, nämlich die Absicherung von Finanzmitteln in Zeiten von
Krise und hoher Geldentwertung, derzeit kaum mehr Relevanz hat. Trotz
der äußerst umfangreichen Stimulierung der Märkte und der
Volkswirtschaften mit Zentralbankmitteln sind die Inflationsraten
fast überall unter den Zielgrößen der Notenbanken gerutscht, und es
sieht auch nicht danach aus, dass sie auf absehbare Zeit nach oben
aus dem Ruder laufen.

Von der europäischen Schuldenkrise ist auch nicht mehr viel zu
sehen. So befinden sich die Renditen von Staatsanleihen aus der
EU-Peripherie in der Nähe von Mehrjahrestiefs. Der jüngste Stresstest
der Europäischen Zentralbank hat zudem gezeigt, dass sich die
Kreditwirtschaft der Eurozone in einem besseren Zustand befindet -
von einige Ausreißern abgesehen. Damit besteht kein Grund, sich wegen
Krisenängsten in Edelmetallinvestments zurückzuziehen.

Konkurrenzverhältnis

Das sich nicht verzinsende Gold steht in Konkurrenz zu anderen
Anlageobjekten, die steigende Renditen abwerfen. So hat sich die
Konjunktur in den USA stärker als zuletzt erwartet erholt, wie in der
gerade beendeten Handelswoche der mit einer Jahresrate von 3,5%
unerwartet hohe Anstieg des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im
dritten Quartal demonstriert hat. Das dürfte dem US-Aktienmarkt neuen
Schub verleihen. In Japan werden zudem die Hilfen der Notenbank
weiter hochgefahren, was den japanischen Aktienmarkt stützen wird. Am
Freitag hat der Nikkei als Reaktion auf die Entscheidung der Bank of
Japan bereits einen Satz von 4,8% gemacht.

Die Hinweise der Fed auf einen möglicherweise früher als erwartet
kommenden Zinsschritt, die zusätzliche konjunkturelle Stimulierung
durch die japanische Notenbank und die jüngste Entwicklung der
amerikanischen Volkswirtschaft haben zudem den Greenback gestützt,
was dem in Dollar gerechneten Goldpreis ebenfalls zu schaffen gemacht
hat. Analysten rechnen überwiegend mit einem weiterhin festen Dollar
auf Kosten von Euro und Yen, was dem Goldpreis nicht zuträglich sein
dürfte.

Investoren halten still

Es gibt zudem eine weitere Gefahr, die nicht unterschätzt werden
sollte: Nach wie vor haben Finanzinvestoren große Summen in Gold
investiert. Bislang halten diese offenbar still, denn wie die
Rohstoffanalysten der Commerzbank bemerken, können die moderaten
Abflüsse etwa aus dem weltgrößten Goldfonds SPDR Gold Trust den
starken Preisrückgang nicht erklären. Sollten die Anleger aber das
Vertrauen in das Edelmetall verlieren, droht - wie 2013 geschehen -
noch ein deutlich größerer Rückgang.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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