Westpol: Mangelnde Kontrolle auch sechs Wochen nach dem Flüchtlingsskandal
Geschrieben am 09-11-2014 |
Düsseldorf (ots) - Auch sechs Wochen nach Bekanntwerden des
Flüchtlingsskandals ist die Beaufsichtigung der
Flüchtlingsunterkünfte in Nordrhein-Westfalen immer noch mangelhaft.
Das zeigen Recherchen des WDR-Magazins Westpol (WDR Fernsehen,
Sonntag, 19.30 Uhr). Die zuständige Aufsichtsbehörde, die
Bezirksregierung in Arnsberg, räumte gegenüber Westpol ein, dass in
keiner einzigen Flüchtlingsunterkunft des Landes bislang
unangemeldete Kontrollen stattgefunden hätten. Volker Milk,
stellvertretender Regierungspräsident in Arnsberg, verwies darauf,
dass in den Unterkünften Mitarbeiter der Bezirksregierung arbeiten
und die Einrichtungen auch überwachen. Zudem habe man das Personal
aufgestockt. Erst in einer "nächster Ausbaustufe wird es darum gehen,
zusätzlich unangemeldet zu Tages- und Nachtzeiten, an Wochenenden
auch die Kontrollen durch die mobilen Teams durchzuführen", erklärte
Milk gegenüber dem WDR.
Außerdem haben nach Recherchen von Westpol Flüchtlinge, die Opfer
von Übergriffen geworden sind, bis heute keine psychologische
Betreuung erhalten. Badr Abboussi berichtete vor sechs Wochen dem
WDR, dass er von vier Wachleuten geschlagen worden sei. Ein
ärztliches Attest belegt seine Verletzungen. "Niemand hat sich um
mich gekümmert, ich habe gar keine Hilfe bekommen, kein Psychologe
war da. Im Gegenteil: meine Beschwerden und Fragen wurden
abgewiesen", berichtet der morokkanische Flüchtling gegenüber
Westpol.
Die Bezirksregierung weist den Vorwurf zurück: "Ich weiß nicht im
Einzelnen, wie die Dinge gelaufen sind. Aber wenn der Flüchtling
psychologische Betreuung bekommen muss, wird er sie auch erhalten.
Und dann muss er sich zur Krankenstube begeben. Solange er nicht
auffällig wird, das ist sicherlich Aufgabe aller Beteiligten, wenn er
nicht auffällig wird, wird man auch nicht auf ihn zugehen."
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Armin Laschet fordert den
NRW-Innenminister auf, den neuen Vorwürfen jetzt schnell nachzugehen.
"Er muss Montag sich jetzt kümmern, in sein Büro fahren und sagen,
wann geht es los mit der Task-Force. Wann kommen die überraschenden
Besuche? Wann kümmert man sich um die traumatisierten Menschen, die
Opfer geworden sind. Alles das darf nicht weiter auf die lange Bank
geschoben werden. Das erwarten wir von ihm", so Laschet gegenüber dem
WDR.
Der nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger wollte sich
trotz mehrfacher Anfrage von Westpol nicht zu den Vorwürfen äußern.
Mit Quellenangabe "Westpol" sofort zur Veröffentlichung frei.
Pressekontakt:
Redaktion Landespolitik FS
Telefon 02 11/89 00-131
westpol@wdr.de
WDR Pressedesk
Telefon 0221 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de
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