Deutsche Gänsehalter fordern Kennzeichnungspflicht: "Verbraucher muss sich aktiv für Tierschutz entscheiden können"
Geschrieben am 10-11-2014 |
Berlin (ots) - So wie die Martinsgans traditionell zum Martinstag
am 11. November gehört, so gehört der Tierschutz zur deutschen
Gänsehaltung. "Tierquälerische Praktiken wie die Stopfleberproduktion
und das Lebendrupfen der Tiere zur Daunengewinnung verurteilen wir
aufs Schärfste", sagt Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des im
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) organisierten
Bundesverbands Bäuerliche Gänsehaltung (BBG). Gerade im Vergleich zu
Nachbarländern wie Ungarn oder Frankreich, wo die Stopfleber als
"Kulturgut" gilt, nehmen die deutschen Gänsehalter seit Jahren eine
Vorreiterrolle beim Tierschutz ein. Das Problem ist jedoch die
fehlende Transparenz im Supermarkt: Wegen der fehlenden
Kennzeichnungspflicht hat der Verbraucher keine Chance zu erkennen,
ob zum Beispiel die ungarische Gänsekeule aus der in Deutschland
verbotenen Stopfleberproduktion stammt. "Wir brauchen endlich eine
verpflichtende Kennzeichnung, sonst werden unsere hohen deutschen
Standards komplett unterlaufen", sagt Eskildsen, der im Namen der
deutschen Gänsehalter den Martinstag zum Anlass nimmt, hier die
fehlende Unterstützung der Bundesregierung einzufordern.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sei mit dem klar formulierten
Ziel nach mehr Tierschutz angetreten, so Eskildsen. "Jetzt muss er
diesen Worten auch Taten folgen lassen und sich mit Nachdruck für
eine Kennzeichnungspflicht auf europäischer Ebene einsetzen."
Der Selbstversorgungsgrad ist in Deutschland bei Gänsen sehr
niedrig: Lediglich 15 Prozent stammen aus heimischer Erzeugung, der
Rest ist Importware, an erster Stelle aus Ungarn. Die fehlende
Kennzeichnung sogenannter "Nebenprodukte" der Stopflebererzeugung -
Gänsefleisch, Gänseteile oder Gänsefedern - wird insofern zum
verbraucherrelevanten Problem, als diese Erzeugnisse auf dem
deutschen Markt zu deutlich günstigeren Preisen als die deutschen
Produkte angeboten werden. Der Grund: Die Vermarktung der als
Delikatesse gehandelten Stopfleber ist ein rentables Geschäft, die
anderen Bestandteile der Gans werden entsprechend als kostengünstige
Nebenprodukte vermarktet. "Das bedeutet für unsere sehr
naturbelassene Erzeugung von Gänsen nichts anderes als eine
gravierende Wettbewerbsverzerrung und die Verdrängung vom Markt",
sagt Eskildsen. Umso intensiver setzen sich die deutschen Gänsehalter
für eine Kennzeichnungspflicht von Gänsefleisch aus der
Stopflebererzeugung im Rahmen der Novellierung der
Durchführungsverordnung zur EU-Vermarktungsnorm für Geflügelfleisch
ein. Denn, so Eskildsen: "Der Verbraucher muss sich aktiv für
Tierschutz entscheiden können."
Zum Hintergrund: Bei der Stopfleberproduktion wird der Gans durch
eine Zwangsernährung (sogenanntes "Stopfen") mehrmals täglich eine
weit überhöhte Futtermenge über Metall- oder Kunststoffrohre direkt
in den Magen eingegeben. Diese Überernährung führt zu einer stark
vergrößerten Leber, die als Delikatesse gehandelt wird. Das Stopfen
hat eine erhebliche Überlastung des Stoffwechsels der Tiere zur
Folge. Die ständige Überversorgung mit Energie führt folglich zur
gesteigerten Wärmeproduktion. Diese Wärme kann von den Tieren aber
nur schlecht abgeführt werden und es kommt zu Überhitzung
(Hyperthermie) und einer dramatischen Kreislaufschädigung.
Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Christiane von Alemann
Claire-Waldoff-Str. 7
10117 Berlin
Tel. 030 288831-40
Fax 030 288831-50
E-Mail: c.von-alemann@zdg-online.de
Internet: www.zdg-online.de
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