Mittelbayerische Zeitung: Die Kirche muss die Machtfrage beantworten: Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle steht noch am Anfang. Die Opfer sind noch lange nicht damit fertig. Von Christine Strasser
Geschrieben am 10-11-2014 |
Regensburg (ots) - seine Arbeit führt den Missbrauchsbeauftragten
der Diözese Regensburg in Abgründe, und er hat in sie geschaut. Was
er erfahren muss, möchte man eigentlich nicht wissen. Dennoch ist
seine Arbeit unerlässlich - für die Opfer, für die Kirche, für alle.
Alle müssen hinschauen. Die Kirche muss sich den Missbrauchsfällen
mit Tätern aus ihren Reihen offen stellen. Sie muss informieren und
aufklären. Das ist sie den Opfern und der Gesellschaft schuldig.
Erste Schritte sind gemacht. Im Juli hat sich Papst Franziskus zum
ersten Mal in seiner Amtszeit mit Opfern sexuellen Missbrauchs
getroffen. Nach dem Desaster beim ersten Anlauf versucht die Deutsche
Bischofskonferenz nun erneut, den Skandal um Missbrauch in der
katholischen Kirche wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. In den
einzelnen Bistümern sind etliche Antragsverfahren auf Anerkennung des
Leids abgeschlossen. Trotzdem: Die Opfer sind keineswegs damit
fertig, aber auch die Kirche ist damit nicht fertig und sie darf es
nicht sein. Missbraucht ein Priester seine Macht, ist die Fallhöhe
besonders ausgeprägt. Das liegt daran, dass Priester für eine
Institution stehen, die hohe moralische Ideale predigt, insbesondere
in Fragen der Sexualmoral. Auch wenn davon nichts im Evangelium
steht, herrscht gemeinhin die Vorstellung vor, dass Priester Menschen
sind, die eine besondere Nähe zu Gott haben. Umso größer ist der Zorn
der Öffentlichkeit, wenn Missbrauchsfälle ans Licht kommen. Dieser
Zorn gründet nicht nur in Kirchenfeindschaft, er ist Ausdruck tiefer
Enttäuschung. Wenn es um die Aufarbeitung des Machtmissbrauches durch
sexualisierte Gewalt geht, wird es nie ein Genug geben. Schließlich
leiden die Opfer ein Leben lang an den Folgen. Die Verletzungen
bleiben, wie der Regensburger Missbrauchsbeauftragte Martin Linder es
ausdrückt. Deshalb können auch die Gespräche zwischen Geschädigten
und Bischof Rudolf Voderholzer nicht aufhören. Vielmehr sind weitere
geplant, wie Linder in seinem Tätigkeitsbericht ankündigt. Die Kirche
muss aber auch insgesamt ihr Gesicht ändern, sonst macht sie sich
schuldig. Was im Bereich der Prävention geschieht, ist alles sehr
glaubwürdig und stimmt optimistisch. Mitarbeiter werden
flächendeckend geschult. Eine Kultur der Achtsamkeit soll entwickelt
werden. Die Wissenschaftler, die sich mit der Aufklärung des
Missbrauchs befassen, haben bereits erklärt, dass sie ihre Ergebnisse
auch dann veröffentlich werden, wenn sie mit zentralen Inhalten der
Kirche kollidieren. Wenn also herauskommt, dass der Zwangszölibat
ursächlich ist für sexuelle Straftaten in der Deckung der Kirche,
wollen sie das ungeschminkt so sagen. Da es bei sexualisierter Gewalt
im Kern um den Missbrauch von Macht geht, muss sich die Kirche aber
auch eine Schlüsselfrage stellen: Wie hält sie es mit dem Umgang mit
Macht? Und: Warum tut sich die Kirche, deren Botschaft von Gottes
bedingungsloser Liebe handelt, mit so vielen Liebeserfahrungen von
Menschen so schwer? Ethische Maßstäbe für den Umgang mit Sexualität
sind nötig. Es geht nicht darum, alles zu erlauben. Aber wem hilft
ein Regelwerk, für dessen Anwendung in der Lebenspraxis Menschen oft
den Preis der Herzlosigkeit zahlen müssen? In der Familiensynode ist
es mühsam gelungen, einen Gesprächsfaden aufzunehmen. Er muss
dringend weitergesponnen werden, damit Menschen ihren Glauben in
ihrer Lebenswirklichkeit leben können.
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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
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