Börsen-Zeitung: Tiefschlag für den Ölpreis, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn
Geschrieben am 14-11-2014 |
Frankfurt (ots) - Die Talfahrt des Ölpreises scheint kein Ende
nehmen zu wollen. Nur einen Tag nachdem die als globale Benchmark
dienende Nordseesorte Brent Crude erstmals seit vier Jahren unter die
Marke von 80 Dollar je Barrel (159 Liter) rutschte, befand sie sich
am Freitag zeitweise schon unter 77 Dollar das Fass. Das Tagestief
wurde bei 76,76 Dollar festgestellt. Gegenüber dem Jahreshoch vom
Juni von mehr als 115 Dollar hat sich Brent damit schon um 34%
verbilligt. Eine Bodenbildung ist derzeit noch nicht erkennbar.
Grund für die Verluste am Freitag war der jüngste Ölmarktbericht
der Internationalen Energieagentur IEA. Aus Finanzinvestorensicht ist
der Bericht ein weiterer Tiefschlag, nachdem bereits am Mittwochabend
Hinweise des saudi-arabischen Ölministers Schockwellen ausgelöst
hatten. Bemerkenswert ist am Ölmarktbericht der Agentur, die die
Industrieländer in Fragen der Energiepolitik berät, dass sie sich
diesmal ungewöhnlich konkret zur weiteren Entwicklung des Ölpreises
äußert. Was sie schreibt, ist für Anleger wenig erfreulich. Die IEA
erwartet nämlich, dass der Abwärtsdruck auf den Ölpreis anhalten
wird. Die Vorhersage von Angebot und Nachfrage weise darauf hin, dass
sich der Preisdruck in der ersten Jahreshälfte 2015 sogar noch weiter
aufbauen werde. Dabei hilft es laut IEA auch wenig, dass von der
Konjunkturseite her der Tiefpunkt 2014 erreicht sein könnte und dass
für das Gesamtjahr 2015 mit einer Zunahme des Ölverbrauchs im
Vorjahresvergleich zu rechnen sei. Im Frühjahr kommt nämlich die
saisonale Komponente hinzu. Nach der Heizperiode auf der
Nordhalbkugel wird die weltweite Nachfrage deutlich zurückgehen, was
im Preis unweigerlich Spuren hinterlassen wird.
Ernste Lage
Was die Nachfrageseite betrifft, so könnte die Lage noch ernster
sein als bislang gedacht. Die meisten Ökonomen waren nämlich 2013/14
für die Konjunkturentwicklung in Europa und Asien zu optimistisch,
und die IEA hatte sich auf den Erwartungen des Internationalen
Währungsfonds (IWF) aufbauend bei der Vorhersage des Ölverbrauchs
deutlich nach oben verschätzt. Darin scheint ein Systemfehler zu
stecken: Für Europa werden die langfristigen Auswirkungen der Politik
der Haushaltssanierung, die viele Staaten zur Verarbeitung der Folgen
der Finanzkrise durchführen müssen, auf Konsum und Konjunktur nach
wie vor unterschätzt. Und was die konjunkturelle Abbremsung in China
angeht, waren die Schätzungen ebenfalls zu zuversichtlich. Insofern
bestehen Risiken wohl eher in der Richtung, dass die wirkliche Lage
auch weiter schwieriger ist als vorausgesagt.
So ist es durchaus denkbar, dass die IEA ihre aktuelle Erwartung
eines Anstiegs der Nachfrage im kommenden Jahr um 1,1 Mill. Barrel
pro Tag (bpd) auf 93,6 Mill. bpd erneut nach unten korrigieren muss.
Möglicherweise ist die Sichtweise des Förderkartells Organisation
Erdöl exportierender Länder (Opec) realistischer. Die Opec rechnet
damit, dass die Nachfrage nach ihrem Öl 2015 um rund 1 Mill. bpd auf
29,2 Mill. bpd fallen wird.
Was die Angebotsseite betrifft, so hat es aus Sicht der
Finanzinvestoren weitere schlechte Nachrichten gegeben. Nach Angaben
der amerikanischen Energy Information Administration (EIA) sind in
der vergangenen Woche in den USA erstmals seit den siebziger Jahren
wieder mehr als 9 Mill. bpd produziert worden. Dies wirft ein grelles
Schlaglicht auf die von weltweiter Überproduktion gekennzeichnete
Lage.
Es ist übrigens nicht zu erwarten, dass die von Saudi-Arabien
verfolgte Strategie, durch den Preisrutsch die neuen
nordamerikanischen Wettbewerber, die zu höheren Kosten aus
unkonventionellen Quellen fördern, aus dem Markt zu drängen, von
raschem Erfolg gekrönt sein wird. Die IEA hat ihre Prognose für die
US-Produktion im kommenden Jahr mit Blick auf die Preisentwicklung
bislang nur um rund 100000 bpd zurückgenommen. Sie geht für 2015 von
einer täglichen Produktion in den USA von 9,42 Mill. Barrel aus. Das
wären immer noch rund 850000 bpd mehr als 2014. Wenn die saudische
Strategie Wirkung zeigt, dann wird sich der Erfolg eher mittelfristig
einstellen.
Zurückhaltung der Opec
Fundamental sieht es derzeit also stark danach aus, dass sich der
Preisdruck noch eine ganze Weile fortsetzt. Auf welchem Niveau die
Bodenbildung stattfindet, ist derzeit schwer abzuschätzen - auch wenn
klar ist, dass die Opec einen Fall ins Bodenlose nicht zulassen wird.
Dass sie schon in Kürze eingreift, gilt als eher unwahrscheinlich.
Auf ihrem Ölministertreffen am 27.November wird vermutlich noch
nichts Wesentliches geschehen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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