MY OLD LADY mit Maggie Smith ist "besonders wertvoll"/FBW-Auszeichnung auch für AUF DAS LEBEN und Terry Gilliams ZERO THEOREM
Geschrieben am 18-11-2014 |
Wiesbaden (ots) - Die FBW-Filmtipps der kommenden zwei Wochen
drehen sich um ungewöhnliche Freund- und Wohngemeinschaften.
Eigentlich will Mathias (Kevin Kline) nur das Haus in Paris
verkaufen, welches ihm sein Vater hinterlassen hat. Doch so einfach
ist das nicht, denn das Haus ist noch bewohnt, und zwar von Mathilde
(Maggie Smith), die ein lebenslanges Wohnrecht beansprucht. Mit MY
OLD LADY (Start: 20. November) gelingt Israel Horovitz eine
kongeniale Verfilmung seines eigenen Theaterstücks. Die fünfköpfige
FBW-Jury war begeistert vom sprühenden Witz der Dialoge, von Setting
und Ausstattung und vor allem von den großartigen Darstellern. Sie
vergab der Tragikomödie das Prädikat "besonders wertvoll" und
schreibt in ihrem Gutachten: "Die grandiosen Schauspieler zeigen in
höchster Vollendung ihr Können - eine Komödie mit Tiefgang, die
begeistert!"
Das englische Kino hat Maggie Smith, doch auch das deutsche Kino
hat seine Grandes Dames: Eine davon ist zweifelsohne Hannelore
Elstner. In ihrem neuen Film AUF DAS LEBEN! (Start: 27. November)
spielt sie, unter der Regie von Uwe Janson, eine 83-jährige Frau, die
sich, nach langer Zeit, mit den Traumata ihrer Vergangenheit
konfrontiert sieht. Nur knapp entkam sie dem sicheren Tod im
Konzentrationslager. Lange hat sie verdrängt, doch vergessen konnte
sie nie. Als sie sich mit dem Umzugshelfer Jonas, gespielt von Max
Riemelt, anfreundet, kommen alte Wunden wieder zum Vorschein. "Ein
dichter und ergreifender Film über den Sinn des Lebens, über
Lebensmut und den Wert von Freundschaft." So urteilte die
Expertenrunde der FBW über den Film, dem sie das Prädikat "wertvoll"
verlieh.
Terry Gilliam ist bekannt für sein expressives und surreal
anmutendes Kunstkino. Auch in seinem neuen Film THE ZERO THEOREM
(Start: 27. November) sind es Kostüm, Ausstattung und Setting, die
den Zuschauer das Geschehen fast wie ein Gemälde erleben lassen. Es
geht um nicht weniger als den Sinn des Lebens, den der Angestellte
Qohen (Christoph Waltz) verzweifelt sucht. Doch nachdem ihn das
obenstehende "Management" mit der Suche danach beauftragt hat, muss
er nach und nach den Grund seiner Suche in Frage stellen. Die
FBW-Jury lobte "den Umgang Gilliams mit Kostüm und Dekor" und die
"Qualität der Erzählung und Visualisierung" und verlieh der
gelungenen Mischung aus Science-Fiction und Drama das Prädikat
"wertvoll".
Weitere Kinostarts mit Prädikat am 27. November: Stephen Daldrys
neuer Film TRASH, die preisgekrönte Dokumentation THE GREEN PRINCE
und der Nachwuchsfilm FOR NO EYES ONLY. Weitere Informationen, auch
zu kommenden Kino-Highlights sowie ausführliche Gutachten der Filme
gibt es auf der Homepage unter www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 20. bis 27. November 2014
My old lady
Spielfilm, Tragikomödie, Theaterverfilmung. USA, Frankreich 2014.
Mathias Gold reist nach Paris, um dort das Erbe seines Vaters
anzutreten. Der alte Herr hat Mathias nichts hinterlassen, außer
einer goldenen Uhr und ein Haus. Da Mathias selbst nicht viel
Rücklagen hat, ist er entschlossen, das Haus schnell zu Geld zu
machen. Doch das Haus ist noch bewohnt - von der rüstigen 92-Jährigen
Mathilde, die ein Wohnrecht auf Lebenszeit hat. Und, dank der in
Frankreich existierenden Immobilienleibrente, muss Mathias ihr auch
noch monatlich Geld zahlen. Mathias versucht nun alles, doch noch
irgendwie das für ihn finanziell Beste aus der Lage herauszuholen.
Doch das ist gar nicht so einfach, denn es stellen sich ihm gewiefte
Immobilienmakler und diverse französische Rechtsprobleme in den Weg.
Und dazu noch Chloe, Mathildes Tochter. Die ist so gar nicht erfreut,
einen Eindringling im Haus vorzufinden - zumindest zunächst. Das
gleichnamige Theaterstück des Autors Israel Horovitz feiert seit
Jahren Erfolge auf internationalen Theaterbühnen. Nun entstand unter
seiner Regie eine filmische Adaption der Geschichte rund um einen
Mann im besten Alter, der nach dem Tod seines Vaters eigentlich nur
zur Erledigung einer Angelegenheit an die Seine reißt, um dann doch
neue Wurzeln zu schlagen. Kevin Kline ist die Idealbesetzung für
diesen Mann, der an der Oberfläche als grummeliger Einzelgänger
erscheint, dann aber doch eine verletzte Seele offenbart und dazu
eine Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit. Kristin Scott Thomas
steht ihm als Chloe in nichts nach, dazu herrscht zwischen den beiden
auch eine extrem gute Chemie. Über allem aber thront die großartige
Maggie Smith, die den Zuschauer vom ersten Erscheinen auf der
Leinwand für sich einnimmt. Ihrer "Old Lady" sitzt der Schalk im
Nacken, dazu verfügt sie über eine spitze Zunge und einen stets
wachen Geist. Genau diese Mischung, die Smith verkörpert wie keine
Zweite, macht den Film zu einem besonderen Vergnügen. Fast
kammerspielartig entwickelt sich die Handlung zwischen den drei
Protagonisten, die Dialoge wechseln von spritzigen Wortgefechten über
in berührende Unterhaltungen zwischen einsamen Seelen, die einander
gefunden haben. Das Haus als vornehmlicher Handlungsraum spielt
ebenfalls eine große Rolle. Authentisch ist die Einrichtung, stilvoll
nostalgisch die Atmosphäre. Glaubhaft vermittelt sich, dass in diesem
Haus viele Erinnerungen wohnen, die direkt mit den Figuren verbunden
sind. MY OLD LADY ist ein bittersüßes und anmutig inszeniertes
Filmvergnügen, das unterhält, berührt und große Freude bereitet.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/my_old_lady
Auf das Leben! Spielfilm, Drama. Deutschland 2014. Start:
27.11.2014
Jonas hat seinen festen Wohnsitz aufgegeben, seine Zelte
abgebrochen und lebt in einem Kleinbus. Sein Geld verdient er sich
mit Gelegenheitsarbeiten, zum Beispiel als Möbelpacker. Bei einem
solchen Job lernt er Ruth kennen. Ruth ist eine ältere resolute Dame,
die sich vehement gegen die Zwangsräumung ihrer Wohnung wehrt. Doch
es hilft nichts, Ruths Sachen werden in eine kleine Mietwohnung
verfrachtet. Als Ruth nach einem Selbstmordversuch von Jonas gefunden
wird, kümmert er sich zunächst unwillig um die verzweifelte Frau.
Doch nach und nach erfährt er mehr über Ruths Vergangenheit als
Sängerin im Berlin der 1970er Jahre. Und die Geschehnisse aus der
Kindheit, die sie bis heute verfolgen. AUF DAS LEBEN! erzählt von
einem spannenden und bewegten schicksalhaften Leben. Von einer
unbeschwerten Kindheit in Polen, die mit dem Einmarsch der Nazis ein
jähes Ende fand, über den grausamen Tod der Eltern, bis hin zu einem
Neubeginn als starke und stolze jüdische Sängerin, die mit ihrem
charismatisch charmanten Wesen alle Zuhörer in ihren Bann zieht. Dies
sind die Erinnerungen, die im Film dargestellt werden. Es sind die
Erinnerungen von Ruth, gewohnt intensiv verkörpert von der
großartigen Hannelore Elsner. In ihrem Sarkasmus, den sie in den
spitzen Dialogen an den Tag legt, spiegeln sich die seelischen Wunden
wieder, die nie heilen konnten. Als junge Ruth überzeugt Sharon
Brauner, ihr jiddischer Gesang zieht sich als musikalischer roter
Faden durch die Geschichte, verkörpert Wehmut und Klage, Stärke und
Trost zugleich. Max Riemelt als Jonas ist die Verkörperung des
Zuschauers, der das Leben Ruths wie ein Bilderbuch aufdeckt und durch
die Freundschaft mit Ruth die Kraft findet, sich seinem eigenen
Schicksal zu stellen. Produzentin Alice Brauner und Regisseur Uwe
Janson ist ein bewegender und unglaublich dichter Film gelungen, über
die Kraft und die Macht der Erinnerungen, die einen Menschen bis zum
Ende seines Lebens begleiten.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/auf_das_leben
The Zero Theorem
Spielfilm, Science-Fiction, Drama. USA, Großbritannien, Rumänien
2013.
Qohen Leth hat nur einen Wunsch: Er will wissen, was der Sinn des
Lebens ist. Nur deswegen bleibt er nächtelang wach und wartet auf
einen Anruf von ganz oben. Dass er tagsüber zum Arbeiten das Haus
verlassen muss, passt ihm gar nicht. Doch dann erhält Qohen einen
Auftrag vom so genannten "Management". Er soll nach dem "Zero
Theorem" suchen, einer Gleichung, die die Welt erklärt. Sollte ihm
das gelingen, wird ihm der Sinn des Lebens verraten. Qohen ist
begeistert und macht sich an die Arbeit. Doch dann passieren Dinge,
die nicht in sein Weltbild passen. Er begegnet einem jungen Mann, der
sich als Sohn von "Management" herausstellt und bei Qohen einzieht.
Und, ganz gegen seinen Willen, beginnt Qohen sich auch noch für eine
junge Frau zu interessieren, die er nicht mehr aus dem Kopf kriegt.
Doch sein Kopf muss frei bleiben für die Suche nach dem Sinn des
Lebens. Falls es den überhaupt gibt. Nach BRAZIL und TWELVE MONKEYS
präsentiert der Regisseur und Künstler Terry Gilliam mit THE ZERO
THEOREM seinen dritten Entwurf der Dystopie einer nicht allzu fernen
Zukunft. Laut, überdreht und bunt ist die Welt, in der sich die
Figuren bewegen, die entweder selbst total überdreht oder komplett
desillusioniert durch eben jene Welt wandeln, in der sie sich
voneinander und von sich selbst entfremden. Es ist eine Welt der
kompletten Überwachung, der stumpfsinnigen und sinnfreien
Beschäftigung, des medialen Overkills und der Kälte menschlicher
Interaktionen über virtuelle Kanäle. Gilliam inszeniert all diese
Themen, Motive und Fragen in einem fantasievollen und surreal
anmutenden Setting. Quietschbunte Kostüme und Ausstattungen mischen
sich mit Steam Punk-Elementen, eine Kirche dient als exzellent
gewähltes Setting und vereint religiöse Motive mit Zeichen der
Postmoderne. Und inmitten dieser Szenerie agiert Christoph Waltz
überzeugend als Qohen, der anfangs ein klares Ziel definiert und dann
Stück für Stück beginnt, das ganze System, dem er dient, zu
hinterfragen. Terry Gilliam liefert mit THE ZERO THEOREM erneut ein
faszinierendes Feuerwerk an Ideen ab, das anregt, herausfordert und
in jeder Minute glänzend unterhält.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/the_zero_theorem
Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden
Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
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