Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ferguson
Geschrieben am 25-11-2014 |
Bielefeld (ots) - Wer nur ein wenig die Entwicklung der Ereignisse
in Ferguson verfolgt hat, dürfte von dem Spruch der »Grand Jury« kaum
überrascht sein. Dass der weiße Polizist Darren Wilson jemals vor
einem ordentlichen Gericht für den Tod des 18-jährigen Michael Brown
zur Verantwortung gezogen würde galt nicht nur wegen der
Zusammensetzung der Geschworenen als unwahrscheinlich. Selbst wenn
mehr Afro-Amerikaner in der Jury gesessen hätten, wäre den
Rechtslaien nichts anderes übrig geblieben als sich bei ihrer
Entscheidung an der bestehenden Gesetzeslage zu orientieren. Wie in
den meisten Bundesstaaten der USA liegt die Latte für den Einsatz
tödlicher Gewalt durch Sicherheitskräfte auch in Missouri denkbar
niedrig. Für Offizier Wilson reichte es, der Jury glaubhaft zu
versichern, er habe sich in der Situation bedroht gefühlt. Dabei
spielt keine Rolle, ob Brown objektiv eine Gefahr darstellte oder
nicht. Mit diesem Argument rechtfertigen Amerikas hochgerüstete Cops
nicht nur in Ferguson ihr martialisches Auftreten. Vor allem in den
Ghettos der Innenstädte und den armen Vororten, in denen Schwarze und
Latinos leben, sitzen die Colts locker. Michael Brown war einer von
vier unbewaffneten Schwarzen, die allein im August allein in den USA
von der Polizei getötet wurden. Im Jahresdurchschnitt melden lokale
Polizeibehörden dem FBI seit 2006 im Schnitt 96 schwarze Männer, die
das gleiche Schicksal teilen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher
liegen, da keine nationale Meldepflicht besteht. Eine Gesellschaft,
die sonst von Statistiken besessen ist, macht sich nicht die Mühe,
wenn es um mögliche Opfer von Polizeigewalt geht. Nur in den
allerseltensten Fällen kommt es zur Anklage. Der Freibrief für Darren
Wilson ist damit nicht die schockierende Ausnahme, sondern der
empörende Regelfall in den USA. Er steht für das Versagen oder besser
gesagt das Nichtvorhandensein der Zivilgesellschaft an Orten wie
Ferguson. Wenn sich die Schutzbefohlenen vor ihren Ordnungshütern
fürchten, ihnen nicht über den Weg trauen, funktioniert etwas nicht.
Wie die Eskalation der Gewalt umgekehrt die gestörte Seelenlage offen
zu Tage treten lässt. Der ungesühnte Tod des 18-jährigen Michael
Brown gerät so zum Symbol für eine offene Wunde in der
US-Gesellschaft, die auch Barack Obamas nicht heilen konnte. Zu Recht
mahnt der schwarze Mann im Weißen Haus, die Ruhe zu wahren und hält
die Rechtsstaatlichkeit hoch. Seine Tragik besteht darin, keine
Mehrheit zu haben, Gesetze ändern zu können, die Tragödien wie der
von Ferguson zu Grunde liegen. So bleibt Obama nicht mehr übrig als
zu appellieren und zu hoffen, dass es nicht ausgerechnet während
seiner Präsidentschaft zu den schwersten Rassenunruhen in den USA
seit den 80er Jahren kommt. Nach dem Fanal von Ferguson stehen die
Chancen dafür allerdings denkbar schlecht.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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