TRASH von Stephen Daldry ist "besonders wertvoll"/FBW-Auszeichnung auch für THE GREEN PRINCE, FOR NO EYES ONLY und Woody Allens MAGIC IN THE MOONLIGHT
Geschrieben am 26-11-2014 |
Wiesbaden (ots) - Ein packendes Drama, ein brisanter
Dokumentarfilm, Woody Allens neues Meisterwerk und spannendes
deutsches Nachwuchskino: Dies sind die aktuellen Filmtipps der
Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) für die kommenden zwei
Wochen.
Die Bewohner in den Favelas auf einer riesigen Müllkippe in Rio de
Janeiro leben vom und im Müll. Als der Junge Raphael dort eines Tages
eine Brieftasche mit geheimnisvollen Inhalt findet, entschließt er
sich, zusammen mit seinen Freunden Gardo und Rato, dem Geheimnis auf
den Grund zu gehen. Doch die Spurensuche ist nicht ungefährlich.
Stephen Daldrys neuer Film TRASH (Start: 27. November) erzählt
eindrücklich und authentisch die Geschichte dreier Jungs aus
Brasilien, die sich gegen die Korrumpiertheit von Politik und Polizei
stellen. Die FBW-Jury schreibt in ihrem Gutachten: "Der Film zeigt
eine großartige Performance und Komposition aller Beteiligten, ob
Darsteller, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ausstattung, Musik. Alles
kommt zusammen in einer Inszenierung, die begeistert." Hierfür vergab
sie das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Es klingt nach einem spannenden Thriller, doch die Geschichte, die
im Dokumentarfilm THE GREEN PRINCE (Start: 27. November) erzählt
wird, ist wahr. Der Palästinenser Mosab Hassan Yousef wächst als Sohn
eines Hamas-Mitbegründers auf. Mit 17 wurde er vom israelischen
Geheimdienst festgenommen. Seitdem arbeitete er als israelischer
Spitzel und lebt heute verdeckt in den USA unter stetigen
Todesdrohungen der Hamas. Regisseur Nadav Shirman zeichnet die
Geschichte von Mosab und dem für ihn zuständigen israelischen
Geheimdienstler nach und bedient sich gekonnt diverser filmischer
Stilmittel, wie treibender Spannungsmusik, schneller Montage,
Verwendung von nachgestelltem sowie dokumentarischem Material. Das
Ergebnis ist eine spannende und hochbrisante Dokumentation über zwei
Menschen, die auch zu Spielbällen innerhalb eines politischen
Konflikts wurden. Die Expertenrunde zeigte sich beeindruckt und lobt
in ihrem Gutachten: "Soviel Erkenntnis fesselnd und präzise zu
inszenieren ist das Prädikat 'besonders wertvoll' Wert."
In dieser Woche startet ein Film in den Kinos, der einmal wieder
beweist, dass auch Filme mit kleinem Budget große Begeisterung wecken
können: FOR NO EYES ONLY (Start: 27. November) von Regisseur Tali
Barde ist ein Thriller mit perfektem Gespür für das genau richtige
Timing. Ein Schüler, der gelangweilt zu Hause rumhängt, hackt sich in
diverse Webcams ein. Alles nur Spaß - bis er glaubt, einen Mord
gesehen zu haben. Die FBW-Jury lobte die "enorme Authentizität und
Originalität, die Genrebeherrschung und die Aktualität der
Geschichte" und vergab hierfür das Prädikat "besonders wertvoll".
Woody Allen-Fans können sich auf die kommende Woche freuen, denn
endlich startet MAGIC IN THE MOONLIGHT (Start: 4. Dezember) in den
deutschen Kinos. Ein Illusionist, der eine Trickbetrügerin entlarven
möchte und dabei ihrem Charme verfällt, ein sonnenumranktes Palais in
Frankreich, und dazu jede Menge spritziger Dialogwitz: Aus diesen
Zutaten mischt Woody Allen, zusammen mit einem herausragenden Cast
(allen voran Colin Firth und Emma Stone) einen köstlich erfrischenden
filmischen Cocktail, der auch die fünf Juroren der FBW bezauberte.
Sie verliehen der romantischen Komödie das höchste Prädikat
"besonders wertvoll". Aus der Begründung: "Eine überaus unterhaltsame
Reflexion über die Lüge und die Täuschung, das Reale und das
Imaginäre und schließlich auch über die Magie des Kinos".
Weitere Kinostarts mit Prädikat am 4. Dezember: der Familienspaß
PADDINGTON, die romantische Weihnachtskomödie ALLES IST LIEBE, der
Thriller THE DROP - BARGELD und der bezaubernde niederländische
Kinderfilm FINN UND DIE MAGIE DER MUSIK. Mehr Informationen sowie
ausführliche Gutachten der Filme gibt es auf der Homepage unter
www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 27. November bis 4. Dezember 2014
Trash
Spielfilm, Drama. Großbritannien 2014.
Alles beginnt mit einer Geldbörse. Der 14-jährige Raphael findet
sie auf einem Müllberg vor den Toren Rio de Janeiros. In der Börse
befindet sich Geld, ein Lotterieschein, Bilder von einem kleinen
Mädchen und ein komischer Schlüssel. Raphael zeigt seinem Freund
Gardo seinen Fund. Die beiden Jungs beschließen, sich zusammen mit
dem befreundeten "Ratte" auf Spurensuche zu begeben, raus aus ihrer
Favela, mitten rein in den Großstadttrubel von Rio. Lange sind sie
dabei nicht allein. Von der Polizei gesucht, müssen sich die Jungs so
einiges einfallen lassen, um ihren Verfolgern immer einen Schritt
voraus zu sein. Stephen Daldrys neuer Film basiert auf dem
gleichnamigen Roman von Andy Mulligan. Konsequent und eindrücklich
gelingt es dem Film, die Perspektive der Kinder einzunehmen. Die
Kamera befindet sich stets auf Augenhöhe und folgt ihnen scheinbar
mühelos bei den rasanten Verfolgungsjagden in und auf den
Häuserschluchten Rio de Janeiros. Dass bei all der Schnelligkeit und
der anhaltenden Spannung auch das Gefühlvolle an die Oberfläche
tritt, ist Daldrys sicherer Regieführung und dem komplex gestalteten
Drehbuch von Richard Curtis zu verdanken. Immer wieder macht die
Geschichte bewusst, dass die jugendlichen Helden eben keine
Actionhelden sind, sondern (noch) Kinder, denen der harte Alltag in
den Armenvierteln dennoch nicht ihre Unschuld und ihren Glauben an
das Gute nehmen konnte. Dass die Polizei und der Staat korrupt
agieren, ist eine traurige Wahrheit, die der Zuschauer bereits aus
anderen Medien her kennt. Doch dass drei Jungs es sich zum Ziel
gesetzt haben, dagegen zu kämpfen, mit allen Mitteln, die ihnen zur
Verfügung stehen, das ist eine Botschaft, die so schön, eindrucksvoll
und fast schon märchenhaft nur das Kino vermitteln kann. Starke
Bilder, ein stimmungsvoller Soundtrack und faszinierend natürlich
agierende junge Hauptdarsteller, die von hochkarätigen
Nebendarstellern wie Martin Sheen und Rooney Mara unterstützt werden,
zeichnen den Film aus. In seiner überzeugenden Mischung ist TRASH als
Drama und Abenteuerfilm in jeder Minute ergreifend und bis zur
letzten Minute spannend.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/trash
The Green Prince
Dokumentarfilm. Deutschland, Israel 2013. Startdatum: 27.11.2014
Prädikat besonders wertvoll
Mosab Hassan Yousef ist der Sohn einer der mächtigsten Anführer
der palästinensischen Hamas-Bewegung. Er war der engste Vertraute
seines Vaters und hatte Einblick in alle Vorgänge und Vorhaben. Doch
beim israelischen Geheimdienst Shin Bet wurde Mosab Hassan Yousef
bekannt als "The Green Prince". Unter diesem Decknamen wurde er mit
17 Jahren als Informant rekrutiert, um die Unternehmungen der Hamas
auszuspionieren. Auf die Gefahr hin, täglich sein eigenes Leben zu
riskieren. Was zunächst klingt wie ein spannend erzählter Thriller,
ist eine wahre Geschichte. Heute lebt Mosab Hassan Yousef in den USA,
immer auf der Flucht, weil Morddrohungen der Hamas ihn verfolgen.
Denn für sie ist er ein Verräter. In seinem Buch "Son of Hamas"
beschreibt er die Vorgänge genau, die ihn zu der Entscheidung
führten, ein israelischer Spion zu werden. Nadav Shirman nutzt diese
Grundlage und zeichnet die Geschichte nach. Die Stilmittel, derer er
sich bedient, sind aus Spielfilmen bekannt: treibende Spannungsmusik,
schnelle Montage, Verwendung von nachgestelltem sowie
dokumentarischen Material. Doch im Zentrum der Geschichte stehen
Mosab Hassan Yousef selbst sowie der Mann vom israelischen
Geheimdienst, der ihn rekrutierte: Gonen Ben Yitzhak. Die beiden
schildern chronologisch die Ereignisse, ganz sachlich und klar, mit
einer Ruhe, die ob des unglaublichen Themas beim Zuschauen fast den
Atem raubt und gerade deswegen für unglaubliche Spannung sorgt. Stets
spürt man die Dramatik der Geschehnisse, spürt, wie tief die
Erfahrungen des Spions und seines Vertrauten gehen. Und man kann
nachvollziehen, wie aus einer zunächst professionellen Beziehung eine
Freundschaft wurde. Eine Freundschaft, die stärker ist als die tiefen
Gräben des Hasses, die zwischen Israel und Palästina herrschen. Mosab
Hassan Yousef hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Den Kontakt
zu Gonen Ben Yitzhak jedoch hält er aufrecht. Er hat ihm in die USA
geholfen. Sein Leben für ihn riskiert. Mit THE GREEN PRINCE ist Nadav
Shirman ein spannender und brisanter Dokumentarfilm gelungen, der mit
seiner unglaubliche Geschichte auch Licht in einen hochgradig
aktuellen politischen Konflikt bringt.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/the_green_prince
For no eyes only
Jugendfilm. Deutschland 2013.
Der neue Mitschüler Aaron macht sich in der Hockeymannschaft
richtig gut. Das stinkt Sam mächtig, denn nicht zuletzt wurde er
genau von jenem gerade durch ein böses Foul außer Gefecht gesetzt.
Mit seinem eingegipsten Bein ohnehin nicht gerade mobil, vergräbt er
sich in seiner Bude und spielt bis zum Umfallen Videospiele. Als
einer seiner Kumpels sich einen Scherz erlaubt und sich in Sams
Webcam hackt, entschließt er sich, diese Idee für sich zu nutzen. Er
beginnt ein unmoralisches, voyeuristisches Hobby, in dem er seine
Mitschüler über deren Webcams ausspioniert und heimlich beobachtet.
Dabei macht er durch Zufall bei seinem Konkurrenten Aaron eine
verdächtige Entdeckung und verstrickt sich, zusammen mit seinem
Schwarm Livia, immer tiefer in ein gefährliches Abenteuer. Tali Barde
hat als Autor und Regisseur seinen ersten Langfilm als No-Budget
Produktion selbst produziert. Bei der Wahl dieses hochbrisanten
Themas ist es ihm gelungen, über 97 Minuten die Spannung aufrecht zu
halten. Spürbar nah bewegt er sich an der Welt der Jugendlichen,
fängt den Schulalltag authentisch ein und trifft mit Witz, adäquatem
Musikeinsatz und guten Einfällen genau den richtigen Ton. Geschickt
sensibilisiert er die "Generation Facebook" für diese brisante,
allgegenwärtige Thematik und zeigt auf, wie gläsern man sich durch
die neue Kommunikationskultur macht. Dabei bezieht der Film keine
wertende Stellung und konzentriert sich ganz auf die Welt der
Jugendlichen. Mit FOR NO EYES ONLY erweist sich Tali Barde als echtes
Naturtalent, auf dessen Werdegang man schon heute gespannt sein darf.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/for_no_eyes_only
Magic in the Moonlight
Spielfilm, Komödie. USA 2014.
Stanley Crawford macht so schnell keiner etwas vor. Verkleidet als
chinesischer Hexenmeister Wei Ling Soo verzaubert er die Massen. Er
kennt alle Tricks und weiß genau, wann er einen Betrüger vor sich
hat. Als sein guter Freund Howard ihn bittet, in seinem Auftrag an
die französische Riviera zu reisen, um eine Hellseherin als
Scharlatanin zu entlarven, zögert Stanley nicht. Wer wäre besser als
er dafür geeignet? Dumm nur, dass sich Stanley sehr schwer damit tut,
die "Gabe" der jungen charmanten Amerikanerin Sophie Baker als Lüge
bloßzustellen. Und dumm auch, dass es Stanley selbst immer schwerer
fällt, ihrem Charme zu widerstehen. Es ist die Welt der goldenen 20er
Jahre, die Welt der oberen Zehntausend und die Welt von romantischen
Mondnächten, in die Woody Allen das Publikum mit seinem neuesten Film
entführt. Eine Welt, in der nicht wichtig ist, wer man ist, sondern
wie man erscheint. Allen versetzt sein geschickt miteinander
vernetztes Ensemble in eine Party-Gesellschaft, die zwar
oberflächlich wirkt, die aber doch fähig ist, einander mit spitzer
Zunge zu verletzen, Intrigen zu spinnen und, natürlich, sich zu
verlieben. Die Dialoge sind spritzig, pointiert, drehen sich köstlich
um Nichtigkeiten, sind dabei doppelbödig und voller Andeutungen.
Colin Firth ist als Stanley ideal besetzt. Ein perfekter Gentleman,
gebildet, klug, der mit jeder Geste, mit jedem Blick beweisen will,
dass er sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lässt. Emma Stone als
charmant naive Sophie, deren Augenaufschlag selbst den so rationalen
Stanley von seinem geistig überheblichen Thron hebt, ist dabei das
perfekte Pendant. Diese Mischung aus Verstand und Gefühl verleiht der
Geschichte ihren ganz besonderen Reiz. Wie immer bei Woody Allen
erwarten die Zuschauer perfekt komponierte Bilder und eine
stimmungsvolle Jazzmusik, die den Stil der damaligen Zeit aufs Beste
einfängt und verkörpert. Auch das Set-Design und die Kostüme sind bis
ins kleinste Detail stimmig und liebevoll ausgearbeitet, sodass der
Eindruck entsteht, direkt in die damalige Zeit zu reisen. Das
harmonische Zusammenspiel all dieser Komponenten macht Woody Allens
MAGIC IN THE MOONLIGHT zu einem leichten und spritzigen
Filmvergnügen, das bis zur letzten Minute zauberhaft unterhält.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/magic_in_the_moonlight
Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden
Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com
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