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WAZ: Ein Konzern zerlegt sich selbst. Kommentar von Ulf Meinke zum Umbau von Eon

Geschrieben am 01-12-2014

Essen (ots) - Kohle, Gas und Kernkraft - das war einmal die alte
Eon-Welt. Damit soll bald Schluss sein: Künftig will sich Eon auf
Geschäfte rund um die erneuerbaren Energien konzentrieren. Die
Energiewende verändert das Unternehmen mehr, als es zu erahnen war.
Der Konzern mit seinen 60000 Beschäftigten wird in absehbarer Zeit
zweigeteilt. 40000 Mitarbeiter bleiben bei Eon und sollen sich um
Zukunftsgeschäfte kümmern. 20000 Menschen wechseln in eine neue
Gesellschaft, die sich mit dem alten Eon-Kerngeschäft befasst. Eon
zerlegt sich selbst. Es ist auch das Eingeständnis von Konzernchef
Johannes Teyssen, dass die bisherige Strategie aller Voraussicht nach
nicht zum Erfolg führt. Stattdessen gibt es einen radikalen Neustart.
Das ist ein mutiger Schritt, doch löst er auch die Probleme des
Energieversorgers? Teyssen argumentiert, es sei schwierig, als breit
aufgestelltes Unternehmen sowohl in der neuen als auch in der
klassischen Energiewelt erfolgreich zu sein. Mag sein. Der Betrieb
eines Großkraftwerks ist etwas anderes als die kleinteilige Realität
der Energiewende, in der womöglich fast jedermann seinen Strom selbst
erzeugt oder die eigene Wohnung mit Stromspar-Technologie ausrüstet.
Doch Eon kann sich nicht einfach von der Vergangenheit verabschieden,
um entspannt die Zukunft zu gestalten. Das teure Erbe der Atomkraft
bleibt bestehen - auch in der Eon-Nachfolgefirma. Ob die bisherigen
Finanzrückstellungen ausreichen, ist längst nicht klar. Die Risiken
auf Staat und Steuerzahler abzuwälzen, wäre unsauber. Zudem muss
sichergestellt sein, dass die Technologie in den Kernkraftwerken
nicht in die falschen Hände gerät, wenn Eon Firmenanteile verkauft.
Ob die Neuaufstellung von Eon als Blaupause für andere
Energieversorger dient, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur die
Unsicherheit in der Branche. Zuletzt sind bei Eon innerhalb von
gerade einmal neun Monaten mehr als 2200 Arbeitsplätze weggefallen,
beim Essener Konkurrenten RWE waren es sogar 4400 Stellen. Das trifft
insbesondere NRW. Die einst so stolzen Unternehmen befinden sich im
Schrumpf- und Krisenmodus - und das dürfte noch einige Zeit so
bleiben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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