Weser-Kurier: Kommentar von Marc Hagedorn zur Torlinientechnologie
Geschrieben am 04-12-2014 |
Bremen (ots) - Im zweiten Anlauf hat es nun endlich geklappt: Die
Mehrzahl der Fußball-Bundesligisten verschließt sich nicht länger dem
technischen Fortschritt und hat für die Einführung der
Torlinientechnologie gestimmt. Es war ein längst überfälliger
Schritt. In der Fußball-Bundesliga geht es um Millionen, Millimeter
können über Champions League oder Abstieg entscheiden. Während jeder
Fernsehzuschauer fast augenblicklich oder spätestens nach der ersten
"Super-Zeitlupe" weiß, ob der Ball hinter der Linie oder auf der
Linie war, musste der Schiedsrichter, der arme Kerl, stets ohne
technische Hilfsmittel auskommen. Das ist nun bald vorbei. Ein Glück.
Dabei kann die Einführung der Torlinientechnologie nur der Anfang
sein. Erfahrungsgemäß stellt sich höchstens zwei-, dreimal pro
Spieltag die Frage: Tor oder nicht Tor. Wesentlich häufiger geht es
um andere strittige Szenen: Abseits - ja oder nein, Foul oder
Schwalbe, Handspiel oder kein Handspiel. Es wäre nur konsequent, wenn
die Bundesliga-Macher jetzt ernsthaft darüber nachdächten, ob sie nun
nicht auch den nächsten Schritt gehen - und das wäre der Videobeweis.
Erst seine Einführung wäre eine wahre Revolution. Abseits, Elfmeter,
Foul - das klingt nach einer dauerhaften Zerstückelung des Spiels.
Doch so schlimm ist es gar nicht: Unterbrochen wird das Spiel in
solchen Situationen sowieso meistens, weil es anschließend in der
Regel mit Einwurf, Eckball oder Freistoß weiter geht. In dieser Zeit
ließen sich knifflige Entscheidungen leicht überprüfen. Der Fußball,
so sagen die Technik-Kritiker, verliere zunehmend seine Seele, je
mehr Hightech zum Einsatz komme. Fußball, so argumentieren sie, lebe
doch von Emotionen und Fehlentscheidungen. Die Emotionen aber gehen
dem Fußball doch gar nicht verloren. Die Dortmunder Formkrise, die
Zaubertore von Messi und Ronaldo oder Werders Abstiegskampf bleiben,
Technik hin oder her, immer Themen, die die Fans bewegen werden -
dazu käme nun noch ein Mehr an Objektivität und Gerechtigkeit, und
das kann doch nur gut sein.
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Weser-Kurier
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