Auf Unrecht errichtet – Truppenübungsplatz Döllersheim
Geschrieben am 09-12-2014 |
Döllersheim, Braunau (ots) - - Eine 87jährige Bäuerin beschreibt
in neuem Buch die NS-Zwangsaussiedlung im österreichischen
Waldviertel. Ausgerechnet dort, wo auch die Wurzeln von Hitlers
Familie liegen, trainiert mitunter die deutsche Bundeswehr
"Jetzt sehen wir die Apfelbäume blühen, aber ihre Früchte werden
wir nicht mehr genießen können", das sagte der Schullehrer von
Döllersheim im österreichischen Waldviertel im Jahr 1938 und rang
dabei um Fassung. Damals wurden 42 Dörfer geräumt und 7000 Menschen
vertrieben, um Hitlers Truppenübungsplatz Allentsteig (damals noch
"Truppenübungsplatz Döllersheim") Platz zu machen. Auch dessen
Großmutter Anna Maria Schickelgruber und sein Vater Alois stammen von
hier. Bis heute wird Allentsteig nicht nur vom österr. Bundesheer,
sondern auch von anderen Heeren der EU genutzt, die auf dem
überdimensionierten Gelände von Hitlers Gnaden Krieg spielen - ohne
an Restitution zu denken. Hitler soll hier seinen Russland-Feldzug
erprobt haben.
Zwtl: Sich das Trauma von der Seele schreiben
Für die bäuerlichen Bewohner des Waldviertels war das ein Schock:
"Es ist ein Unterschied, ob man freiwillig von daheim weggeht oder ob
man vertrieben wird", schreibt die Bäuerin Maria Geisberger in jenen
Erinnerungen, die 50 Jahre danach aus ihr herausdrängten und die sie
handschriftlich festhielt. Sie hat ein Geheimbuch über die
traumatisierenden Erlebnisse ihres 11jährigen Ichs geschrieben. Nicht
einmal ihre Familie wusste von den Aufzeichnungen. Nun konnte die
Schriftstellerin Ilse Krumpöck sie für eine gemeinsame
Veröffentlichung in der Edition Innsalz gewinnen.
Zwtl: Unrecht ohne Anklage
So ist das aufwühlende Buch "Das Nordlicht von Döllersheim"
entstanden, das empörende Fakten rund um die Zwangsaussiedlungen
zutage bringt und mit dem eindringlichen, anklagefreien
Gedächtnisprotokoll der Bäuerin Maria Geisberger gespickt ist. Über
den Tag der Umsiedlung schreibt sie: "Meine Mutter hat in diesen
Tagen viel geweint. Besonders, als es ans Zusammenpacken ging. In
"Gott’s Nam" sind wir weggezogen und wieder in "Gott’s Nam" haben wir
in der neuen Heimat angefangen." Die in ihr Schicksal ergebenen
Österreicher erhielten einen knappen Betrag zum Erwerb eines neuen
Hofes. Viele blieben im Waldviertel. Einige bezogen arisierte Häuser
in Wien, die nach dem Krieg wieder restituiert wurden, sodass den
Vertriebenen am Ende gar nichts mehr blieb.
Zwtl: Entschädigungen nur für Kirche und Landesterritorien
Im Juli 1957 stellte eine Historikerkommission im Auftrag der
österreichischen Bundesregierung fest, dass "Enteignungen zu
militärischen Zwecken keine typisch nationalsozialistische Erwerbsart
darstellen und daher auch nicht als Entziehung gewertet werden". Alle
650 privaten Rückstellungsanträge wurden negativ beantwortet. Nur der
Stipendienstiftung Windhag, die dort weitläufige Territorien beisitzt
und von der niederösterreichischen Landesregierung verwaltet wird,
sowie dem katholischen Stift Zwettl wurden Ablösen bezahlt sowie
Gebiete restituiert. "Diese Ungleichbehandlung ist
völkerrechtswidrig. Ich möchte mit meinem Buch dazu beitragen, dass
die Republik dieses schreiende Unrecht an den Nachfahren wieder
gutmacht", sagt Kunsthistorikerin Ilse Krumpöck.
Zwtl: Offene Wunde im Waldviertel
Weiterhin ist der "TÜPL", wie der Truppenübungsplatz Allentsteig
bei den Soldaten heißt, eine offene Wunde im tourismusarmen
Waldviertel: Angrenzende Dörfer leiden unter der Abwanderung,
verlieren ihre Infrastruktur und vererwaisen. Dazu tragen nicht
zuletzt die wenig einladenden Warnschilder rund um das militärisch
abgeriegelte Gebiet und der ständige Gefechtslärm bei. Der TÜPL wird
von den Heeren der gesamten EU immer wieder genutzt, auch von
deutschen Soldaten: Zuletzt 2013. Ende Mai fand dort im Rahmen von
European Advance (EURAD) die größte Truppenübung des Jahres statt.
4.400 Soldaten aus vier Ländern nahmen an der zwei Wochen dauernden
Übung im neutralen Österreich teil. Sie dient als Training für die
europäischen Kampfverbände der EU Battlegroups. Doch weder die EU
noch die österr. Bundesregierung denken je daran, für den Schaden der
Zwangsaussiedlerfamilien Restitution zu leisten.
"Das Nordlicht von Döllersheim", Ilse Krumpöck, Edition Innsalz,
312 Seiten, Gebunden, EUR 20.-
www.edition-innsalz.at
Video: https://www.youtube.com/watch?v=nSJXaYcxxv0
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Presse-Rückfragen und Rezensionsexemplare:
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Mobil: +43-664-4121491
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