Börsen-Zeitung: Im Deflationsmodus, Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 09-01-2015 |
Frankfurt (ots) - Zunächst waren es die immer weiter abnehmenden
Preissteigerungsraten in der Eurozone - auch Disinflation genannt -,
die den Marktteilnehmern Sorgen bereiteten. Denn damit einher ging
immer auch die Sorge, dass die Disinflation auch in die Deflation
münden könnte. Das ist nun geschehen. In der gerade abgelaufenen
Woche kamen die neuen Inflationszahlen oder jetzt besser gesagt
Deflationszahlen. Denn mit einem Rückgang von 0,2% ist die Eurozone
bei der Teuerung im Deflationsmodus angekommen. Das ist das erste
Minus seit Dezember 2009. Und so mancher wird hoffen, dass dieser
deflationäre Ausschlag im Dezember, der in erster Linie mit den
rückläufigen Ölpreisen begründet wird, nur ein Ausreißer ist und sich
hoffentlich nicht zu einer jahrelangen Deflationsphase
weiterentwickelt.
An den Zinsmärkten ist seit geraumer Zeit befürchtet worden, dass
die disinflationäre Entwicklung anhält und letztlich in die Deflation
mündet. Von vielen Marktteilnehmern wurde erwartet, dass die
Europäische Zentralbank (EZB) auf diese Disinflationsentwicklung und
die damit einhergehenden Deflationsgefahren entsprechend scharf
reagieren wird, um die Deflation letzten Endes abzuwenden bzw. es zu
versuchen. Ablesbar war das an den rückläufigen Anleiherenditen, ein
Trend, der gerade im vorigen Jahr exorbitante Ausmaße angenommen
hatte. Es wurde erwartet, dass die EZB mit Asset-Käufen, allen voran
im Fixed-Income-Segment, auf diese Entwicklungen reagieren wird, was
letztlich auch geschah. Seit Oktober kauft die EZB - in stärkerem
Ausmaß als erwartet - Covered Bonds, wozu auch die deutschen
Pfandbriefe zählen, um Liquidität in das System zu pumpen und damit
die Inflationserwartungen zu beeinflussen bzw. an den Märkten zu
verankern. Etwas später kamen dann auch noch Käufe von Asset Backed
Securities (EZB) hinzu.
Kaufprogramm im Blick
Nun stellen sich die Marktteilnehmer auf eine Ausweitung dieser
Programme ein. Bereits in Kürze - womöglich schon auf der nächsten
Sitzung des geldpolitischen Rates am 22.Januar - könnte die
diesbezügliche Entscheidung gefällt werden. Prognostiziert werden
umfangreiche Bondkaufprogramme. Gegenstand von Käufen könnten den
Prognosen zufolge Staatsanleihen, aber auch Unternehmensbonds und
weitere Bankanleihen werden. Darüber würden die Geldschleusen für die
Eurozone dann noch weiter geöffnet - alles nur, um die Deflation bzw.
eine Beschleunigung derselben zu vermeiden. Bei den Volumina dieser
Programme gehen die Prognosen recht weit auseinander. Herumgereicht
werden derzeit im Schnitt 500 bis 700 Mrd. Euro an Kaufvolumen für
die Bonds. Doch es könnte noch mehr werden, wenn die beabsichtigten
Effekte nicht eintreten.
Und wie reagieren die Zinsmärkte auf die aktuelle Entwicklung rund
um abrutschenden Ölpreis, damit einhergehende Konjunkturängste und
die jüngsten Teuerungszahlen, die die Erwartung von EZB-Bondkäufen
nur noch zusätzlich noch untermauern? Die Anleiherenditen sacken
immer weiter in die Tiefe. Vom kurzen Ende der Laufzeitenkurve her
betrachtet, führt dieser Renditerutsch dazu, dass die Sätze immer
stärker negativ werden bzw. immer weitere Laufzeiten vom positiven in
den negativen Renditebereich kippen. So geschehen in der gerade
abgelaufenen Woche. Auch die fünfjährigen Bundestitel haben am Markt
mittlerweile eine negative Rendite. Hält diese Tendenz an, wird der
Bund in Form seines Schuldenmanagers Deutsche Finanzagentur die
nächste Neuemission von fünfjährigen Bundesobligationen, die einen
Tag vor der nächsten EZB-Sitzung ansteht, am Primärmarkt wohl auch zu
negativen Sätzen absetzen.
Und damit tritt dann das nächste Novum ein. Der Bund bietet am
Primärmarkt sechs Laufzeiten an. Am Geldmarkt die beiden Papiere mit
sechs und zwölf Monaten Fälligkeit. Am Kapitalmarkt sind es die
Laufzeiten von zwei, fünf, zehn und 30 Jahren. Die Geldmarktpapiere
und die zweijährigen Bundesschatzanweisungen werden bereits zu
negativen Sätzen platziert. Kommt nun auch noch die mittlere sprich
fünfjährige Laufzeit dazu, verschuldet sich der Bund bei zwei
Dritteln seiner Papiere zu negativen Sätzen, d.h., die Anleger zahlen
in diesen Laufzeiten eine Gebühr dafür, dass sie dem Bund Kapital
überlassen dürfen.
Danach werden die Anleger gespannt darauf warten, dass die
nächsten Marken geknackt werden. Sollte sich die gegenwärtigen
Tendenzen fortsetzen, nimmt die Wahrscheinlichkeit immer mehr zu,
dass auch die zehnjährige Bundrendite noch näher an die Nulllinie
heranrückt. Mit einem Tiefpunkt von 0,43% ist sie davon aber ohnehin
nicht mehr weit entfernt.
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