Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Ernährung und Verbraucherschutz
Mogellobby
Wolfgang MUlke, Berlin
Geschrieben am 14-01-2015 |
Bielefeld (ots) - In bisher ungekannter Größe präsentiert ab
Freitag die Grüne Woche in Berlin Produkte aus Landwirtschaft,
Ernährung und Gartenbau. Die Ernährungsbranche wirbt um Vertrauen.
Vertrauen, das häufig enttäuscht wurde, wie Verbraucherschützer im
Vorfeld kritisierten. Die Ernährungsindustrie hat es leicht mit dem
Verbraucher. Wenn das Image stimmt, fallen viele Kunden im Supermarkt
auf Werbeaussagen herein, die bei genauer Betrachtung in die Irre
führen. Das mag man in vielen Fällen durchgehen lassen. Jeder weiß,
dass eine mit "wie in Italien" angepriesene Tiefkühlpizza es mit dem
Original meist nicht aufnehmen kann. Kritisch wird der laxe Umgang
mit der Wahrheit bei gesundheitsbezogenen Werbeaussagen. Es ist schon
dreist, wie die Industrie dabei mit den Wünschen der Verbraucher im
Hinblick auf deren Gesundheit spielt. Und mit ihren Schwächen. Denn
es mangelt den Kunden nicht an Informationen, doch diese befinden
sich kleingedruckt auf der Rückseite der Verpackung und werden selten
wahrgenommen. Nicht umsonst hat die EU-Kommission mit der sogenannten
Health-Claims-Verordnung einen ersten Schritt unternommen, aus der
Luft gegriffene Gesundheitsversprechen in ein enges Korsett zu
zwängen. Doch wie sich nun zeigt, erfüllt die Verordnung ihren Zweck
nicht. Sie wird umgangen. Oft stehen entweder unerlaubte Botschaften
auf der Verpackung, oder es wird auf die unbewusst irrationalen
Entscheidungen der Verbraucher spekuliert. Denn es gibt viele
Spielräume, den Kunden etwas vorzugaukeln, zum Beispiel einen
geringen Zucker- oder Fettanteil. Strengere Vorgaben sind bei der
Einführung der Verordnung an der Mogellobby gescheitert. Die Praxis
belegt, dass da noch nachgebessert werden muss. Wenn Tricksereien
schon nicht überall verhindert werden können, sollte es doch
wenigstens beim Thema Gesundheit gelingen. Mit der Täuschung muss
hier endlich Schluss gemacht werden. Bis dahin ist es allerdings noch
ein weiter Weg.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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