(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: In der Hand der Verbraucher - Die Auswüchse der Ernährungswirtschaft sind beklemmend

Geschrieben am 15-01-2015

Cottbus (ots) - Wenn Millionen Küken lebendig wie Altpapier
geschreddert werden, wenn Enten und Gänse in Ställen aufgespießt und
Schweine noch lebend gebrüht werden, dann ist was faul in der
landwirtschaftlichen Produktion. Nicht überall in Deutschland wird so
mit den Mitgeschöpfen des Menschen verfahren. Bloße Einzelfälle sind
es aber auch nicht. Wirtschaftliche Interessen im Agrarbereich,
Fahrlässigkeit oder nur die Lust an der Qual führen zu diesen
schäbigen und entwürdigenden Auswüchsen. Vor allem in der
Massentierhaltung. Vielen Menschen ist in den vergangenen Jahren klar
geworden, dass die Erzeugung von Lebewesen nach Masse, dass die
Überflussgesellschaft und die Wegwerfmentalität oft zulasten von Tier
und Natur gehen. Dass wir mit unseren begrenzten Ressourcen
schändlich umgehen. Hierzulande, aber mehr noch anderswo. Denn der
Bedarf der reichen Länder wird in der Regel auf Kosten ärmerer Länder
gedeckt. Dort wird zuallererst das produziert, was wir jederzeit und
saisonunabhängig in den Regalen liegen haben möchten. Doch es gibt
kein Recht auf Erdbeeren im Winter. Tomaten sollten endlich wieder
nach Tomate, Kartoffeln nach Kartoffel schmecken. Soll heißen:
Qualität hat ihre Zeit und ihren Preis. Immer mehr Verbraucher ändern
jetzt ihre Einstellungen. Das belegen die jüngsten Umfragen im
Vorfeld der Grünen Woche, die jetzt in Berlin begonnen hat, und die
Großdemo "Wir haben es satt". Für zahlreiche Konsumenten sind die
politischen Positionen zu Tierschutz, gesunder Ernährung und
Lebensmittelproduktion deshalb sogar schon wahlentscheidend.
Langsam, aber sicher setzt sich diese Erkenntnis auch in den Parteien
durch, die sich zunehmend gegen Agrar- und Tierfabriken wenden und
die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft auch für die
Gesundheit der Bürger in den Blick nehmen. Stichwort
Antibiotika-Einsatz. Selbst die Union ist programmatisch inzwischen
so weit. Zu viel erwarten darf man jedoch nicht. Politische
Veränderungen sind gegen die Landwirtschaft und die mächtige
Lebensmittelindustrie schwer durchsetzbar. Sie müssen mit ihnen
stattfinden. Außerdem agiert der Agrar- und Ernährungsbereich bei den
gesetzlichen Vorgaben eingeengt zwischen Berlin und Brüssel. Das
macht ihn zugleich so anfällig. Die Unübersichtlichkeit und die
Anonymität des innereuropäischen und weltweiten Handels sind eine
zentrale Ursache für zahlreiche Lebensmittelskandale der
Vergangenheit. Erinnert sei nur an das Pferdefleisch in der Lasagne.
Ein chaotisches System aus Händlern und Zwischenhändlern hatte den
Skandal erst möglich gemacht. Konkret helfen können nur mehr
Kontrollen und eine einfachere Rückverfolgung der Produktionskette.
Das internationale Dickicht in der Lebensmittelherstellung wird mit
diesen Maßnahmen allein freilich nicht durchschlagen. Wie dann? Es
klingt banal, aber es ist so: Der Verbraucher hat es in der Hand, er
sollte seine Macht nicht unterschätzen - und sie nutzen. Er kann
durch kluge Kaufentscheidungen Einfluss nehmen und so zum Beispiel
die Rückkehr zur Regionalisierung der Landwirtschaft vorantreiben.
Lieber die Äpfel vom Bauern aus dem Umland nehmen als die aus dem
Ausland, die über Tausende Kilometer angeliefert wurden. In den
hiesigen Regionen, Kaufregalen und Küchen liegt der Schlüssel für
eine schonendere, artgerechtere und verantwortungsvollere Produktion.
Im Interesse der Menschen - und damit auch der Tiere und der Natur.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

559086

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kein Vertrauen mehr in den Euro Ravensburg (ots) - Der Leidensdruck muss hoch sein: Die Schweizer Nationalbank setzt ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel, um sich hopplahopp der Bindung an den Euro zu entledigen. Der Überraschungscoup ist geglückt - und treibt so manchem Schweizer den Angstschweiß auf die Stirn. Zu Recht. Denn dieser Schritt ist tatsächlich gewagt, seine langfristigen Folgen sind kaum absehbar. Auf der Hand liegt, dass vor allem die exportorientierten Branchen wie der Maschinenbau in der Schweiz darunter leiden werden. 60 Prozent ihrer ausgeführten mehr...

  • Börsen-Zeitung: Der Preis der Freiheit, Kommentar zur Schweizerischen Nationalbank von Daniel Zulauf Frankfurt (ots) - Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses ist ein Schock, der die Schweiz noch lange in Atem halten wird. Sofort sichtbar werden die hohen Kosten des Regimewechsels in den zwei- oder gar dreistelligen Milliardenverlusten, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf ihre gigantischen Fremdwährungsbestände nun schlucken muss. An Gewinnausschüttungen, in deren Genuss Bund und Kantone 2015 nochmals kommen werden, ist im nächsten Frühjahr mit Sicherheit nicht mehr zu denken. Bald wird man auch die Auswirkungen auf mehr...

  • Allgemeine Zeitung Mainz: Hessen vorn / Kommentar zur Grünen Woche Mainz (ots) - So optimistisch wie in den vergangenen Jahren schauen Deutschlands Landwirte 2015 nicht in die Zukunft. Die Grüne Woche, größter Branchentreff der Welt, muss sich zwar im Gegensatz zu manchen früheren Jahren mit keinem großen Lebensmittelskandal herumschlagen, aber dafür sind die Preise für Agrarprodukte wieder einmal am Fallen. Reiche Ernte in Kombination mit Putins Einfuhrverbot nach Russland - die europäische Agrarwirtschaft ist seit einiger Zeit auf dem globalen Weltmarkt angekommen und muss sich dort schonungslos mehr...

  • RemaxAsia World Expo hält erste europäische Veranstaltung in Barcelona, Spanien, ab - Barcelona -- der beste Ort, an dem man in diesem Januar beim Umgang mit HEISSEN Themen sein kann - Bereiten Sie sich auf 2015 vor -- es laufen eine Menge Dinge, die sich auf Ihr Geschäft auswirken werden Barcelona, Spanien (ots/PRNewswire) - Recycling Times Media (RT Media), der Organisator der weltweit größten Ausstellung für Druckverbrauchsgüter, RemaxAsia World Expo, hält Mitte Januar die erste europäische Veranstaltung in Barcelona, Spanien, ab, die sich der Digitaldruckindustrie widmet. Die Ausstellung mit dem mehr...

  • WAZ: Mehr Vertrauen zum Kunden, bitte! Kommentar von Michael Kohlstadt zu Flugtickets Essen (ots) - 30 Millionen Flüge weltweit pro Jahr, über 200 Millionen Fluggäste, die allein in Deutschland landen und abheben: Der internationale Luftverkehr basiert auf einem hochkomplexen System, bei dem nicht zuletzt die Sicherheit der Passagiere allerhöchste Priorität genießt. Dass sich Fluggesellschaften dabei gerne durch die volle Vorauszahlung ihrer Kunden lange vor dem Start der Maschine absichern, ist durchaus nachvollziehbar. Dennoch ist eine Revision dieser Vorkasse-Praxis längst überfällig. Dem Prinzip Geld gegen Ware mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht