Weser-Kurier: Kommentar von Alexander Tietz zur Bremer Ausländerbehörde
Geschrieben am 15-01-2015 |
Bremen (ots) - Worte wie "unhaltbar", "fassungslos", "bestürzend"
oder "unzumutbar" gehören an dieser Stelle zum erwartbaren Repertoire
eines Kommentars. Im Fall der Ausländerbehörde wirken diese Vokabeln
beinahe harmlos. Ein anderer Begriff trifft es eher: würdelos.
Würdelos ist das, was das Stadtamt mit Menschen macht, die aus ihrer
Heimat flüchten und nach Bremen kommen. Menschen in der Kälte stehen
zu lassen, ist unsäglich. Es ist diskriminierend. Politiker werben,
fast schon inflationär, für Willkommenskultur, für Toleranz, für
Integration. Wie klingen diese Worte in den Ohren derer, die im
Winter morgens um 5.30 Uhr bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit
ihren Kindern darum kämpfen, am Ende des Tages nicht weggeschickt zu
werden? Selbstverständlich ist das Personal im Ausländeramt knapp.
Die Mitarbeiter an den Schaltern, die am Rande ihrer Kräfte sind,
dürfen als Helden bezeichnet werden. Wer sich selbst ein Bild vor Ort
macht, sieht, wie sehr sie um Fassung ringen, wenn sie einem
Asylbewerber nach dem anderen eine Absage erteilen. Umso dramatischer
fällt der Blick auf jene, die die Verantwortung dafür tragen. Seit
Jahren ist den Vertretern des Stadtamtes und der Innenbehörde die
Lage im Ausländeramt bekannt. Zwar konnten die Wartezeiten teilweise
verkürzt werden. Doch die grundsätzlichen Missstände wurden nicht
beseitigt. Die Warteschlangen vor der Behörde belegen das. Kaum lässt
sich verlangen, alle Asylbewerber an einem Tag zu versorgen. Aber es
darf gefordert werden, ein oder zwei Sicherheitskräfte einzustellen,
die den Asylbewerbern die Türen öffnen und sie in die Wärme holen.
Der Fall der Ausländerbehörde sollte den Entscheidungsträgern in der
Stadt ein Anlass sein, darüber nachzudenken, ob Worte wie
"Willkommenskultur" und "Toleranz" manchmal zu leichtfertig über die
Lippen gehen.
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