NOZ: Gespräch mit Alexander W. Friedrich, Mikrobiologe
Geschrieben am 29-01-2015 |
Osnabrück (ots) - Experte kritisiert Deutschland: Das Thema
Infektionen vernachlässigt
Mikrobiologe Alexander W. Friedrich fordert verstärkte Prävention
- "Vorbild Niederlande"
Osnabrück.- Der Hygieniker und Mikrobiologe Alexander W. Friedrich
hat Deutschland vorgeworfen, das Thema Infektionen außerhalb von
Forschungseinrichtungen in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt
zu haben. Der Professor an der Reichsuniversität Groningen sagte der
"Neuen Osnabrücker Zeitung (Donnerstagausgabe), "ausgerechnet das
Land, das die Bakteriologie und die Hygiene mit Robert Koch und
anderen entwickelt hat, hat seine Tradition vergessen." Es sei
dringend erforderlich, hier wieder anzuknüpfen. "Ziel in der
Landwirtschaft und der Humanmedizin muss es vor allem sein, das
Auftreten von Infektionen bei Tieren und Menschen zu vermeiden",
betonte Friedrich. "Prävention ist das Wichtigste". Dann wären auch
weniger Antibiotika erforderlich. Bei unveränderter Strategie würden
in 30 Jahren nach einer Studie mehr Menschen an Infektionen durch
resistente Erreger sterben als an Tumorerkrankungen. "Und das ist
kein Weltuntergangszenario, sondern kann Realität werden, wenn wir
die Ausbreitung der Resistenzen nicht ernst nehmen", so Friedrich.
Als positives Beispiel für Prävention führte Friedrich, der vor
seinem Wechsel an die Universität Groningen in Köln und Münster
gelehrt hatte, die Niederlande an: Anders als in Deutschland habe man
dort die Tradition Robert Kochs weiterentwickelt, die unsichtbare
Welt zu erkennen bevor sie Schaden am Menschen anrichten könne. "Das
hat dazu geführt, dass heute in jedem Krankenhaus, egal ob groß oder
klein, ein Facharzt für Medizinische Mikrobiologie und
Krankenhaushygiene arbeitet, der sich für Prävention, Diagnostik und
Behandlung von Infektionen verantwortlich fühlt." Einen solchen
Facharzt sollte man auch in Deutschland schaffen. An die
industrialisierte Landwirtschaft appellierte der Wissenschaftler,
alles dafür zu tun, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. "Es
wird der Moment kommen, dass Länder, in die wir Fleisch exportieren
verlangen, dass das Fleisch frei von Antibiotikaresistenzen ist",
betonte Friedrich. Betriebe, die in der Lage seien, so zu
produzieren, würden dann einen wirtschaftlichen Vorteil haben.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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