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Börsen-Zeitung: Optimismus erfasst den Dax, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 30-01-2015

Frankfurt (ots) - Der Januar 2015 wird als einer der
bemerkenswertesten Monate in die Geschichte des Dax eingehen. Denn
der Index hat seit Jahresbeginn um gut 9% zugelegt und mit seinem
fulminanten Anstieg bis auf 10800 die 10000er-Schwelle erstmals
deutlich überwunden. Damit haben die deutschen Standardwerte alle
anderen internationalen Aktienmärkte von Rang hinter sich gelassen
und auch ihre Underperformance gegenüber den Bundesanleihen abgelegt.
Allerdings haben auch deren Halter keinen Grund zu klagen. Durch das
anhaltende Abrutschen der Renditen haben sie mit zehnjährigen
deutschen Staatstiteln, gemessen am Index Grex 10, einen Ertrag von
1,7% eingefahren.

Zu verdanken ist beides der Europäischen Zentralbank (EZB), die
Anleihekäufe für monatlich 60 Mrd. Dollar angekündigt hat. Selbst der
Sieg der linksradikalen Syriza bei der griechischen Parlamentswahl
und der Konfrontationskurs des neuen Ministerpräsidenten Alexis
Tsipras, der vereinbarte Sanierungsmaßnahmen stoppte und am Freitag
auch noch die Zusammenarbeit mit der Troika aufkündigte, konnten auf
den neuen Kurshöhen des Dax nur moderate und kurzlebige
Korrekturbewegungen auslösen. Auch die neuerliche Eskalation des
Ukraine-Konflikts ließ den Index kalt.

Gewinnprognosen sinken

Einen Haken hat die Rally. Die Schätzungen für die
Unternehmensgewinne befinden sich immer noch im Sinkflug. Der Konsens
für den aggregierten Dax-Gewinn je Aktie für das Jahr 2015, der Ende
2014 bei 779 lag, ist im Januar weiter auf 775 Indexpunkte gesunken.
Im Ergebnis hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax von 12,6 auf
13,8 erhöht. Damit steigt das Rückschlagsrisiko, sollten an der vom
Konsens derzeit noch für dieses Jahr erwarteten Steigerung der
Unternehmensgewinne Abstriche zu machen sein.

Allerdings scheint auch in dieser Hinsicht zusehends Optimismus
aufzukeimen, so dass die recht stabile Verfassung des Dax in der
abgelaufenen Woche möglicherweise nicht nur auf die EZB
zurückzuführen ist. Während auf der Unternehmensgewinnseite zuletzt
noch Abwärtsrevisionen dominierten, sorgt die Kombination aus
deutlich niedrigerem Ölpreis und gesunkenem Euro-Außenwert bei den
Konjunkturerwartungen bereits für eine gegenläufige Bewegung. Die
Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum werden
zuversichtlicher. So hat die DZ Bank ihre Erwartung für das
BIP-Wachstum des laufenden Jahres am Freitag deutlich von 1% auf
1,5% angehoben. Während die Renditen am Rentenmarkt nach der
EZB-Ankündigung weiter gesunken seien, habe der Euro gegenüber dem
US-Dollar nochmals kräftig nachgegeben. "Für die deutsche Konjunktur
dürfte Letzteres der wichtigere Faktor sein: Die Absatzmärkte der
deutschen Exportwirtschaft liegen zu fast zwei Dritteln außerhalb des
Euroraums, und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Produkte verbessert sich mit dem schwächeren Euro." Hinzu komme mit
dem Ölpreisrückgang ein weiterer per saldo positiver Faktor. Durch
die sinkenden Energiekosten steige die Kaufkraft von Unternehmen und
privaten Haushalten in Deutschland, was wiederum ihre Konsum- und
Investitionsmöglichkeiten erweitere. Nach Einschätzung des Instituts
beträgt der positive Wachstumseffekt des bis Anfang 2015 um rund 50%
gesunkenen Ölpreises auf das Wachstum 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte.

Auch die Commerzbank hob ihre Wachstumsprognose für Deutschland
aus den genannten Gründen an, und zwar von 1,1% auf 1,5%. Durch den
Rückgang des Ölpreises und die Euro-Abwertung hätten sich die
konjunkturellen Rahmenbedingungen zuletzt spürbar verbessert. Knapp
die Hälfte des Ölpreisrückgangs sei bei den Konsumenten in Europa
angekommen und erhöhe deren verfügbares Einkommen um rund 1%. Ein
Teil davon werde in den Konsum fließen, besonders in Deutschland,
weil die privaten Haushalte und die Unternehmen hierzulande nicht zu
hoch verschuldet seien.

Allerdings glauben die Aktienstrategen der Bank, dass der Dax sein
Aufwärtspotenzial mittlerweile zu einem großen Teil ausgereizt hat.
Die Erholung des Ifo-Index, der schwache Euro und die Ankündigung der
Staatsanleihekäufe durch die EZB hätten den Dax seit Mitte Oktober um
30% nach oben getrieben. "Nun könnten wieder negative Faktoren wie
die Leitzinswende der Fed, das sich abschwächende Wachstum in China,
die Krise in Russland und die Warnstreiks in der deutschen Industrie
in den Blickpunkt der Investoren rücken. Wir erwarten daher für die
kommenden Monate einen Dax-Seitwärtstrend zwischen 10000 und 11200."



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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