Hagen (ots) - Die Schützen fühlen sich missverstanden, sogar in
die reaktionäre Ecke gedrängt: Die Bemühungen, mit ihrem Brauchtum in
das immaterielle Kulturerbe aufgenommen zu werden, haben einen
heftigen Dämpfer erhalten. Wobei die harsche Wortwahl im Schreiben
der Deutschen Unesco-Kommission tatsächlich alles andere als
glücklich war. Das vermag auch eine spätere Entschuldigung kaum aus
der Welt zu schaffen, denn hinter den gewählten Formulierungen
verbirgt sich ja eine eindeutige Haltung. Und die richtet sich
unmissverständlich gegen das Schützenwesen.
Die aktiven
Brauchtumspfleger müssen sich ihrerseits im Klaren darüber sein, dass
die Causa Schützenkönig von Werl-Sönnern dem Bestreben nach
internationaler Anerkennung fraglos einen Bärendienst erwiesen hat.
Das offenbar vorhandene Spannungsgefüge von Tradition und Toleranz
konnte offenkundig nicht nachhaltig aufgelöst werden. Der
ausdrückliche Verweis auf christliche Wertewurzeln als
Ausschlusskriterium gegenüber Andersgläubigen war und ist wenig
hilfreich.
Bislang hat das Schützenwesen auch ohne
Unesco-Lorbeer gut und lebendig existieren können. Dass dies 800
Jahre funktioniert hat, ist indes kein Beweis, dass sich nicht doch
etwas ändern könnte. Und im Hinblick auf die Unesco-Anerkennung eben
auch ändern muss.
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