Börsen-Zeitung: Gefährliches Experiment, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Geschrieben am 05-03-2015 |
Frankfurt (ots) - Jetzt geht es also los: Ab Montag kauft die
Europäische Zentralbank (EZB) in großem Stil Wertpapiere, vor allem
Staatsanleihen. Monat für Monat will sie so 60 Mrd. Euro ins
Finanzsystem pumpen. Da das Programm bis mindestens September 2016
laufen soll, ergibt sich die astronomische Summe von 1,14 Bill. Euro.
Die EZB wagt damit ein gigantisches geldpolitisches Experiment. Man
kann nur inständig hoffen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen
nicht bewahrheiten, und beten, dass das Ganze schnellstmöglich endet
- auch schon vor September 2016.
Die Not, zu diesem letzten Mittel des Quantitative Easing (QE) zu
greifen, ist aktuell nicht gegeben: Die Wirtschaft nimmt dank des
billigeren Öls und des schwächeren Euro an Fahrt auf, eine Deflation
droht nicht. Nun argumentiert so mancher, dass nach Jahren des
Stop-and-go-Wachstums eine Überdosis Stimulus nicht schlecht sein
muss. Aber auch ein Zuviel kann mächtig schaden. Nicht zuletzt steigt
durch eine zu aktivistische, prozyklische Geldpolitik die Gefahr
finanzieller Boom-Bust-Zyklen. Welcher Schaden da droht, hat die
Finanzkrise bewiesen.
Vor allem aber sind Staatsanleihekäufe kein geldpolitisches
Instrument wie jedes andere, zumal in einer Währungsunion. Sie
verändern vor allem auch die Spielregeln: Die EZB droht immer mehr
zum Kreditgeber der letzten Instanz für die Euro-Staaten zu mutieren
- eine Rolle, die sie nicht einnehmen darf. Der laxe Umgang der
EU-Kommission mit dem notorischen Defizitsünder Frankreich muss für
die EZB ein Alarmsignal sein.
Auch deshalb ist es nicht nur irrsinnig, sondern auch fahrlässig,
wenn jetzt gar schon über eine Ausweitung der Käufe - Stichwort: QE2
- spekuliert wird. Die EZB muss sich auch hüten, zum Spielball der
Märkte zu werden. Und schon jetzt gibt es Zweifel, ob sie überhaupt
halten kann, was sie verspricht: Viele Investoren werden nicht
verkaufen können oder wollen. Vielleicht nicht anfangs, aber mit der
Dauer kann das zum großen Problem werden. Sicher, letztlich ist alles
eine Frage des Preises. Aber die EZB kann und darf kein Interesse
haben, Mondpreise zu zahlen.
Jetzt, da die EZB die rote QE-Linie überschreitet, ist die einzige
Hoffnung, dass sich der positive Trend der Wirtschaft festigt. Ist
das der Fall, sollte EZB-Chef Mario Draghi nachdenken, wie lange er
dieses Spiel spielen will. Im Oktober hat er selbst gesagt, die
Ausweitung der Notenbankbilanz sei kein Selbstzweck. Sie sei nur ein
Instrument - und entscheidend sei stets der Ausblick für die
Inflation. Wenn sich dieser früher aufhellt, sollte die EZB nicht
apodiktisch am QE-Ziel festhalten. Dann muss sich Draghi seiner
eigenen Worte erinnern.
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Telefon: 069--2732-0
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