Schwäbische Zeitung: Zum Terroranschlag in Kenia: Wo bleibt der Aufschrei?
Geschrieben am 03-04-2015 |
Ravensburg (ots) - Die meisten unter den Massakrierten waren
Christen. Die somalische Terrormiliz al-Shabaab sortierte bei ihrem
Überfall auf die kenianische Universität Garissa die Studenten aus.
Wer kein Muslim war, erfuhr keine Gnade. In Syrien und im Irak haben
Christen vielerorts nur drei Möglichkeiten: zum Islam konvertieren,
ein fast unbezahlbares Kopfgeld auf den Tisch legen oder fliehen. Nur
wer es auf abenteuerlichen Wegen bis zu uns schafft, kann immerhin
Ostern ohne Angst um sein Leben feiern.
Obwohl die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge vor allem hier in
Baden-Württemberg ausgesprochen hoch ist, sei deshalb die Frage
gestellt: Was ist eigentlich los? Wo bleibt der große Aufschrei, der
über die Fürbitten in den Kirchen hinausgeht, wenn es um die
weltweite Christenverfolgung geht? Die Werte und Traditionen in
diesem Land sind christlich - nur offensichtlich bemerkt das kaum
noch jemand. Vielleicht wollen es auch einige Akteure auch nicht mehr
wirklich zur Kenntnis nehmen. Das hat etwas mit fehlender
Allgemeinbildung sowie mit Geschichts- und Kulturvergessenheit zu
tun.
Während im arabischen Raum und einigen Teilen Afrikas Christen
wegen ihres Glaubens verfolgt und ermordet werden, wird hierzulande
über das Tanzverbot an Karfreitag gestritten. Man möchte über
Piraten, Jusos und Junge Liberale ob ihrer Saturiertheit nur den Kopf
schütteln. Diese drei politischen Gruppierungen überhöhen das Recht
auf Feiern an einem religiösen Trauertag zu einem hehren politischen
Ziel. Im zu Beginn geschilderten internationalen Kontext ist das
schon erbärmlich, für die deutsche Diskussionskultur ein
Armutszeugnis. Niemand zwingt im Namen des Christentums
irgendjemandem auf, wie er sich zu verhalten hat. Niemand muss
glauben, niemand muss sich devot wegducken.
Rücksichtsname und Respekt vor dem anderen sollten aber möglich
sein. Das ist eine der christlichen Kernbotschaften, gerade zu
Ostern. Davon profitieren alle, die in einer liberalen Republik
leben, in der Kirche und Staat getrennt sind, die sich aber ihrer
Wurzeln bewusst ist.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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