Westfalen-Blatt: zum Mindestlohn
Geschrieben am 09-04-2015 |
Bielefeld (ots) - Na also, die Wirtschaft steht doch noch. Sie ist
nach der Einführung des Mindestlohns nicht zusammengebrochen. Also
gibt es auch nichts zu ändern, schlussfolgern Arbeitsministerin
Andrea Nahles und die Gewerkschaften genau 100 Tage nach
Inkrafttreten des Gesetzes. So wenig aber Rom an einem Tag erbaut
wurde, so wenig bricht die deutsche Wirtschaft in ganz kurzer Zeit
zusammen. Das ist aber gar nicht die Frage. Vielmehr geht es darum,
möglichst vielen Menschen zu einem Arbeitsplatz und Einkommen zu
verhelfen. Dabei kann ein durch Hilfen aus dem Sozialetat
aufgebesserter geringer Lohn besser sein als gar kein Einkommen. Alle
reden vom demographischen Wandel und fehlenden Fachkräften. Sie
vergessen, dass nicht jeder zum Ingenieur geboren ist. Es ist
wohlfeil, einen gerechten Lohn auch für diejenigen zu verlangen, die
am Arbeitsmarkt nicht so gesucht sind. Diese Forderung wird
allerdings unglaubwürdig, wenn die gleichen Personen, die die »arme
Verkäuferin«, den »armen Kellner« und die »arme Friseurin« bedauern,
aus Kostengründen immer seltener ins Restaurant gehen, im Internet
einkaufen und ihre Haare nur noch vom Discount-Friseur schneiden
lassen. In der Taxibranche ist schon jetzt feststellbar, dass
Unternehmer insbesondere in der Nacht und auf dem Land das
Fahrangebot reduzieren. Andere Veränderungen vollziehen sich
weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wenn eine Kneipe
schließt, gibt das in der Regel keine Schlagzeilen in der Zeitung.
Dabei gehen auch in diesem Fall Arbeitsplätze verloren. Wohlfeil ist
es auch, den Einwand der Wirte, Handwerker und Kleinunternehmer, der
Mindestlohn sei mit zu viel Zeitaufwand verbunden, lächerlich zu
machen. Wohlfeil - und weltfremd. Das Leben, auch das Arbeitsleben,
ist vielschichtiger, als es zwischen zwei Aktendeckel passt.
Natürlich macht es erst mal keinen großen Aufwand, Beginn und Ende
der Arbeitszeit zu notieren. Doch wann ist »Ende«? Wenn der Barkeeper
noch mit dem letzten Gast ein Schwätzchen hält, kann das auch damit
zusammenhängen, dass er genau wegen der Art von Gesprächen den Beruf
ergriffen hat. Das ist nur ein Beispiel. Bevor ein Unternehmer den
Betrieb wegen des Mindestlohns schließt, wird er versuchen, die
Arbeit zu verdichten: »Wenn du mehr Geld bekommst, musst du in der
gleichen Zeit mehr leisten.« Ob der Stresszuwachs nach dem Geschmack
und Wunsch der Beschäftigten ist, spielt in den Überlegungen der
Mindestlohn-Befürworter keine Rolle. Für so manche Politiker,
Gewerkschafter und Beamte ist es offenbar auch unvorstellbar, dass
jemand eine Aversion gegen zu viel Bürokratie entwickeln kann. So
können sie Einwände der Wirtschaft leicht abtun. Sie werden ihre
Arbeitsplätze nicht verlieren, wenn dem Unternehmer über so viel
Überwachung und Papierkram der Kragen platzt und er seinen Betrieb
schließt.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
564515
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Zur Unternehmens-Ansiedlungspolitik schreibt Maren Beneke: Bremen (ots) - Der Aufschrei war groß, als die chinesische
Regierung zuletzt ihre Wachstumsprognose senkte: Die Wirtschaft im
Reich der Mitte werde in diesem Jahr "nur noch" um sieben Prozent
wachsen. Muss man sich deswegen nun Sorgen machen, dass keine
chinesische Unternehmen ihren Weg mehr nach Deutschland oder gar nach
Bremen finden? Nein! Denn derzeit schwimmen viele Firmen im Reich der
Mitte in Geld. Und sie wollen dieses Geld nicht einfach auf dem Konto
liegen lassen, sondern investieren. Es ist also damit zu rechnen,
dass es mehr...
- Börsen-Zeitung: 100 Tage Ernüchterung, Kommentar zum Mindestlohn von Angela Wefers Frankfurt (ots) - Eine Frist von 100 Tagen ist neuen Amtsinhabern
oder Projekten üblicherweise als Schonfrist vergönnt. In dieser Zeit
werden Anlaufschwierigkeiten verziehen. Dem neuen flächendeckenden
gesetzlichen Mindestlohn der schwarz-roten Regierung war dies
allerdings nicht vergönnt. Die Kritik daran ist nie verstummt. Und
tatsächlich ist die Bilanz nach den ersten 100 Tagen ernüchternd.
Unverändert gilt die grundsätzliche Kritik: Mit dem Mindestlohn
hat Schwarz-Rot in einem weiteren Schritt dem Ordnungsprinzip der
Sozialen mehr...
- WAZ: Wertschätzung für Arbeit. Frank Meßing zum Mindestlohn Essen (ots) - Erwartungen und Befürchtungen gab es viele, als der
gesetzliche Mindestlohn zum Jahresbeginn eingeführt wurde. Die
Debatten über die inhaltliche Ausgestaltung des Gesetzes gehen
weiter. Nach 100 Tagen ist erkennbar, dass der Mindestlohn nicht nur
eine Gerechtigkeitslücke schließt, sondern auch für erheblichen
bürokratischen Aufwand sorgt. Da gibt es sicherlich
Nachbesserungsbedarf. Am Beispiel der Spargelbauern zeigt sich, dass
der Mindestlohn kein sozialistisches Hexenwerk ist. Die Tarifpartner
haben sich aufgrund mehr...
- Weltweite Technologieführer geben der 2015 China Information Technology Expo mit der Vorstellung der letzten Industrietrends neue Impulse Beijing Und Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - Die dritte China
Information Technology Expo (CITE) öffnete ihre Tore am 9. April und
die Besucher konnten sich auf eine neue, digitalisierte Welt freuen,
die mit den letzten Produkten der Unterhaltungselektronik und den
fortschrittlichsten Technologien vorgestellt wurde.
Foto - http://photos.prnewswire.com/prnh/20150409/197555
[http://photos.prnewswire.com/prnh/20150409/197555]
Unter dem Motto "Entdeckung von IT-Träumen, Teilen digitaler Zeit"
bietet die Messe, die größte und mehr...
- MyCartis gibt Ernennung von Dr. Jan Groen in den Vorstand bekannt Gent, Belgien Und Lausanne, Schweiz (ots/PRNewswire) -
~ Vorstandsvorsitzender von MDxHealth wird neuer unabhängiger
Direktor ~
MyCartis NV teilt heute mit, dass Dr. Jan Groen, eine ausgewiesene
Führungspersönlichkeit für Diagnostik, in den Vorstand des
Unternehmens gewählt wurde. Dr. Groen ist derzeit Präsident und
Vorstandsvorsitzender von MDxHealth, einem multinationalen
Unternehmen im Gesundheitswesen, das an umsetzbaren epigenetischen
Informationen für die personalisierte Diagnose und Behandlung von
Krebs arbeitet. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|