Börsen-Zeitung: Bekloppt, Kommentar zu Negativzinsen von Bernd Wittkowski
Geschrieben am 15-04-2015 |
Frankfurt (ots) - Es ist gerade mal zehn Wochen her, da wurde dem
Vorstand der KfW die nicht wirklich ernst gemeinte Frage gestellt,
wann die Förderbank gedenke, Kredite mit Negativzins zu vergeben,
also ihren Schuldnern respektive den an die Endkunden durchleitenden
Banken etwas dafür zu zahlen, dass sie sich bei dem Institut Geld
leihen. Inzwischen bereitet sich die von Bund und Ländern getragene
Bank allen Ernstes auf dieses Szenario vor und diskutiert es mit
ihrem Verwaltungsrat und den Bankenverbänden. Die KfW kann sich ja
ihrerseits heute bis zur zehnjährigen Laufzeit nicht nur für lau
refinanzieren, die Anleihegläubiger - vielfach Zentralbanken - werfen
ihr das Geld hinterher und zahlen gar 40 Basispunkte drauf. "Wie kann
man so bekloppt sein?", fragt sich nicht nur KfW-Chef Ulrich
Schröder. In Zukunft wird wohl auch noch die
Vorfälligkeitsentschädigung von der Bank an den Kreditnehmer fließen
statt umgekehrt. Schließlich entgeht ihm bei frühzeitiger Tilgung der
Negativzins. So schnell holt die Realsatire die Satire ein.
So weit haben nicht mal die Autoren des Alten Testaments oder des
Koran gedacht: Der Schuldner ist der Wucherer der Neuzeit. Zinsverbot
- schön und gut. In der katholischen Kirche hielt es sich bis ins
19., im weltlichen Recht immerhin bis ins 17. Jahrhundert. Aber ein
Verschuldungsbonus oder eine Kreditprämie - weitere Vorschläge zur
Nomenklatur bitte an die Redaktion der Börsen-Zeitung - ist so wenig
überliefert wie die als Terminus von der Commerzbank kreierte (und
zum "Börsen-Unwort 2014" gekürte) "Guthabengebühr" auf der
Passivseite.
Jetzt also ist die Aktivseite der Bilanz dran. In Dänemark gab es
diesen Fall jüngst schon. Ansonsten waren Negativzinsen - bei
Staatsanleihen längst Usus - vor kurzem auch bei Corporate Bonds
angekommen. Im Kreditgeschäft hingegen können - zum Leidwesen
potenzieller Schuldner - die IT-Systeme der KfW wie wohl auch vieler
Geschäftsbanken einen Rabatt noch nicht verarbeiten. Dabei hätte die
Tatsache, dass der von der Bundesbank veröffentlichte Basiszinssatz
des Bürgerlichen Gesetzbuchs schon im dritten Jahr negativ ist, eine
Warnung sein können.
Doch jenseits aller technischen, rechtlichen, ordnungspolitischen,
kulturellen oder philosophischen Fragen, die diese Zeitenwende hin
zur Bestrafung der Sparer und zur Incentivierung der Schuldenmacher
aufwirft, muss man die Kreditwirtschaft hier mal in Schutz nehmen:
Wie wir alle durfte sie davon ausgehen, bei der Geldpolitik der EZB
handele es sich um Satire. Heute wissen wir, dass es real
existierender Surrealismus ist.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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