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Schwäbische Zeitung: Aus der Zeit gefallen

Geschrieben am 16-04-2015

Ravensburg (ots) - Sechs Worte von Ferdinand Piëch genügten, um
Volkswagen in eine Krise zu stürzen. Mit dem lapidaren Satz "Ich bin
auf Distanz zu Winterkorn" entzog Piëch dem VW-Vorstandchef vor einer
Woche das Vertrauen.

Gab sich Winterkorn zunächst noch kämpferisch, so ist sein Abgang
wohl nur noch eine Frage der Zeit. Ein Vorstandsvorsitzender ist kaum
zu halten gegen den Willen eines Aufsichtsratschefs, der überdies
einer der größten Aktionäre ist.

Gemessen an seinen Erfolgen widerfährt Winterkorn Unrecht. Er hat
diesen kaum regierbaren Koloss mit 600000 Mitarbeitern und 118 Werken
saniert und an die Weltspitze geführt. Seitdem Winterkorn im Amt ist,
stieg der Kurs der VW-Aktie um 350 Prozent. Mit beträchtlichem
Geschick beschwichtigte er den mächtigen Betriebsrat, der bei
Volkwagen traditionell ein Staat im Staate ist und sich als parallele
Geschäftsführung versteht. Er bekam die niedersächsische
Landesregierung mit ihrem eigentümlichen Vetorecht in den Griff. Und
er arrangierte sich mit den Familien Porsche und Piëch, gegen die
niemand in Wolfsburg regieren kann.

Nun hat ihn sein früherer Förderer Ferdinand Piëch fallen lassen.
Der Aufsichtsratschef entschied sich dafür, Winterkorn öffentlich zu
demütigen. Über seine Motive kann nur spekuliert werden. Kleine Makel
der Marke VW genügen nicht, um die Entmachtung Winterkorns zu
rechtfertigen. Manche vermuten hinter Piëchs Winkelzügen ein
egoistisches Ziel: Der 77-Jährige wolle verhindern, dass Winterkorn
ihn an der Spitze des Aufsichtsrats beerbt.

Der Leistung Piëchs gebührt Respekt, der undurchsichtige Mann mit
dem verschmitzten Lächeln taugt als Romanheld. Doch als Manager ist
Piëch aus der Zeit gefallen. Für eigensinnige Wirtschaftskapitäne ist
kein Platz mehr in der globalisierten Wirtschaftswelt. Weltkonzerne
wie VW müssen von Profis gelenkt werden, die sich an Zahlen, Fakten
und Spielregeln halten. Das Schicksal eines Topmanagers darf nicht
mit Halbsätzen besiegelt werden, geschweige denn vom Gutdünken eines
greisen Milliardärs abhängen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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