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Single Supervisory Mechanism / Bankenaufsicht: Verschärfte Regularien zwingen Banken zu strategischer Neuausrichtung (FOTO)

Geschrieben am 23-04-2015

München, Zürich (ots) -

- Universalbankenmodell steht unter Druck
- Angloamerikanische Kreditinstitute sind bei der Restrukturierung
europäischen Wettbewerbern einen Schritt voraus
- Banken benötigen flexiblere Formen der Refinanzierung

Deutsche Banken müssen ihr Portfolio in den kommenden drei Jahren
deutlich verschlanken. Der Grund: Im Rahmen der einheitlichen
Bankenaufsicht (Single Supervisory Mechanism) verlangt die
Europäische Union von den Kreditinstituten detaillierte sowie
vorausschauende Kapital- und Liquiditätsberichte. Der Aufwand für die
Erstellung und Prüfung dieser Analysen in der geforderten Detailtiefe
ist jedoch enorm - vergleichbar sogar mit umfangreichen
M&A-Transaktionen. Nach umfassender Überprüfung dürften etliche der
heutigen Geschäftsfelder als unwirtschaftlich und nicht nachhaltig
bewertet werden und eine grundlegende strategische Neuausrichtung in
vielen Banken nach sich ziehen. Dies zeigen Marktbeobachtungen der
internationalen Managementberatung Bain & Company.

Die neuen Berichtspflichten lösen die bisherige Praxis ab,
wichtige Bankkennzahlen wie die Eigenkapitalquote auf Basis
historischer Betrachtungen zu ermitteln. Fortan erwartet die
EU-Bankenaufsicht, dass die Kreditinstitute regelmäßig darlegen, wie
sie die zu erwartenden Risiken einzelner Geschäftsfelder einschätzen
und mit welchen Auswirkungen sie auf ihr Geschäftsmodell rechnen
(Abb. 1 und 2). "Vielen Banken fehlen geeignete Modelle, um künftige
Entwicklungen im eigenen Risikoprofil abzubilden und frühzeitig
Anpassungen bei der Eigenkapitaldeckung vorzunehmen", erklärt Dr.
Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company und Bankenexperte.
"Die Konzentration auf nachhaltig profitable Geschäftsfelder ist
daher eine logische Konsequenz, um den aufsichtsrechtlichen
Anforderungen zu entsprechen."

Internationale Großbanken wie Citibank oder HSBC haben dieser
Entwicklung bereits vorgegriffen und aufgrund regulatorischer
Erfordernisse in den USA und Großbritannien ihr Portfolio
verschlankt. Ein kleineres Portfolio bedeutet weniger Risikofaktoren
und mehr Stabilität in der Eigenkapitalausstattung der Banken. Um
gleiche oder ähnliche Risikogruppen zu bündeln, sind allerdings
radikale Einschränkungen im Angebot, aber auch organisatorische
Trennungen nötig. So wird verhindert, dass ein in Schieflage
geratenes Geschäftsfeld die gesamte Bank in Mitleidenschaft zieht.

"Global Multi Banks" gehört die Zukunft

Die europäische Bankenlandschaft wird sich deutlich verändern.
Statt weniger großer Institute, die alles anbieten, geht der Trend
hin zu einem Netzwerk aus Tochtergesellschaften mit spezialisierten
Geschäftsfeldern. Vorbild sind Entflechtungsprozesse, wie sie die
Branchengrößen UBS und Credit Suisse längst angestoßen haben. "Diese
Banken folgen einer Strategie, die der Gesetzgeber mit der Trennung
von Investment-Banking und Einlagengeschäft bereits vorgezeichnet
hat", so Huber. "Tatsache ist: Die Zeit der großen Universalbanken
geht zu Ende." Aktuelle Entwicklungen auch in Deutschland bestätigen
diese Tendenz.

In den europäischen Banken ist entschlossenes Vorgehen bei der
Restrukturierung gefragt. Die Zeit drängt. Angloamerikanische
Kreditinstitute kennen das Instrument der organisatorischen Trennung
schon länger. Entsprechend sind sie bei der Umsetzung vielen
europäischen Wettbewerbern gegenüber im Vorteil und haben gute
Chancen, etablierten Anbietern im Euroraum Marktanteile abzunehmen.

Auch Refinanzierung auf dem Prüfstand

Eigenständige Geschäftseinheiten mit klarem Fokus sollten darüber
hinaus die Refinanzierung erleichtern. Aus regulatorischer Sicht
eignen sich dafür unter anderem Instrumente, die bei der
Eigenkapitaldeckung hohe Flexibilität bieten. Dazu gehören etwa
sogenannte CoCo-Bonds, die besonders schnell die Umwandlung von
Fremd- in Eigenkapital ermöglichen. Seit 2009 haben die global als
systemrelevant eingestuften Banken Risikoaktiva von rund einer
Billion US-Dollar abgebaut und gleichzeitig Eigenkapital sowie
Rücklagen um 80 Prozent gesteigert. "Diese strukturellen Anpassungen
reichen aber nicht aus, um kurzfristig auf ein verändertes
Risikoprofil zu reagieren", betont Bankenexperte Huber. "Darüber
hinaus brauchen die Banken flexible Möglichkeiten der
Refinanzierung."

Über den Single Supervisory Mechanism (SSM)

Seit November 2014 stehen 120 Banken im Euroraum unter direkter
Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB). Die verschärften
Berichts- und Kontrollpflichten betreffen Häuser mit einer
Bilanzsumme von mindestens 30 Milliarden Euro oder 20 Prozent der
Wirtschaftsleistung eines Landes. Kreditinstitute, die während der
Finanzkrise staatliche Unterstützung erhalten haben, stehen ebenfalls
unter besonderer Aufsicht. Der EU-Gesetzgeber hat mit dem Single
Resolution Board (SRB) zudem ein Zentralgremium geschaffen, um die
Abwicklung maroder Banken zu erleichtern. Die entsprechenden
Regelungen treten im Laufe des Jahres 2015 in Kraft.

Bain & Company

Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 51 Büros in 33 Ländern und
beschäftigt weltweit 5.700 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.



Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlspatz 1,
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246,
Mobil: +49 (0)151 5801 1246


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